Digital Home ist bei
Fujitsu Siemens Computers (FSC) ein wachsendes Segment und ein immer wichtiger werdendes Thema. Immerhin entfallen 22 Prozent des Umsatzes auf den Consumer-Bereich. Obwohl eine klare Strategie in diese Richtung noch fehlt, wird im Hause
FSC das Thema Digital Home wohlüberlegt angegangen. Ein unkontrollierter Wildwuchs hinsichtlich neuer Geräte soll vermieden werden.
Jetzt hat jedoch zuerst einmal das lukrative Weihnachtsgeschäft Vorrang. Immerhin werden 40 Prozent des Jahresumsatzes in den letzten drei Monaten des Jahres generiert. IT Reseller hatte an der FSC-Hausmesse Visit 2005 in Augsburg Gelegenheit, Bernd Bischoff (Bild), President und CEO, zu interviewen.
IT Reseller: Kann man sich heute noch auf ein gut florierendes Weihnachtsgeschäft verlassen?
Bernd Bischoff: Im Consumer-Geschäft auf jeden Fall. Jetzt wo IT und CE immer mehr verschmelzen und die Preise fallen, passiert immer etwas. Das war allerdings nicht immer so. 2002 beispielsweise war für uns das schwächste Weihnachtsgeschäft der letzten 20 Jahre.
Sie haben die sinkenden Preise angesprochen. Entsprechend gehören immer kleiner werdende Margen mittlerweile zum Alltag. Werden die Margen weiter schrumpfen?
Ja. Ich glaube, dass es weiterhin einen Margenzerfall von fünf bis zehn Prozent pro Jahr geben wird. Ich kann momentan leider auch nicht erkennen, dass unsere Industrie reifer wird. Da ist die Pharmazie beispielsweise besser dran. Zwar herrscht auch dort ein starker Wettbewerb, trotzdem werden immer noch gute Margen erzielt. Die machen sich nicht gegenseitig fertig. Die IT-Industrie ist zwar eine sehr wettbewerbsfähige, aber zum Teil auch dumme Industrie, um es mal auf den Punkt zu bringen.
Sie halten nach wie vor am Standort Deutschland fest. Ausserdem sagten Sie in Ihrer Keynote, dass
FSC von hier aus ein höheres Level bieten könne als die ausländische Konkurrenz – vor allem im Digital-Home-Bereich. Heisst das, Sie bieten europäische Ideen für den europäischen Kunden?
Ja genau. Wir als IT-Unternehmen haben sehr viel Know-how in Kommunikation und Computing und bereits Erfahrung in der Verschmelzung von IT und CE. Mit dem Heimstandort Deutschland haben wir im Gegensatz zu US-Konzernen den Vorteil, bereits europataugliche Lösungen parat zu haben. Kommunikations-Know-how zu erlangen ist im übrigen schwieriger als schönes Design zu kreieren.
Da Sie gerade das Design ansprechen. Wird das im Hause FSC kreiert?
Wir haben zwar eigene Leute, trotzdem lassen wir einen Teil unserer Geräte extern designen. Denn gerade bei den Consumer-Produkten ist das Aussehen enorm wichtig. Hinzu kommt die Integration. Es nützt nichts, wenn sechs Geräte zu Hause stehen und das siebente passt hinten und vorne nicht dazu, oder die Geräte können nicht miteinander kommunizieren.
Aber auf einheitliches Design und übergreifende Kommunikation setzen alle in diesem Bereich tätigen Firmen.
Nein, das sehe ich nicht so. Die meisten werfen einfach Produkte auf den Markt – auch Standalone. Wir gehen das Ganze etwas langsamer an. Bevor wir von einer Digital-Home-Strategie sprechen und ins Wohnzimmer vorpreschen, prüfen wir unsere Produkte hinsichtlich Integration und Benutzerfreundlichkeit auf Herz und Nieren. Viele Features lassen sich heute beispielsweise gar nicht mehr einbauen. Es macht also keinen Sinn, alte Technik in die Zukunft mitzuschleppen. Für eine saubere Strategie müssen wir uns überlegen, welche Technik wir integrieren wollen. Das ist auch der Grund, weshalb wir uns mit einer klaren Festlegung unserer Strategie noch ein bisschen schwer tun.
