Es ist zwar richtig, dass mit 1260 Ausstellern gut zweieinhalb Prozent mehr Firmen als Aussteller an der IT-Messe Systems vertreten sind als im Vorjahr. Aber traf sich vor Jahren noch das «Who-is-Who» der Branche in München, stellt sich heute eher die Frage: «Wer um alles in der Welt ist das?» Dabei soll gar nichts gegen die vertretenen Aussteller gesagt werden. Man trifft in München durch die Bank weg professionelle Lösungen – auch von kleinen und kleinsten Anbietern. Es gilt aber die Zugkraft renommierter Hersteller auf das Fachpublikum zu bedenken, wenn man einen Messeplatz anbietet. Es kann nicht die Aufgabe der Aussteller sein, durch aktive Terminvereinbarung im Vorfeld für Besucherandrang zu sorgen. Allzu oft hört man von den Ausstellern aber, dass man bei der Kosten/Nutzen-Kalkulation gar nicht erst auf Laufkundschaft gesetzt hat.
Die Ausstellungsfläche ist von zwölf prallgefüllten Messehallen zu den besten Zeiten der Systems auf nur noch sechs sehr luftig bestückte Hallen geschrumpft. Als Ergebnis dieser Entwicklung sind dieses Jahr auch nur noch sieben Schweizer Unternehmen im Ausstellerverzeichnis vertreten.
Mount10 und Solitas
Zwei von ihnen beschäftigen sich mit dem Thema Dokumentenmanagement. Mount10 legt den Messefokus dabei auf die Archivierungslösung Hifreezer und zeigt das Einsparungspotential bei Backup-Kosten auf, wenn man Daten regelmässig und gemäss den gesetzlichen Vorgaben für Dokumentenarchivierung aus dem «aktuellen» Datenbestand herausnimmt. Zudem zeigt Mount10 eine Lösung, die E-Mails unverändert archiviert, bevor sie den Empfängern zugestellt werden, was verhindert, dass ihre Authentizität im Nachhinein angezweifelt werden kann.
Einen etwas längeren Weg zurück in den Markt hat Solitas mit der Document-Management-Solution-Lösung Infostore vor sich. Das Unternehmen, das seit kurzem zur SoftM-Gruppe gehört, hatte mit seinen Produkten etwas Boden verloren, als der Versuch einer Investorengruppe scheiterte, aus zwei DMS-Anbietern und einem Übersetzungssoftware-Unternehmen eine automatisierte DMS-Transliteration-Lösung zu bilden.
Franz Wiesholler, Vorstand bei
SoftM, stellte jedoch gegenüber IT Reseller klar, dass Solitas seine Produkte selbständig pflegen und weiterentwickeln wird. Dort, wo innerhalb der SoftM-Gruppe Know-how schon vorhanden wäre, würde man den Kollegen gerne helfen, ansonsten vertraue man auf die Kompetenz und Motivation der Schweizer Mannschaft. Nun gelte es erst einmal, Infostore wieder den Stellenwert am Markt zu verschaffen, den das Produkt verdiene.
HP und Herr Gschwend
Zumindest eine Menge Hochachtung verdient der kleinste der Schweizer Aussteller. Adrian Gschwend von der Berner Fachhochschule hält tapfer das Fähnlein der OS/2-Gemeinde aufrecht. Sein Ziel ist es, Unternehmen die Migration von Daten auf zeitgemässen Datenbank- und Betriebssystemen wie Ecomstation 1.2 zu ermöglichen. Ungefähr genauso gross wie der Stand von Herrn Gschwend ist der Stand von
HP Schweiz. In der Halle B2 findet man eine Ablage, zwei Monitoren, eine Infotafel und einen Visitenkartenstapel des HP-Mitarbeiters beim Aussteller gegenüber. Der Andrang war so gross, dass der Kollege lieber ins Büro arbeiten ging. Terminvereinbarung per Handynummer auf der Visitenkarte.
SAP-Partner und ein Einbrecher
Ergänzungen zu SAPs Business One bieten Consult Inform aus Zürich und Swisslog aus Buchs/Aarau. Erstere stellen mit Project Account eine Projektmanagement- und Abrechnungslösung vor. Die auf der Systems vorgestellte Version bietet erweiterte Möglichkeiten für Bearbeitung und Customising. Swisslog dagegen bietet mit Warehouse One ein Business One nachgelagertes Lagermanagement für typische KMU an.
Während Symsalabim als Vertreter der Linux-Fraktion inzwischen ein etabliertes Mitglied der IT-Welt ist,
ist das Dienstleistungsunternehmen Compass Security Network mit Sicherheit ein Exot auf IT-Messen. Wer Ivan Bütler in seiner ruhigen Art am Stand stehen sieht, kann sich nur schwer vorstellen, mit einem Einbrecher zu sprechen. Das Team von Compass Security testet professionell die Sicherheit von Unternehmensnetzwerken.
Klein klein
Was bleibt als Fazit? Irgendwie sind die Schweizer Firmen repräsentativ für die vertretenen Aussteller. Wer sich die Zeit nimmt, findet eine Vielzahl kompetenter und kreativer Lösungsanbieter, aber Aussteller und Besucher sind auf sich allein gestellt. Nur Hallen zu vermieten, ist für einen Messeveranstalter einfach zu wenig. Es gibt kein Konzept, wirre Themenbeschreibungen und die Messeleitung leidet an völlig überzogenen Einschätzungen der eigenen Wichtigkeit. Die Hersteller von Hardware-Komponenten sind schon weg. Firmen wie
IBM oder
SAP füllen ihre Stände mit regionalen Business-Partnern, und Innovationen oder wenigstes interessante Produktvorstellungen fehlen zur Gänze. Allein Filmemachern bietet sich hier die Chance, das Remake eines Klassikers zu drehen. Titel: «Liebling ich habe die Messe geschrumpft.» ™