Als erste Amtshandlung konnte Adrian Schlund aussuchen, wo die Niederlassung von BT (ehemals British Telecom) in der Schweiz in Zukunft liegen soll. Das war Anfang November letzten Jahres. Seine Wahl fiel auf Wallisellen, mit
Microsoft als Nachbar. «Entscheidend war die Nähe zum Flughafen», erklärt Schlund, «wir haben viele Leute, die mehrmals pro Woche fliegen.» Er selbst gehört auch dazu. Neben der Verantwortung für das Schweizer Geschäft ist der 39jährige auch für Griechenland und Österreich zuständig und zudem Mitglied des EMEA-Managements von BT.
Diese internationalen Aufgaben waren es, die ihn besonders reizten an seinem neuen Job. Für BT hingegen war er aufgrund seines IT-Hintergrunds interessant. Das traditionsreiche britische Unternehmen will nämlich seine Aktivitäten im Bereich der Konvergenz von Telefonie und IT weiter ausbauen.
Vor seinem Wechsel zu BT sammelte Schlund von Anfang 2004 bis Mitte 2006 Erfahrungen als Schweizer Chef von
Siemens Business Services. Noch heute ist er stolz, dass er dort zusammen mit seinem Team den Turnaround schaffte, den Anteil an externem Nicht-Siemens-Umsatz steigerte und so den Schwund in Wachstum drehte. Er blickt gerne auf jene Zeit zurück, und entsprechend dauerte es ihn, dass viele seiner ehemaligen Kollegen unter der schlechten Presse über die Pensionskassen- und Schwarze-Kassen-Affäre leiden.
Sichtbar werden
Seine neue Aufgabe bei BT erfordert nun dieselben Fähigkeiten, wie er sie bereits bei
Siemens umsetzen konnte. Das Unternehmen hat hierzulande ein Wahrnehmungsproblem. Das liegt zu einem guten Teil auch daran, dass die Niederlassung bis anhin im Irgendwo zwischen Flughafen und Glattbrugg neben einer Grossbäckerei versteckt war. Der Umzug an eine bessere Lage wird hier helfen und BT in ein öffentlicheres Licht rücken.
Ein weiterer Grund, weshalb das Unternehmen hierzulande kaum beachtet wird, liegt am Kundenstamm. BT spricht mit seinen Dienstleistungen im Bereich Corporate Networking multinationale Firmen aus der Top-100-Liga an. Ein erlauchter Kreis zwar – neben dem man als Dienstleister aber im Schatten steht. Dieses britisch gefärbte Understatement soll sich nun ändern. Denn immerhin stehen rund 100 Angestellte auf der Schweizer Lohnliste.
Letztlich geht es auch darum, sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten. Direktester Herausforderer von BT ist France Telecom und die dazugehörige Abteilung
Orange Business Services, die im selben Geschäft aktiv ist, wie es BT in der Schweiz betreibt. In der Schweiz ist
Swisscom der grösste Infrastrukturanbieter.
Mit dem Schweizer Ex-Monopolist steht BT in einem vielschichtigen Verhältnis: Swisscom ist Lieferant, Partner und Konkurrent zugleich. BT nimmt für sich in Anspruch, stark in der Innovation zu sein, sagt Schlund, schliesslich habe man ja viel Ressourcen in den Aufbau des gegenwärtig modernsten Netzwerks gesteckt
Hemdsärmligkeit mit Stil
Adrian Schlund scheint gut zu BT zu passen und sich wohl zu fühlen im Klima. Und: Er trägt gerne Barbour-Jacken sowie - even more british - rahmengenähte Loak-Schuhe.
Bei
Siemens habe er eine schweizerisch gefärbte Betriebskultur kennengelernt, erzählt er. Gleichzeitig bestünden in diesem Unternehmen sehr klare Hierarchien. Zuvor bei
IBM kam er hingegen mit dem angelsächsischen Stil in Kontakt. Da werden die Hemdsärmel hochgekrempelt und über die Hierarchiestufen hinweg lockere Umgangsformen gepflegt. Bei BT trifft er nun auf ein Mittelding – Hemdsärmligkeit mit Stil, sozusagen.
Seine Art, ein Unternehmen zu führen, bezeichnet er als kooperativ: «Ich delegiere viele Aufgaben und Kompetenzen, erwarte aber im Gegenzug Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.» Als Manager stehe man vor dem Dilemma, sich einen möglichst weiten Blick zu wahren, den man dann zum Tunnelblick verengen müsse, wenn es darum gehe, eine Sache durch- und umzusetzen, erklärt Schlund, dem die besten Ideen in der Badewanne, der Sauna oder bei einem Waldspaziergang mit Hund im Sihlwald einfallen.
Understatement mit Harley
Dass ihm Understatement sympathisch ist, passt ebenfalls gut zu BT. Diese Haltung schlägt sich bei Adrian Schlund im Hobby nieder: Er fährt leidenschaftlich gerne Motorrad. Nicht dass eine Harley Davidson etwas mit Bescheidenheit zu tun hätte. Bei seiner Maschine, einer Softtail Springer, entdeckt aber nur das Kennerauge, welch edle Teile verbaut wurden. Nichts anfangen kann er aber mit den Managern, die ihren Bonus gerne in eine Harley ummünzen, um so den wilden Abenteurer zu markieren.
Bei Schlund begann die Harley-Faszination schon als Junge, als auf dem Klausenpass einmal ein Harley-Davidson-Chapter mit etwa hundert Maschinen an ihm vorbeidonnerte. Gleich nach dem Studium gab er seine BMW-Tourenmaschine an Zahlung, um sich den Traum der eigenen Harley zu verwirklichen. Die Manager mit Harley sind nun mit ein Grund, dass er seine Maschine zum Verkauf ausgeschrieben hat.
Träume zu haben, um sie vielleicht dereinst zu verwirklichen, ist für Adrian Schlund wichtig geblieben. Einer davon ist, einmal eine eigene Beiz zu führen. «Aber vielleicht reizt mich das ja nur, weil ich nicht genau weiss, was es alles dazu braucht» sagt er stirnrunzelnd. Dann vielleicht doch eher ein anderer Traum: «Ich liebe Australien! Wer weiss - vielleicht mit 50» (map)
Adrian Schlund
Adrian Schlund ist seit November letzten Jahres als Country Manager für das Schweizer Geschäft von BT zuständig. Zudem ist er für Österreich und Griechenland verantwortlich und sitzt in der Europa-Geschäftsleitung des Unternehmens.
Obwohl Schlund durch seinen Job stark ausgelastet ist, verbringt er so viel Zeit wie möglich mit seiner Frau und den beiden Töchtern (7 und 9 Jahre). Abschalten kann er auch, wenn er jeweils vom Freitag auf den Samstag sein Schlafmanko wieder wettmacht. Weitere Freizeitbeschäftigungen sind Lesen (er ist nicht erst seit dem «Da Vinci Code» fasziniert von der Gralslegende), Radfahren und Snowboarden. Und: Er spielt auch Lego. Bei Lego Mindstorms handelt es sich aber nicht um Kinderkram, sondern um Baukästen für gesteuerte Roboter.
Für die einsame Insel:
- die Familie («Die würden mir unglaublich fehlen.»)
- einen Tablet PC («Um immer wieder neue Bücher zu lesen.»)
- Schnorchel-Ausrüstung («Ich muss mich ja auch bewegen.»)