Flachbildschirme gehören auch zum FSC-Produktportfolio. Und genau in diesem Segment tut sich einiges auf dem Markt. Nebst LCD- und Plasmatechnik kommt nächstes Jahr auch noch die von Toshiba und Canon entwickelte SED-Technik dazu. Worauf wird FSC setzen?
Das ist genau der Grund, warum wir noch nicht von einer klaren Digital-Home-Strategie sprechen. Es passiert alles noch einen Millimeter zu früh. Wir haben hier in Augsburg ein Digital-Home-Team, das sich mit genau diesen Fragen auseinandersetzt. Wir sind also mitten in der Aufbauphase. Jedes Jahr zwei, drei Produkte auf den Markt zu werfen ist nicht unser Ding. Wir wollen etwas sinnvolles herausbringen. Wir waren in diesem Jahr zum ersten Mal an der IFA-Berlin vertreten. Ich hatte den Eindruck, dass 80 Prozent der vorgestellten Produkte Fernseher waren. Welchen Sinn macht die grossartigste Digital-Home-Strategie, wenn sich am Ende alles nur um Fernseher dreht?
Sie geben sich recht bescheiden, wenn es um die Zukunft und eine entsprechende Strategie geht. Meines Wissens war Fujitsu Siemens doch immerhin eines der ersten Unternehmen, das ein Media Center auf den Markt brachte.
Das Erste!
Okay. Aber die Verkaufszahlen sind noch nicht dort, wo Sie sie gern hätten. Fehlt noch etwas, sind die Geräte noch zu unreif?
Nein, es fehlt nichts. Es existiert einfach noch kein grosser Markt. Wir sind noch zu früh. Der Erfolg eines Media Centers ist von vielen Aspekten abhängig. Wenn beispielsweise mehr Content für Media Center angeboten wird, steigt automatisch die Nachfrage. Unser Ziel für letztes Jahr war es, bis zu 25’000 Stück zu verkaufen. Das haben wir geschafft. Ich persönlich nutze das Activy Media Center seit zwei Jahren zu Hause. Es kann durchaus vorkommen, dass ich abends um zehn meine E-Mails übers Media Center anschaue und diverse Nachrichtenportale nach News durchstöbere. Meinen Desktop-PC oder andere Geräte nutze ich kaum noch.
Mittlerweile entfallen 22 Prozent des FSC-Umsatzes auf Consumer-Produkte. Wird das für FSC ein Markt der Zukunft sein?
Ja klar. Der Consumer-Bereich ist ein wichtiger Teil unseres Geschäfts. Gerade weil wir von der IT und Kommunikation her kommen, werden wir im Bereich Digital Home künftig einiges beitragen können. Und nicht zuletzt verdienen wir mit Media Centern oder Fernsehern gutes Geld.
Interview: Silvio Miklau
Bernd Bischoff
Bernd Bischoff ist seit 1.Juli 2004 President und Chief Executive Officer von
Fujitsu Siemens Computers. Seit Mai 2001 war er als Executive Vice President für Sales, Marketing und Customer Services bei
Fujitsu Siemens Computers verantwortlich. Bernd Bischoff verfügt über jahrzehntelange Erfahrung sowohl in der IT-Branche als auch im Marketing- und Vertriebsbereich. Nach dem Studium zum Diplomkaufmann war Bernd Bischoff zunächst bei
IBM Deutschland als Trainer und Vertriebsbeauftragter und danach 21 Jahre bei
Hewlett-Packard tätig, wo er mehrere strategische Positionen in Deutschland verantwortete. In seinen sieben letzten Jahren bei HP war er als Vice President und General Manager für Handelspartner und Vertriebskanäle.