Nicht nur in den Unternehmen, auch zuhause wachsen die Datenberge in den Himmel: Heimanwender knipsen Tausende von Digitalfotos, laden Musik und Filme aus dem Internet herunter oder produzieren sogar ihre eigenen Filme. Die PC-Industrie ist dem stetig steigenden Bedarf an Speicherplatz mit immer grösseren Festplatten begegnet. Doch vielen Anwendern reichen 200 Gigabyte längst nicht mehr aus. Sie benötigen dringend zusätzlichen Speicher für ihre digitalen Schätze. IT Reseller hat sich bei Distis, im Handel und bei Herstellern umgehört, um herauszufinden, mit welchen Produkten sich rund um die Datenflut gute Geschäfte machen lassen.
Festplatten stapeln sich zuhause
Wenn Anwender Hunger auf Gigabytes haben, dann freut das vor allem die Hersteller von Festplatten:
Western Digital, Maxtor,
Seagate,
Trekstor,
Freecom,
Lacie,
Teac,
Philips oder Archos führen unter anderem auch die beliebten USB-Disks im Angebot. «Heimanwender bewältigen die steigende Datenflut meistens auf diese Weise. Externe Harddisks sowie externe Harddisk-Gehäuse verkaufen sich sehr gut», weiss Christian Köck, Managing Director der eben erst von
Brack übernommenen
COS Distribution. «USB-Disks laufen konstant auf hohem gutem Niveau», sagt auch Roland Brack vom gleichnamigen Komponentendistributor und Shopbetreiber.
Auch Hanspeter Weiss, Managing Director von
Actebis, glaubt an das Geschäft mit externen Festplatten: Das Absatzvolumen nehme stückzahlenmässig zu, meint er. Doch der grosse Reibach lässt sich damit in der Distribution wohl nicht mehr machen: «Leider frisst der Preiszerfall die technische Innovation auf», klagt Weiss.
Aus der Sicht von Joel Broc, dem Vertriebsleiter von
Iomega für die Schweiz und Österreich, fusst der Erfolg von externen Festplatten auf dem guten Verhältnis von Preis und Leistung: «Der Preis pro Gigabyte ist hier am günstigsten.» Das Verwenden einer externen Disk sei zudem unkomplizierter und schneller als das Brennen der Daten auf CD oder DVD.
Die Renner im Handel sind laut André Eberhard, Product Manager von
Interdiscount, externe 3,5-Zoll-Platten von Lacie und WDL mit Kapazitäten von 200 und 250 GB, während bei den kleineren 2,5-Zoll-Platten vorwiegend Kapazitäten von 40 und 80 GB nachgefragt würden. Bei allen Vorteilen muss bedacht werden, dass USB-Festplatten für eine dauerhafte Archivierung nicht geeignet sind. Probleme ergeben sich etwa bei einem Festplattencrash. In einem solchen Fall droht der Totalverlust der gesammelten Datenschätze.
Netzwerkspeicher als Media-Center-Ersatz
Denjenigen Anwendern, die sich ein Heimnetzwerk eingerichtet haben, eröffnen sich in jüngster Zeit auch Alternativen zu USB- oder Multimedia-Disks (siehe Kasten): Netzwerk-Speicherlösungen (NAS), die bis vor kurzem ausschliesslich in Unternehmen zum Einsatz kamen, sind mit Preisen um die 1000 Franken inzwischen auch für Heimanwender attraktiv geworden. «Für jedermann mit einem Netzwerk gewinnen NAS-Systeme ganz klar an Bedeutung», sagt Roland
Brack. Als Beispiel nennt er die Geräte von
Synology: «Sie verkaufen sich von Monat zu Monat besser und haben selbst meine kühnsten Umsatzerwartungen übertroffen.» Entscheidend für den Erfolg dieser Systeme, die mit mehreren Festplatten bestückt und einfach in ein Heimnetz integriert werden können, sei neben der Hardware auch die umfangreiche Software-Funktionalität: «Trotzdem bleiben Bedienung und Konfiguration sehr einfach», so
Brack.
