IT-Sicherheit ist und bleibt ein Wachstumsmarkt. Für die einen gut, da es die Taschen füllt, für die anderen schlecht, weil die Sicherheit des Unternehmens gewährleistet sein muss und damit Kosten verbunden sind. Umgehen lässt sich eine Investition in die IT-Security definitiv nicht. Die Zunahme von Spam und Malware ist beträchtlich gestiegen und die Angriffe werden immer dreister. IT Reseller wollte von fünf grossen Schweizer Distributoren wissen, mit welchen Lösungen zur Zeit das grosse Geschäft zu machen ist.
Begehrte Firewalls
«Im Bereich Firewall haben wir grosse Nachfrage», erklärt Derk Steffens, Geschäftsführer von
Computerlinks. «Gefragt sind vor allem Lösungen von Checkpoint oder auch
Fortinet und
Sonicwall. Neu hinzu kommt Blue Coat». Die neuen Port-80-Security-Appliances von Blue Coat Systems, bauen auf einer Technologie auf, die ein umfangreiches Web-Knowledge-Framework mit einer zum Patent angemeldeten Policy-Processing-Engine (PPE) kombinieren. Nach solchen Lösungen gebe es vermehrt Nachfrage, so Steffens. Ebenso wollen Kunden eine sichere Authentifizierungslösung. Antivirussoftware und Content-Security-Lösungen verkauften sich nach wie vor auch sehr gut. E-Mail-Verschlüsselung hingegen sei noch nicht wirklich ein Thema, da nach wie vor ein einheitlicher Standard fehle.
Gutes Team verkauft Produkte
Computerlinks Schweiz konnte nach offiziellen Zahlen im 1. Quartal 2007 ein Umsatzwachstum von 40,2 Prozent auf 6,4 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr von 4,6 Mio. Euro verzeichnen. «Unsere Produkte verkaufen sich unter anderem dank eines guten Teams», meint der Geschäftsführer von
Computerlinks. Das Team arbeite eng mit den Herstellern zusammen. Das Unternehmen nehme aber auch an Messen teil, veranstalte Roadshows, halte Seminare und Vorträge und informiere laufend seine Händler über Neuigkeiten.
UMT floriert bei KMU
Matthias Brunner, Geschäftsführer von
Infinigate, verweist auf die Schweiz als KMU-Land. Die vielen kleinen und mittleren Unternehmen besässen häufig keine eigene IT-Security-Abteilung, deshalb sei es wichtig, dass die Produkte erschwinglich, zuverlässig und einfach zu bedienen seien. Mit Unified-Threat-Management-Lösungen bekämen KMUs eine einheitliche Plattform, auf der unterschiedliche Sicherheitsaufgaben mit möglichst benutzerfreundlicher Bedienbarkeit vereint seien.
Daneben rüsteten immer mehr Privatbanken, Krankenkasse und Industriebetriebe ihre Mitarbeiter mit einem Passwort und einem Token (einem Gerät, das über einen USB-Port am PC angeschlossen wird) aus, erzählt Brunner weiter. Die Zweifaktor-Authentifikation mit PIN-Anmeldung erfreut sich laut Brunner zunehmender Nachfrage. E-Mail-Verschlüsselungslösungen hingegen kämen erst so langsam auf. Wobei diese im Bereich Banken und Treuhandbüros schon eingesetzt würden.
Lukrative Zukunft
In den letzten Jahren verzeichnete
Infinigate ein Umsatzwachstum von durchschnittlich 50 Prozent. «Das sollte auch die nächsten zwei Jahre so weitergehen», meint Brunner. Infinigate plane für die Zukunft, weitere Hersteller ins Programm aufzunehmen. In dieses Bild passen die kürzlich gezeichneten Verträge mit
Phion (High End Firewall) und
Microsoft (Intelligence Application Gateway). «Das wird eine spannende Sache», Matthias Brunners Augen funkeln, als er das sagt.
Dem Thema VoIP wolle man sich vorerst noch nicht widmen. «Wir haben sonst noch genug zu tun», meint Brunner, «aber die Frage ist gerechtfertigt. Noch haben wir VoIP nicht in unserem Portfolio. Wir wollen vor allem in unserem angestammten Bereich einen Top-Job machen.» Dazu gehöre auch, dass die Integratoren und Wiederverkäufer ein positives Bild vom Unternehmen hätten. Das sei die beste Werbung, die man haben könne.
Kein Preisdruck spürbar
Boll Engineering konzentriert sich wie
Infinigate auf Unified-Threat-Management (UTM), wo das Unternehmen auch erhöhtes Wachstum verzeichnet. Daneben gebe es immer mehr interkontinentale Vernetzungen, welche perfomante WAN-Verbindungen erfordern und diese gelte es zu optimieren. One-Time-Passwörter und Zertifikate wie zum Beispiel bei E-Banking-Lösungen werden laut Fink immer mehr bei KMUs eingesetzt. Durch den wachsenden Wunsch der Unternehmen, den Mitarbeitern Mobilität zu bieten, entstehe hier eine stabile Nachfrage. Bei E-Mail-Verschlüsselung fehlten noch die entsprechenden Normen, was aber gelöst werden könnte, wenn zum Beispiel
Microsoft eine Lösung vorlegen würde.
