Abacus will ins benachbarte Ausland

Die Softwareschmiede will im nächsten Jahr expandieren und denkt über eine flächendeckende Präsenz im deutschsprachigen Raum nach.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/08

   

Abacus ist bei der betriebswirtschaftlichen Software unbestritten Schweizer Marktführer. Das belegt der letzte Netzreport der Fachhochschule beider Basel und nennt auch gleich die Gründe dafür: Die Abdeckung spezifischer Schweizer Bedürfnisse und die hohe Servicequalität, die von den Abacus-Partnern geboten wird. Dennoch stehen Branchengiganten wie SAP und Microsoft nicht Gewehr bei Fuss. Ist die geplante Expansion von Abacus ins benachbarte Ausland demnach als eine Flucht nach vorn zu verstehen? Thomas Köberl (Bild), Mitbegründer der St.Galler Softwareschmiede und Mitglied der Geschäftsleitung, winkt ab: «Wir laufen keineswegs vor Microsoft und Co. davon aber wir wollen ihnen auch das Terrain nicht kampflos überlassen. Die Marktuntersuchung zeigt, dass derzeit niemand den Schweizer Markt eindeutig beherrscht. So sehen wir hier durchaus noch Potential für uns.»
Für diese Einschätzung spricht, dass Abacus nicht nur den neuen Schweizer Lohnausweis integriert hat sondern auch als erster Anbieter mit «Digital ERP» auf die seit diesem Jahr in der Schweiz gesetzlich geregelte, elektronische Unterschrift und die nunmehr mögliche, digitale Aufbewahrung der Geschäftsbücher reagiert hat (siehe IT Reseller 22/04).

Kunden in Deutschland

Gegenüber IT Reseller stellt Köberl klar: «Der Gedanke an eine Expansion kam uns aufgrund von Anpassungen, die wir für bestehende Kunden machten.» Sozusagen als «Beta-Kunde» in deutschen Landen diente das Modehaus Armani. Armani betreut von München aus den deutschen und den Schweizer Markt und rapportiert ins Hauptquartier nach Italien. Dafür wurden Mehrwertsteuer und Zahlungsverkehr an EU-Erfordernisse angepasst. Es folgte die LGT-Bank – die liechtensteinische Privatbank des Fürstenhauses – die in Vaduz bereits mit Abacus arbeitete. Für Deutschland allerdings standen die St. Galler in Konkurrenz mit SAP. «Der Entscheid fiel nicht zuletzt aus Kostengründen zu unseren Gunsten aus», erklärt Köberl nicht ohne Stolz. Als drittes Unternehmen in Deutschland führt nun ein Unternehmensberater in Stuttgart mit rund 50 Mitarbeitern Abacus samt Leistungsabrechnung und Fakturierung ein. Für eine eigentliche Expansion existiere zwar vorläufig weder ein Business-Plan noch ein Budget, sagt Köberl, aber: «Für ein deutschsprachiges Unternehmen ist der Schritt nach Deutschland und Österreich naheliegend.»

Nicht ohne meinen Partner

Im nächsten Jahr soll es so weit sein. «Das Stuttgarter Projekt befindet sich noch in der Erprobungsphase», erklärt Köberl, «aber wenn diese abgeschlossen ist und die entsprechenden Erfahrungen vorliegen, werden wir über genügend Referenzen verfügen, um uns nach einem deutschen Partner umsehen zu können.» Dass es nicht ohne einen Partner geht, ist für Köberl klar: «Wir sind Entwickler, keine Verkaufsorganisation. Dass wir alles über Partner machen, hat sich in der Schweiz bewährt. Es gibt keinen Grund, das zu ändern.»
Zudem wäre es vermessen, meint er, den deutschen Markt von St.Gallen aus bearbeiten zu wollen. Und hofft natürlich, dass dies auch umgekehrt für die grossen Software-Konzerne gilt, die im hiesigen ERP-Markt vermehrt Fuss fassen möchten. (fis)


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