Wegen dieser Einfachheit sieht er NAS-Systeme sogar als künftige Alternative zu aufgebohrten Media-Center-PC: «Im Vergleich mit einem PC bietet eine solche Diskstation gewichtige Vorteile, wie etwa geringeren Stromverbrauch, gemeinsame Datenablage oder Multimedia-Funktionen wie das Streaming über den UPNP-Standard (Universal Plug and Play)», so
Brack. Der NAS-Markt wachse sehr schnell und eine Sättigung sei nicht in Sicht, da mit solchen Geräten immer neue Möglichkeiten realisiert werden könnten.
Mit der Terastation von
Buffalo führt auch
Actebis eine vergleichbare Lösung zu den Synology-Systemen im Angebot: «Dieser einfache NAS-Server kann mit bis zu einem Terabyte bestückt werden und ist eine ideale Speicherlösung, auf die alle Teilnehmer im Heimnetz sogar drahtlos zugreifen können», so Hanspeter Weiss. Eine solche Lösung biete natürlich auch weit mehr Sicherheit als einzelne USB- oder Multimedia-Disks: «Das Produkt kann nach den RAID-Standards konfiguriert werden. Daten, die auf einer Disk abgelegt werden, können somit auf einer anderen gespiegelt werden», so Weiss weiter.
In der Tat haben nur gerade ungefähr 20 Prozent der Heimanwender und Kleinstfirmen ihr Backup-Problem heute professionell gelöst, weshalb Lösungen, die hier entsprechende Sicherheit bieten, an breiter Front auf dem Vormarsch sind. Vertrieben wird die Terastation laut Weiss vornehmlich über ausgewählte Fachhändler im Lowend-Bereich: «Sie findet aber wegen dem Preiszerfall zunehmend auch ihren Weg in den Retail-Kanal», sagt der Actebis-Chef.
PC-Hersteller machen ihre Hausaufgaben
Ihre Hausaufgaben in Sachen zusätzlicher Speicher für Heimanwender machen auch die PC-Hersteller, etwa
Hewlett-Packard: «Wir haben bei einigen Modellen unserer Desktops ein so genanntes Personal Media Drive eingebaut», erklärt Priska Sameli, Sprecherin von HP Schweiz. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche, vorne in den PC einschiebbare Festplatte, die gleichzeitig auch als externe Festplatte für den Laptop verwendet werden kann. Das Personal Media Drive ist gegenwärtig in Kapazitäten von 160 und 300 GB verfügbar.
Für das Heimbüro und kleine Unternehmen versucht HP neuerdings auch seine Einsteigerlösung im Tape-Bereich zu positionieren: «Je nach Datenvolumen empfehlen sich auch Tape-Drives. Ihr Vorteil liegt darin, dass sich viele Daten auf kleinem Raum sichern lassen. Anschliessend kann man das Band leicht in einem kleinen Safe verstauen oder ausserhalb des Hauses zum Schutz vor Feuer oder ähnlichen Risiken aufbewahren», so Sameli weiter. Auf die Tape-Lösungen von HP und anderen hat es übrigens Iomega mit dem vor rund zwei Jahren eingeführten und auf einer proprietären Festplatten-Technik basierenden REV-Laufwerk abgesehen: «REV hat sich vor allem im KMU-Bereich als Alternative zu Tape-Lösungen etabliert. Im Heimmarkt konnte sich das System allerdings bis jetzt nicht durchsetzen», sagt Broc von
Iomega. Preislich komme ein REV-Laufwerk mit den dazugehörigen Wechselmedien natürlich teurer zu stehen als eine externe Festplatte, das System sei aber immer noch wesentlich günstiger als eine Tape-Lösung.
Daten selber lagern oder auslagern?