«Einen grossen Preisdruck spüren wir nicht», erklärt Fink, «wir bieten unseren Händlern einen Mehrwert durch diverse Spezial-Services.» So könne der Kunde zum Beispiel von einem kostenlosen Support Gebrauch machen, sei es vor oder nach dem Kauf der Lösung. Weiter bietet Boll Schulungen an, stellt Testsysteme für Evaluationen und sorgt mit einem hohen Lagervolumen für Lieferbereitschaft. Die Kunden seien bereit, mehr zu bezahlen, um dafür die Sicherheit zu bekommen, dass die Lösungen funktionierten und ein professioneller Channel dahintersteht. Alle Halbjahre werde zudem der Kommunikationsplan erneuert. Natürlich gehört für Boll auch Online-Werbung, Telefonmarketing, Online-Marketing, klassische Werbung, Verkaufsförderung und Events in den Kommunikationsmix. Letztes Jahr verzeichnete das Unternehmen 40 Prozent Wachstum und befinde sich eigentlich immer im Plus. Ein Thema, welches
Boll Engineering in der Zukunft beschäftigen wird, ist VoIP. In diesem Zusammenhang vor allem die SIP Firewall. «Dann haben wir da noch zwei, drei neue Sachen in der Pipeline, aber die sagen wir noch nicht», teilt Fink mit und grinst verschmitzt.
Endpoint-Security entwickelt sich
Dauerbrenner bei BW Distribution sind die laut CEO Martin Viselka zur Grundausrüstung jeder Organisation gehörenden Firewalls, Antivirus-, Spyware- und Antispam-Lösungen. «In den Bereichen Endpoint-Security- und Identity-Management scheint sich der Markt zu bewegen und es entsteht ein Bedarf», so Viselka zu IT Reseller. Hingegen sei das Potential für E-Mail-Verschlüsselung im KMU-Segment gegenwärtig eher klein, konstatiert auch Viselka. Die Sensibilisierung sei noch zu schwach, nicht jedoch im Finanzbereich, da sei sie am grössten, gefolgt vom Gesundheitswesen und den öffentlichen Verwaltungen.
Unternehmen würden der Überwachung von Netzen nach den Erfahrungen von BW Distribution noch recht wenig Beachtung schenken. «Überwachung allein verursacht einen grossen personellen Aufwand beim Administrator und bringt nich den gewünschten Nutzen», erklärt Viselka. Mehr Chancen hätten Lösungen, die Angriffe in Echtzeit blockieren könnten, wie zum Beispiel IPS-Systeme. Telefonieren mit VoIP ziehe natürlich neue Sicherheitsprobleme nach sich. Daher müssten beim Einsatz von VoIP zusätzliche Sicherheitsmassnahmen zur Verhinderung von Abhörungen und Serienanrufen getroffen werden.
Über Umsatzzahlen wollte Viselka keine Angaben machen, jedoch sei richtig, dass Security nach wie vor ein Wachstumsmarkt sei. «Aber vielleicht nicht mehr so stark wie in den vergangen Jahren», meint der Geschäftsführer von
Cetus, «der Preisdruck nimmt eher zu.»
Professionelle Cyberkriminalität
Für Cetus-Geschäftsführer Konrad Broggi ist die neue Tendenz zu gezielten Angriffen auf Netzwerke durch kriminelle Organisationen bedenklich. Die Bekämpfung dieser Form der Kriminalität sei weitaus schwieriger, da sie eine individuellere Vorgehensweise und höhrere Expertise erfordere. Comodity-Produkte wie Virenscanner oder Firewalls würden da nicht mehr greifen, meint Broggi. Firewalls und Virenscanner würden zu echten Commodity-Lösungen werden. In Zukunft werde diese Funktionalität als Basisausstattung der Standard-Betriebssysteme der grossen Anbieter wie
Microsoft verfügbar sein und zunehmend von Unternehmen auch eingesetzt werden.
Security und System-Management sieht Broggi zusammenwachsen. Smartcards würden als digitaler Firmenausweis einen ähnlichen Boom wie EC-Karten erleben. Allerdings müssten sich die Unternehmen auch auf eine aufwendige Technologie einstellen, denn die Verwaltung von komplexen Daten, die sich ständig wandeln, werde ihren Tribut fordern.
Bei Security Appliances sieht der Cetus-Geschäftsführer eine konstante Nachfrage, da sie häufig verschiedene Sicherheitsansätze wie Firewalls, VPN, Intrusion Protection oder Content Filtering beinhalten und in der Regel nur «eingestöpselt» werden müssen.
Für das Unternehmen
Cetus spielt die kompetente, technische Beratungsleistung der Kunden eine wesentliche Rolle. Die Services seien speziell auf die Anforderungen der Schweizer Partner und Kunden abgestimmt. Cetus weist ein Wachstum von 20 Prozent aus. Broggi ist zwar optimistisch für die Zukunft, meint aber, der Security-Markt würde sich in den nächsten Monaten und Jahren noch stärker konsolidieren. (de)