High-Definition spreizt das Portemonnaie

Digitale HD-Wiedergabe von Bild und Ton sowie mobile Unterhaltung sind die grossen Trends und wachstumsintensivsten Bereiche der Unterhaltungselektronik. Gemäss Marktforschern verlieren reine Audio-Player aller Arten zunehmend die Gunst der Käufer.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/14

     

Der Markt ist im HDTV-Schwung. Nach und nach kommen europäische Fernsehstationen mit HDTV-Inhalten und -Sendern über den Äther. Pünktlich zur IFA plant auch ARD und ZDF ein HD-Angebot, das mit einem ersten Test des Spartensenders «Eins Festival» anlässlich der IFA läuft. Der Pay-TV-Sender «Premiere» hat die (Wieder-)Einführung des HDTV-Empfangs der Fussball-Bundesliga verkündet, nachdem der letztes Jahr überraschend eingestiegene Kabelsender Arena finanziell am Boden ist. Nicht zu vergessen sind Cablecoms HD-Übertragungsstart im Oktober mit dem schweizweit grössten TV-Kabelnetzwerk und der SRG mit ihrem HD-Kanal ab Dezember.

Neue Settop-Boxen für HDTV-Empfang

Mit der vorhandenen oder ständig erweiterten Satelliten- und Kabelverbreitung an HD-Inhalten steigt nun auch die Nachfrage für Wiedergabegeräte stark mit dem Einstieg der grossen Anbieter. Fast jeder Hersteller von Settop-Boxen hat bereits mindestens einen HD-Receiver im Angebot. Dank dem veränderten Angebot kommen immer mehr Fernseher schon mit eingebauten Empfängern für digitales Fernsehen nach «Digital Video Broadcast», kurz DVB-T (Terrestrisch), -S (Satellit) und -C (Kabel) in die gute Stube, standardmässig sind diejenigen Tuner aber nicht HDTV-tauglich (erst DVB-S2).
Laut Marktforschern der Hergiswiler IHA-GfK werden die Verkäufe der Settop-Boxen mit Satellitenempfänger und Spiegel von 221’000 Stück im 2006 auf 273’000 Anlagen bis 2008 steigen. Das Geschäft mit dem Empfang aus dem Weltall steigt konstant: 2004 waren es noch 147’000 Anlagen. Auch die Umsätze stiegen konstant von 2004 bis 2006: von 43 Mio. Franken auf 56 Millionen. 2008 werden bereits 64 Mio. Franken Umsatz erwartet.
Die marktdominierende Bild-Technik für die hochauflösenden digitalen Inhalte ist LCD. Laut IHA-GfK-Schätzung steigt der Absatz von 105’000 verkauften Geräten im Jahr 2004 auf geschätzte 560’000 Geräte im Jahr 2008. Trotz Preiszerfall erwarten die Marktforscher fette Gewinne. Die LCD-Verkaufserlöse werden sich laut Schätzung der IHA-GfK von 233 Mio. Franken (an registrierter Umsätze) von 2004 auf 904 Mio. Franken im Jahr 2008 mehr als verdreifachen.

Full-HD ist ab 40 Zoll Standard

Grosse Bildschirme sind die TV-Trends des Herbstes. Die Schwerpunkte legen die Hersteller dabei auf Grössen von 40 bis 60 Zoll (rund ein bis eineinhalb Meter), selbst 70 Zoll soll es schon bald zu kaufen geben. Bei Plasma liegt der Schwerpunkt auf 50 Zoll, weil damit mehr zu verdienen ist als mit 42 Zoll. Als Standard der neuen Modelle gilt Full-HD (Vollbilder mit 1920x1080 Pixel Auflösung) - bei LCD sowieso, bei Plasma auch langsam.
HD-Feinschmeckern offeriert sich für HD-Video über Blaulaser ein Formatstreit ohne abzusehendem Gewinner mit HD-DVD oder Blu-ray. Weder kurz- noch mittelfristig ist ein Sieger abzusehen und wahrscheinlicher als ein klarer Gewinner sind zwei totale Verlierer. Beidseitige Erfolgsmeldungen sind hier der grösste Trend. Einige Hersteller haben auf die Situation reagiert und bringen die ersten Kombi-Player auf den Markt. HD-DVD setzt seinerseits auf günstige Geräte und immer mehr Software wie Spiele und Musik, andererseits bringen immer mehr Hersteller Blu-ray-Player. Auf der IFA wird erstmals die Internet-Plattform BD-Live vorgestellt, womit einige wenige Blu-ray-Player den lange versprochenen und bei HD-DVD längst erhältlichen Internet-Anschluss für Extra-Features bekommen.
Trotz prozentual hohem Wachstum spielen diese reinen High-Definition-Player aber noch fast keine Rolle im Verkauf. Die IHA-GfK erwartet für 2008 in der Schweiz 10’000 verkaufte Geräte bei 8 Mio. Franken Umsatz, da würden sogar die portablen DVD-­Player 2008 laut GfK-Schätzung dreimal mehr einspielen: mit 115’000 verkauften Geräten für gesamthaft 24 Mio. Franken. Allerdings fehlen Notebooks und Spielkonsolen mit eingebauten Blaulaser-Disk-Laufwerken in der Schät­zung der IHA-GfK, die anhand der bisherigen Ereignisse und Ergebnisse beurteilt, mit der Kavallerie des Format­krieges vergleichbar wären.