Im Zug der steigenden Popularität von ASP-Lösungen und Outsourcing stellt sich natürlich die Frage, ob Heimanwender ihre Daten zwingend selber aufbewahren oder ob sie diese nicht besser in die Obhut eines spezialisierten Dienstleisters übergeben sollten. Eine solche Vision hat etwa Mark Lewis, Entwicklungschef von
EMC: «Wir werden nach dem KMU-Markt nicht auch noch in den Heim-Markt einsteigen», sagte Lewis unlängst am Rande der Kundenveranstaltung Out of the Box in Baden zu IT Reseller. Vielmehr sieht der EMC-Vordenker ein grosses Potential für Speicher- und Backup-Services, die künftig etwa von Internet-Providern erbracht werden sollen: «EMC will nicht jedem Heimanwender ein SAN verkaufen, vielmehr wollen wir unsere Grosssysteme den Providern liefern. Diese können solche Systeme dann entsprechend partitionieren und den Konsumenten Backup- und Speicher-Services anbieten.» In der Praxis scheint die Vision vom hohen EMC-Gipfel allerdings noch nicht gelandet zu sein: «Solche Dienste für Heimanwender sind gegenwärtig nicht in Planung», sagt dazu Josef Huber, Pressesprecher der Bluewin-Mutter
Swisscom Fixnet, «der Preis pro Gigabyte wäre viel zu hoch». Erwarten dürfe man von Bluewin in Kürze aber Backup-Services für KMU.
Roland Brack äussert bezüglich Speicher-Services noch ganz andere Bedenken als nur den nackten Preis: «Würden Sie Ihre Fotos und persönlichen Daten einer Plattform zur Aufbewahrung und Sicherung übergeben?» fragt er rhetorisch. Lieber würden Heimanwender Daten aus eigener Schusseligkeit verlieren, als dass sie diese jemandem anderen zur Aufbewahrung überlassen würden, glaubt
Brack. «Ich beobachte eine gewisse Abneigung der Endkunden, sich in solche Abhängigkeiten von externen Dienstleistern zu begeben», sagt auch Hanspeter Weiss und erinnert an den Ausfall eines webbasierten E-Mail-Systems bei
Sunrise und den Verlust tausender Kundenmails. Auch wenn es also komplizierter ist: Die Datenberge werden vorerst wohl weiterhin bei den Anwendern lagern. Ob auf interner oder externer Festplatte oder in einem ausfallsicheren NAS-System diese Entscheidung bleibt jedem Anwender selber überlassen. Und wie auch immer die Wahl ausfällt: Die Hersteller, Distis und den Handel freut’s bestimmt. (bor)
Multimedia-Disks auf dem Vormarsch
Als neue Produktgruppe sind vor Jahresfrist diverse Multimedia-Harddisks in den Handel gekommen. Dabei handelt es sich um USB-Festplatten, die dank einem eingebauten Chipsatz Multimedia-Dateien wie Fotos, Musik und Filme ohne einen PC darstellen können. Sie verfügen meist über eine Fernbedienung und können direkt am Fernseher oder an der Stereoanlage angeschlossen werden. Somit lösen sie auch das dringendste Problem des Homo Sapiens Digitalis: Sie stellen eine bequeme Möglichkeit dar, um
die Multimedia-Dateien vom Büro ins Wohnzimmer zu bringen.
«Dieser Markt ist neu, wächst aber schnell, vor allem weil diese Systeme durch ihre Einfachheit überzeugen», sagt dazu Roland
Brack. Für André Eberhard von
Interdiscount stellen die Multimedia-Disks von Herstellern wie Rapsody oder
Iomega ebenfalls ein ernstzunehmendes Feld dar: «Die Benutzerzahl dieser neuen Medien nimmt ständig zu und wird sich auch weiter stark entwickeln, weil die Kunden die vielen zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten solcher Systeme erkennen.»