Die Business Software Alliance (BSA) ist bekannt für ihre markigen Sprüche und ihre Drohungen gegen Softwarepiraten. «Das Netz zieht sich zu», heisst der Slogan der aktuellen Kampagne, mit der Unternehmen angesprochen werden sollen, die möglicherweise mit unlizenzierter Software arbeiten. «Gewerbsmässige Urheberrechtsverletzungen werden heute mit empfindlichen Geldstrafen, in besonders schweren Fällen sogar mit Freiheitsstrafen geahndet», warnt die BSA, ein Zusammenschluss bekannter Softwareunternehmen wie
Microsoft,
Adobe und
Symantec, der auch in der Schweiz aktiv ist. Das ist vom rechtlichen Standpunkt her sicher korrekt, doch kommt es in der Realität nur verhältnismässig selten auch wirklich zu einer Verurteilung.
Um ihre Angstmacher-Kampagnen zu unterstützen, veröffentlicht die BSA ab und zu Berichte über spektakuläre Verurteilungen im Zusammenhang mit illegaler Software. Ein Fall aus der Schweiz war bisher aber noch nicht dabei, obwohl wir auch hierzulande laut den letzten Zahlen des Marktforschers IDC vom Mai 2006 noch immer eine Piraterierate von 27 Prozent haben. Im Vergleich zum Jahr zuvor bedeutet dies zwar eine Reduktion um ein Prozent, jedoch wird also noch immer mehr als jede vierte Software illegal genutzt.
Das Netz scheint sich also allen Bemühungen zum Trotz nicht so schnell zuzuziehen wie erhofft.
Neben allem Trommeln und Wettern, geht die BSA aber auch gezielt gegen Firmen vor, die gegen geltendes Urheberrecht verstossen. 2004 wurden europaweit gegen 1203 Firmen rechtliche Schritte eingeleitet. Von Staatsseite wurden im gleichen Jahr zudem 1372 Durchsuchungen durchgeführt, weil Verdacht auf Einsatz von Raubkopien bestand.
Ein Grossteil der Aktionen der BSA besteht aber in der Einschüchterung potentieller Täter. Und von denen gibt es viele; speziell in Unternehmen soll es oft zu illegalen Machenschaften kommen - oftmals unbeabsichtigt wohlgemerkt. Denn laut dem Flugblatt der aktuellen Kampagne ist «illegale Software häufig nicht das Resultat krimineller Energie, sondern das Ergebnis von Nachlässigkeit im Bereich IT-Lizenzmanagement.» Und zu Nachlässigkeiten kommt es schnell: «Wächst die Auftragslage und mit ihr der Bedarf an Software, werden illegale Software-Kopien oder das gemeinsame Nutzen von Einzelplatz-Lizenzen schnell zur akzeptierten Norm», weiss der Branchenverband.
22'000 Arbeitsplätze
Die angeblichen Folgen der Piraterie für die Softwarebranche sind enorm: Allein in der Schweiz soll 2005 ein Schaden von 462 Millionen Franken entstanden sein. Bis 2009 hätten 22’000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden können, falls man die Piraterierate auf 18 Prozent senken könnte. Solche Zahlen sind jedoch zuweilen nur mit Mühe nachzuvollziehen. (slz)