Spielkonsolen sind im Aufwind

Der Anteil von Haushalten mit Blu-ray-Playern stieg drastisch mit der Einführung der Playstation 3 (PS3) -Sonys trojanisches Blu-ray-Pferd. Nach der indirekten Preissenkung (durch neues Bundle) zu Beginn des Monats ist die PS3 wieder heiss; sie steht aber wie die Xbox 360 von Microsoft im klaren Schatten der Wii-Konsole von Nintendo. Der Dauerbrenner im Verkauf drückt vor Weihnachten den Nachzünder mit «Super Mario Galaxy» - einem sicheren Hit.
Mit den DVD-Nachfolgemedien kommen auch High-Definition-Audioformate wie Dolby True HD und DTS-HD, um die Sound-Master des Kinofilms verlustfrei zu übertragen. Zu deren datenintensiver Digital-Nutzung (bis 6 Mbit/s) kommen die ersten Receiver mit benötigtem «HDMI 1.3»-Anschluss auf den Markt. Als weiterer Trend kommt Surround bei immer mehr Herstellern über vordere Lautsprecher, um die hinteren Boxen über­flüssig zu machen. Laut Hersteller-Studien werden in immer mehr Haushalten die hinteren Lautsprecher gar nicht mehr ausgepackt.

Bereich Audio wird übersehen

Der Gesamtbereich «Static Audio» sogenannter Stereo- und Surround-Anlagen sinkt seit 2004 von damals 191 Millionen Franken Umsatz auf (von IHA-GfK geschätzte) 127 Millionen im Jahr 2008, wobei die Talsohle schon 2007 mit 126 Millionen Franken erreicht wird. Allgemein ist in allen Geräte-Bereichen der klassischen Audio-Wiedergabe ein sinkender Absatz zu erwarten, nachdem die bisherigen Jahre vor allem bei tragbaren Geräten grosses Wachstum brachten.
Die Einnahmen des Bereichs «Portable Audio» sinken laut IHA-GfK von 149 Millionen Franken des letzten Jahres auf 97 Millionen bis 2008. Die verkauften Stückzahlen werden von 1’177’000 des Jahres 2006 auf 906’000 Stück für 2008 sinken. Unbeeindruckt davon werden sich die Absatzzahlen und Einnahmen mit Kopfhörern weiterhin steigend entwickeln und bis in zwei Jahren einen Umsatz von 42 Millionen Franken mit 1’180’000 Stück generieren.

Digital-Kameras bleiben attraktiv

Umsatzmässig an zweiter Stelle hinter dem TV-Markt liegt das Geschäft mit Digital-Kameras. Neue digitale Spielreflex-Kameras (D-SLR) waren im Nachbarland Deutschland die Shooting-Stars des ersten Halbjahres, mit einer Absatzsteigerung von 42 Prozent auf 250’000 Stück von Januar bis Juni. Das Geschäft hat in der Schweiz aber insgesamt an Wert verloren. 2004 belief sich der Umsatz noch auf 361 Millionen Franken und stieg 2006 auf 420 Millionen, doch bis 2008 erwarten die IHA-GfK-Marktforscher einen Umsatzrückgang auf 368 Millionen Franken; 775’000 Geräte sollen dann noch verkauft werden, im Gegensatz zu 836’000 im letzten Jahr.
HD-Videokameras sind ein weiterer Trend. Dafür sieht man verschiedene Varianten von Speichermedien: von Festplatte über Flash-Chips bis zu bespielbaren Mini-DVDs und neu auch Mini-Blu-rays mit bis zu einer Stunde Aufnahmekapazität in Full-HD-Auflösung.

Mobilität ist Trumpf

Die absoluten Renner und Wachstumsbereiche neben LCD-TVs sind «Car Navigation» und «Digital Portable Videoplayer». Gemäss IHA-GfK wird bis 2008 der Absatz von Navigationsgeräten in Autos 232’000 Geräte erreichen und 136 Millionen Franken betragen. Hier ist allerdings offen, wie viele Autohersteller die Naviga­tion ab Werk einbauen und wieviel Anteil die Retailer haben werden.
Deutlich klarer kann man sich bei den digitalen portablen Videoplayern positionieren. Der Boom von Video-Podcasts und der Digitalisierung von Fernseh- und Videoinhalten ermöglicht eine vielseitige Nutzung und bringt immer mehr Kunden zum Kauf eines mobilen Videoplayers.

Gute Geschäfte mit Speichermedien

Als Folge der fortschreitenden Digitalisierung und grösseren Datenmengen boomt der Markt von «Recording Media». Die zwei Renner sind bespielbare DVDs, die umsatzmässig von 29 Mio. im 2004 auf 37 Mio. Franken im 2008 wachsen sowie USB-Speichersticks, deren Umsätze sich mehr als verdoppeln von 31 Mio. (2004) auf 86 Mio. im Jahr 2007. Anhaltend hoch bleiben die Verkäufe bei Speicherkarten mit 90 Mio. Franken im Jahr 2008. (mro)


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