Der Verkauf der Schweizer Niederlassung von
Actebis an
Tech Data bekommt nicht nur der Hälfte der Actebis-Mitarbeitenden, die ihren Job verlieren, nicht besonders gut, sondern stösst auch bisherigen Kunden des Westschweizer Distis leicht säuerlich auf. Ähnlich wie nach der COS-Übernahme durch
Brack drohen Tech Data nach der Übernahme nun einige Actebis-Kunden davonzulaufen. Kurz, 22 der 28 an der Umfrage teilgenommenen Händler will in Zukunft nicht bei Tech Data einkaufen und sieht sich nach Alternativen um.
Also, Ingram, Alltron & Co.
Mögliche Ausweichkandidaten sind
Also (8 Nennungen), Ingram (9 Nennungen),
Alltron (7 Nennungen) und andere Distributoren (10 Nennungen) wie beispielsweise Tradeup.
Der Fairness halber muss gesagt werden, dass sich rund 50 Prozent der Actebis-Kunden in der Westschweiz befinden und sich erwartungsgemäss nicht an der Umfrage beteiligt haben. Die Umfrage erhebt also aufgrund der verhältnismässig geringen Beteiligung keinen Anspruch auf Repräsentativität, zeigt aber gewisse Tendenzen auf.
Schlechte Betreuung
Die Gründe, zur Konkurrenz überzulaufen, sind vielfältig. Doch an erster Stelle der Antworten steht immer wieder die schlechte Betreuung seitens
Tech Data. «Die Bedienung ist eine Katastrophe», sagt ein anonym bleiben wollender Händler.
«Sehr schlechte Betreuung durch Tech Data», meint auch Fredy Bader, Leiter Vertrieb,
Elcoma. «Tech Data kommt sehr arrogant gegenüber dem Kunden rüber», schreibt er. Bader bedauert die Übernahme von Actebis durch Tech Data: «Eigentlich schade, durch Actebis wurden wir sehr gut und zuvorkommend betreut.»
Ein ebenfalls nicht genannt werden wollender Händler lässt allerdings auch an Actebis bezüglich Betreuung nicht wirklich ein gutes Haar: «Actebis war in den letzten zwei Jahren die reine Katastrophe», sagt er. Er persönlich trauere der alten Wyrsch Trading von Distributions-Pionier Hugo Wyrsch nach. «Da zählte der Kunde noch, und die Mitarbeiter blieben lange der Firma treu.» Diese nostalgischen Zeiten dürften ein für alle mal vorbei sein. Das Gros der Händler, das sich gegen Tech Data entscheiden will, möchte namentlich nicht genannt werden. Man habe seit Computer2000-Zeiten – der Disti wurde 1998 von Tech Data übernommen – keine Beziehung mehr zu dieser Firma, heisst es da beispielsweise. Aussagen wie «Man war lange Zeit als kleiner Händler unerwünscht» und «Es gibt bessere Distis» wurden mehrfach genannt. Auch der Mindermengenzuschlag wird moniert.
«Noch mehr Konzentration ist nicht gut für den Markt», kommentiert ein anonym bleiben wollender Händler die Übernahme. «Für uns als Kunden tut sich zu wenig. Ausserdem will Tech Data erst liefern, wenn das Geld schon bezahlt ist. Das war zuviel», erklärt er seinen Wechsel zur Konkurrenz. Zudem ist rund 43 Prozent der Umfrageteilnehmer Tech Data als Riesenunternehmen grundsätzlich nicht sonderlich sympathisch. Ebenfalls 43 Prozent der Befragten sind der Ansicht, die Konditionen bei Tech Data sind schlechter als bei
Actebis. Zumindest hat ein Umfrageteilnehmer Hoffnung, dass sich etwas verbessern wird durch die Übernahme: «Endlich gute Leute bei Tech Data!», jubelt er.
Steinhardt bezieht Stellung
«Die bisherigen Reaktionen zur Übernahme waren positiv, sowohl von Reseller- als auch von Herstellerseite», nimmt Manfred Steinhardt, Managing Director von
Tech Data, zu den Vorwürfen der Umfrageteilnehmer Stellung. Allerdings hat
Lexmark, ein nicht gerade kleiner Hersteller, seine Zusammenarbeit mit Actebis beendet und distribuiert nur noch via Also und Ingram, wie das Unternehmen vorletzte Woche mitgeteilt hat (IT Reseller online berichtete).
«Was uns ausserdem positiv stimmt, ist die Tatsache, dass die Reseller Actebis auch nach Bekanntwerden der Übernahme die Treue gehalten haben und kein eigentlicher Umsatzeinbruch stattfand», sagt Steinhardt. Tech Data werde mit einem neu formierten Team alles dafür tun, dass der Übergang für die Actebis-Kunden reibungslos erfolge und man möglichst viele Kunden an Tech Data binden könne. «Das wird uns nicht zu Hundertprozent gelingen. Genaue Prognosen können wir nicht abgeben. Letztlich entscheidet der Kunde», resümiert Steinhardt.
Den Vorwurf bezüglich schlechter Betreuung seitens Tech Data will Steinhardt allerdings nicht auf sich sitzen lassen: «Wir messen die Zufriedenheit unserer Kunden regelmässig und benchmarken diese auch im europäischen Vergleich. Diese Auswertungen zeigen eine insgesamt sehr hohe Kundenzufriedenheit.» Dass die Argumente der Händler nicht ganz aus der Luft gegriffen und von der Hand zu weisen sind, zeigten aber schon die Bewertungen von Tech Data beim IT-Reseller-?Disti-Award vom vergangenen Jahr: Da schnitt Tech Data nämlich beim Bewertungskriterium «Verkauf» (Erreichbarkeit, schnelle Auskünfte, Freundlichkeit, Kompetenz der Mitarbeiter, persönliche Beziehung) von den vier Broadlinern
Also,
Ingram Micro, Actebis und Tech Data am schlechtesten ab. «Natürlich kann es bei der enormen Zahl von Transaktionen auch zu Fehlern kommen», räumt Steinhardt ein. «Wir arbeiten permanent an der Verbesserung unserer Prozesse», gelobt der Tech-Data-Chef. «Betreuungsqualität ist nicht nur eine technische oder statistische Angelegenheit, sondern auch eine Frage der Beziehungsqualität. Wir übernehmen fast die gesamte Verkaufsmannschaft von
Actebis. Wer sich also bei Actebis gut betreut fühlte, ist mit grösster Wahrscheinli
Schluss mit B- und C-Brands?
32 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, gewisse Spezialprodukte und/oder Brands bei
Tech Data nicht (mehr) zu finden. Den Gerüchten, denen zufolge Tech Data plane B- und C-Brands aus dem Sortiment zu schmeissen, wird IT Reseller in einer seiner nächsten Ausgaben nachgehen. «Tech Data ist der Distributor mit dem grössten Herstellerportfolio, das in der Schweiz gelagert wird. Wir überprüfen und ergänzen unser Sortiment fortlaufend. Hiervon profitieren auch die Actebis-Kunden», erklärt dazu Steinhardt. «In einem ersten Schritt konnten wir aus zeitlichen Gründen nur das Lager der bestehenden Hersteller übernehmen. Mit IBM-Software und
Novell haben wir bereits Hersteller aus dem Actebis-Sortiment neu aufgenommen», so Steinhardt weiter. Tech Data führe in erster Linie mit jenen Herstellern Gespräche, die das Portportfolio ergänzen können. «Es macht aber keinen Sinn, einen vierten oder fünften Hersteller für eine Produktkategorie aufzunehmen, wo wir bereits sehr gut positioniert sind.» (sk)