Karl «Kari» Hoppler (Bild) ist in seiner Heimat Sursee mindestens so bekannt wie der Stapi, und auch über die Region Zentralschweiz hinaus kennt man ihn. Der Mann, der die Rolling Stones liebt, hat mit Mick Jagger nicht nur das Geburtsjahr gemeinsam. Hoppler ist, um bei dem Vergleich zu bleiben, wie der Stones-Frontmann eine «Rampensau».
«Etwas Show gehört dazu», sagt er, als wir in der Tiefgarage des Bison-Hauptsitzes in Sursee in seinen Mercedes einsteigen. «Die Karre hat 460 PS, es spornt die Mitarbeiter an, wenn sie sehen, dass sich der Einsatz auszahlt.» Sein Werdegang ist in der Tat eine Erfolgsgeschichte. Nach seiner Ausbildung als Statiker und Aufenthalten in den USA und London arbeitete er bei
IBM und wechselte 1970 als IT-Leiter zur VLGZ. «IBM hat mich damals quasi mit der neuen 360/20 mitgeliefert», sagt er. 1974 gründete er die Firma Data-Unit und 1983 die Agro-Data. Unterstützt wurden diese Vorhaben nicht zuletzt durch die VLGZ, die heutige Fenaco. «Es war am Anfang nicht leicht, als Zentralschweizer IT-Unternehmen Dienstleistungen anzubieten. Die Kunden fanden, es sei mit dem Standort Sursee und dem Namen Agro-Data etwas viel Kuhmist auf einem Haufen.»
Das Vorhaben gelang aber trotzdem, die Agro-Data wuchs stetig, war immer erfolgreich und fusionierte im Jahr 2001 zur
Bison Group. Heute macht Bison Systems mit 160 Mitarbeitern in Sursee, Winterthur und Bern rund 90 Mio. Franken Umsatz und gehört zu 70 Prozent der deutschen
PC-Ware. Sein jüngster Coup ist die Gründung einer Niederlassung in Basel, die am 1. April eröffnet wird (IT Reseller berichtete).
Ideen aus dem Alltag
Hoppler ist ein Patron wie er im Buche steht. Noch immer ist er an vielen regionalen und lokalen Anlässen anzutreffen. So ist er in diversen Clubs und Vereinen mit dabei, ist Mitglied in 14 Donatorenclubs, und schliesslich ist der begeisterte Tennisspieler Ehrenpräsident des Tennisclubs Sursee. Diese ihm eigene Geselligkeit und Kontaktfreudigkeit ist ein wichtiger Grundpfeiler seines beruflichen Erfolgs.
So kam auch seine jüngste Geschäftsidee durch Kontakte und den direkten Draht zu den Menschen und ihren Problemen im Alltag zustande. Hoppler bereitet seine neueste Dienstleistung vor, die zu einem festen Bestandteil des Angebots werden soll: Die Konvergenz von IT und Unterhaltungselektronik: «Mit einer modernen Vernetzung im Wohnbereich und einem Media-Center wird der Bildschirm zum zentralen Informationsmedium für TV, Video, Fotos und Internet. Ein Einfamilienhaus hat heute Anforderungen wie ein KMU. Es braucht Vernetzung von verschiedenen Geräten, Telefonie, Security etc.»
Hoppler ist fest davon überzeugt, dass die Unterhaltungselektronikhändler und auch die Elektrotechniker mit den neuen Technologien überfordert sind und es deshalb eine Firma wie Bison Systems braucht, die sich mit Profis des Problems annimmt. «Ein Media-Center ist schliesslich nichts anderes als ein PC. PCs sind immer interessant fürs Geschäft, denn sie funktionieren nie.»
Den Schritt in die UE-Branche will Hoppler aber nicht direkt angehen. Er plant, mit Retailern wie Expert, Fust oder Media Markt zusammenzuarbeiten. Letztere sollen den Kunden die Produkte und Dienstleistungen verkaufen, während Bison Systems im Hintergrund mit ihren über 80 Netzwerk- und Kommunikations-Technikern in der gesamten Deutschschweiz die Installationen und Services übernehmen wird.
Vergangenheit und Zukunft
Interessant ist auch, was Hoppler zum Trendthema VoIP meint: «Wir hatten diese Technologie bei Bison Systems bereits 1999 als erste Firma überhaupt eingeführt. Heute interessiert das schon nicht mehr wirklich, denn VoIP ist nichts als eine zusätzliche Applikation. Es hat zu wenig Fleisch am Knochen für eine eigene Business Unit.»
Eine eigene Abteilung zu gründen oder eine Businessidee in die Tat umzusetzen, ist überdies nicht mehr so einfach. «Früher konnten wir neue Technologien sofort und versuchsweise in die Realität umsetzen. Heute muss jede Idee einem Businessplan folgen, und es braucht für alles Juristen, Machbarkeitsanlysen und Budgets.» Ja, die Zeiten haben sich geändert, seit Hoppler Anfang der siebziger Jahre bei
IBM arbeitete. Hoppler beklagt nicht zu Unrecht den Wandel in der Geschäftskultur. «Vor allem in grösseren Betrieben und Konzernen erscheinen immer mehr geklonte MBA-Absolventen. Manager, die glauben, mit Zahlen und Analysen alles erklären und lösen zu können.» Diese uniforme Strategie, die nur Hard Factors kenne, führe dazu, dass alle dasselbe tun. «Aber wenn alle auf den Zehenspitzen stehen, sieht auch keiner mehr nach vorn.» Diese Manager seien «unproduktive Machtverwalter», ist er überzeugt. «Sie sind introvertiert, fahren einen Audi und verkörpern die in Blech gepresste Langeweile. Sie haben höchstens einmal im Jahr einen Rausch und erst noch keinen spektakulären.»
Einen Klon gibt es nicht
Hoppler ist fest davon überzeugt, dass trotzdem die Persönlichkeit, das Image und Auftreten einer Firma und ihrer Mitarbeiter den Erfolg ausmachen. «90 Prozent wird mit dem Bauch entschieden. Man darf die rechte Gehirnhälfte deshalb nicht verkümmern lassen.», sagt er. Irgendwann wird Hoppler kürzertreten, und er bereitet sich schon jetzt auf eine Zeit ohne Bison vor. «Ich suche einen Nachfolger», sagt er zu IT Reseller. Aber kann man sich eine Bison Systems ohne Hoppler überhaupt vorstellen? Wohl kaum. Und da man ihn nicht klonen kann, ist es nur gut, will er sich in den nächsten zwei, drei Jahre noch voll einsetzen. «Selbst wenn ich dereinst nicht mehr operativ die Firma leiten werde, bin ich in Zukunft für die Kontaktpflege zuständig.» (mh)