Der 63-jährige Howard Stringer (Bild) ist der erste Nicht-Japaner, der den Sony-Konzern seit der Gründung vor 59 Jahren leitet. Sein Vorgänger Nobuyuki Idei hat schon vor längerer Zeit im stillen Kämmerlein beschlossen, sich ein Jahr früher als geplant von seinem Posten zurückzuziehen. Der Grund: Idei hatte grosse Einbrüche in Bereichen hinnehmen müssen, in denen
Sony traditionsgemäss lange Jahre absolute Weltspitze war. Sony hatte zum Beispiel den Trend zu Flachbildschirmen verschlafen, während Konkurrenten wie
Samsung und
Sharp Sony im TV-Bereich den Rang abgelaufen haben. Bei DVD-Rekordern wurde Sony von Matsushita links überholt und
Apple stellte mit seinem iPod dem Walkman-Erfinder in die Ecke.
Nun hat der neue CEO vorletzte Woche bekanntgegeben, er wolle Sony wieder weltweit den Ruf verschaffen, den das Unternehmen verdiene. Stringer muss das zweite Standbein des Konzerns neben dem Entertainmentgeschäft, die Unterhaltungselektroniksparte, wieder auf Kurs bringen. Der Bereich hatte im letzten Jahr 254 Mio. Euro Verlust eingefahren. Die anderen Konzernbereiche konnten das Minus zwar ausgleichen, doch das Ziel, zehn Prozent vom Umsatz als Gewinn auszuweisen, hatte Idei verfehlt.
Zurück zur Marktführerschaft
Idei hatte zwar bei
Sony das Geschäft mit Media-Inhalten vorangetrieben, das grosse Problem aber ist, dass Sony im Bereich der Produktion von Unterhaltungselektronik die frühere Führerschaft verloren hatte. Die Entwicklung und Produktion von innovativen, marktführenden Produkten ist denn auch das oberste Ziel von Stringer. Gleichzeitig wird es die Aufgabe des Briten sein, die Ressourcen der Unterhaltungselektronik mit dem Entertainmentgeschäft von Sony zu integrieren. Neben der globalen Geschäftsführung wird er seine Funktion als Chef des Amerika-Geschäfts und des Entertainment-Sektors weiterhin ausüben. Der gebürtige Brite mit US-Pass hatte bereits bei der Bildung von Sony BMG Music Entertainment, dem Gemeinschaftsunternehmen mit der deutschen Bertelsmann AG, eine führende Rolle gespielt. Geschickt hat er die Rolle des Amerika-Chefs gestärkt, hatte dieser Posten doch vor seinem Amtsantritt in den USA gegenüber der japanischen Konzernzentrale eine reine «Papierfunktion».
Handys, TV, Video
Der frühere Fernsehjournalist und erfahrene Medienexperte Stringer weiss immer wieder geschickt, Annekdoten fürs Marketing einzusetzen. So soll er beispielsweise schmunzelnd erzählt haben, die Queen hätte bei seiner Ernennung zum Sir zu ihm gesagt, sie käme mit den vielen Pfeilen auf den Sony-Fernbedienungen nicht zurecht. Stringer sieht seine Stärke darin, Leute zusammenzubringen. Die Unterhaltungssparte wird in Zukunft sicher enger mit dem Elektronikbereich zusammenarbeiten müssen, denkt man beispielsweise an Produkte wie die Spielkonsole Play Station oder die MP3-Player.
Er wird in Japan auch kaum mit dem eisernen Besen kehren, muss aber dafür sorgen, dass der Konzern bei der Hardwareproduktion wieder profitabel wird. Vor zwei Wochen hat er nun verlauten lassen, dass
Sony in Zukunft weniger, dafür aber profitablere Unterhaltungselektronik herstellen werde. Mit Handys (Sony Ericcson), Flachbild-Fernsehgeräten und Video-Equipment will er die Elektronik-Abteilung wieder auf Vordermann bringen. Wie genau die Pläne aussehen werden, wird Sir Howard im September bekanntgeben. (mh)
Like No Other
Mit der globalen Marketingkampagne «Like no Other» will
Sony seine Position wieder als «branchenfestes Unternehmen» stärken, wie es heisst. Der neue Slogan soll auf den in der Vergangenheit wichtigen Werten wie Innovation und neue Technologien aufbauen und das Marken- und Produktbewusstsein der Kunden bei jedem Kontakt mit Sony steigern. David Patton, Senior Vice President for Communications bei Sony Europe dazu: «Dabei handelt es sich nicht nur um einen neuen Slogan, sondern gleichzeitig um ein Bekenntnis zu den starken Sony-Produkten der Vergangenheit, die die Grundlage für Erfolge in der Zukunft bilden.»
Play Station Porno
Weil
Sony seine Play Station Portable (PSP), die mobile Spielkonsole, auch mit Multimedia-Funktionen bestückt hat und diese marketingmässig herausstellt, hat jetzt Japans Pornoindustrie das Gerät für sich entdeckt. Wie die japanische Tageszeitung «Mainichi Daily» berichtet, sollen japanische Pornofilme auf der Basis von UMD, den Datenträgern für die PSP, diese Tage auf den Markt kommen. Sony distanzierte sich erwartungsgemäss von den Schmuddelangeboten, kann sie aber nicht verhindern.