Das klassische PC-Zubehör wie Maus und Tastatur ist längst ein Büro-Standard, der nicht so schnell aussterben wird. Sie finden sich in farbenfrohen, ausgefallenen und ultra-durchgestylten Varianten. Designer der Ergonomie und Design-Abteilungen erfinden stets neue Varianten des immer Gleichen. Wie lange wird sich dieses Zubehör wohl noch halten? Solange, wie das Bedürfnis besteht, sich die Fingerkuppen zum Schreiben dumpf zu hämmern und mit dem Arm den virtuellen Bildschirm auf der Tischplatte, der Mausmatte oder dem Hosenbein abzufahren.
Findige Denker erkennen jedoch immer wieder neue Alternativen, um die klassische Eingabe zu hinterfragen und im besten Falle für eine kleine Zielgruppe zu verändern: Beispielsweise die Spracheingabe, die Bewegungssensorik oder die Touchscreen-Steuerung. Für schreibende Bürokollegen haben diese Alternativen keine Chance. Im Büro wie auch beim Programmieren zählen Genauigkeit und Geschwindigkeit; für die Händler und Hersteller zählt das Geschäft und der Markt.
Trend treibt Zubehör
Dieser Markt des Zubehörs ist heute stark lösungsorientiert. Das bestätigen auch grosse Hersteller wie
HP und
Toshiba. Besonders der in den letzten Jahren boomende Notebook-Markt ermöglicht es den Herstellern, das populäre Zubehör direkt ins Gerät einzubauen und den Kunden ein passendes Komplettangebot zu bieten. Dadurch verändert sich der Zubehörmarkt der Hersteller mehr hin zu einem Servicemarkt. Grosse Nachfrage und Marge generieren heute Garantie und Service-Verträge, zusätzlich wird damit Kundenbindung erreicht.
Bei einem grossen Schweizer Retailer nehmen bereits rund ein Drittel der Notebook-Kunden das standardisierte Serviceangebot der Garantieverlängerung für Notebooks wahr, wie IT Reseller von mehreren Herstellern erfahren hat, die anonym bleiben wollen.
Mit dem Notebook-Trend steigt aber auch die Nachfrage nach dem restlichen Zubehör. Der Platz im Gerät ist begrenzt und die grossen Notebook-Hersteller befriedigen nur Standard-Bedürfnisse. Um den trendigen mobilen Rechner mit einer Dockingstation am persönlichen Arbeitsplatz mit Display und Drucker zu verbinden oder im Netzwerk zu integrieren, verändert sich der Zubehörmarkt und passt sich den neuen Bedürfnissen an. Gleichzeitig haben neue Consumer-Trends wie digitale Bilderrahmen, externe Festplatten sowie iPod-Zubehör auch Einfluss auf Business-Bedürfnisse. Wenn beispielsweise der iPod als externe Festplatte oder der Flach-Speicher als billige Alternative zum kurzfristigen Backup genutzt werden.
Mobilität und GPS als Zubehörtrend
Die veränderten Bedürfnisse sind von den Trends GPS, Mobilität, Sicherheit, Videotelefonie und VoIP geleitet. «Mobilität und GPS sind heute unsere grössten Trends», bestätigt Jürg Dezel, Disdata-Leiter des Zubehör-Distributors
Distrelec. Notebooks, Smartphones, Webcams, Telefone und Fingerabdruck-Sensoren sind einige Beispiele der grössten Trends des Business-Zubehörs in den letzten Jahren.
Bedürfnisse treiben neue Trends
Die Bedürfnisse ziehen neue Trends nach. Neue Business-Lösungen wie HD-Videotelefonie, stärkere Notebooks als Desktop-Ersatz und grössere Displays fordern neue Lösungen beim Zubehör. «Wir bauen künftig auch Grafikchips in einige Dockingstations ein, damit man auch mit dem Notebook 30-Zoll-Bildschirme in entsprechend hoher Auflösung ansteuern kann. Das wird vor allem von Grafikern gefordert», sagt Christian Rizzo, HPs Commercial Category Manager von der Personal Systems Group. Er führt als Beispiel für neues Zubehör einen Monitorständer mit integrierter Halterung für den Small-Form-Factor-Business-PC vor, der gerade noch 30 mal 30 Zentimeter misst und offenbar den Mac-Mini zum Vorbild hatte.
«Zubehör ist mehr als nur Trend»
«Zubehör ist für uns mehr ein Mittel, um die vielseitigen Bedürfnisse der Kundschaft zu befriedigen, da die Grundausstattung normalerweise nur das nötigste respektive das nützlichste Zubehör bereits integriert hat», sagt Rizzo. Dazu zählt er auch Wandhalterungen und sogar Monitore. «Da mehr und mehr Notebooks mit integrierten Displays verkauft werden, verändert sich die Nachfrage nach Displays mit grösseren Durchmessern. Das Display wird dann nichts weiter als ein Notebook-Zubehör für uns», erklärt Rizzo.
Der Markt ist zerstückelt
Der Zubehörmarkt ist bereits so zerstückelt vor PC-Herstellern, dass Thomas Achermann von
Also Schweiz laut Aussage: «eine übergreifende Aussage gar nicht möglich ist, da jeder Hersteller anderes anbietet.» Die Personalisierung des PC-Marktes macht somit die klassischen Komponenten überflüssig. Im Druckermarkt setzt man laut Oki-Geschäftsleiter Walther Biccos auf zwei Varianten unter den Herstellern. «Die einen verkaufen die Geräte mit viel Zubehör integriert, die andern bieten eine Grundkonfiguration mit optionalem Zubehör an.» Die Unterschiede sieht er darin, dass bei einer Vorkonfiguration mehr dabei ist und zu einem günstigeren Preis angeboten wird. «Die Systeme werden dann gleich bei der Produktion in China integriert», sagt Briccos. Anteilsmässig entscheiden sich die Oki-Kunden eher für die vorkonfigurierten Modelle. «Rund drei Viertel kaufen die fixfertigen Drucker. Nur ein Viertel entscheidet sich für die Modelle mit optionalem Zubehör und rüstet dann später auf.» Duplex-einheiten, Schubladen und zusatzlich RAM-Speicher seien die häufigsten Upgrades. «Wir rüsten unsere Modelle eher grosszügig aus; das ist für uns das bessere Marketing», sagt Briccos.
Lösungen bestimmen Trends
Viele der neuen Lösungen, wie aktuell Unified Communications und HD-Videotelefonie, sind geleitet vom Zusammentreffen der Trends und bestehenden Bedürfnissen. Ein Grafiker hat eine feste Leistungsvorgabe, die er zum Arbeiten braucht. Neue Bedürfnisse wie Videotelefonie oder Mobilität am Arbeitsplatz fordern ihrerseits neue Lösungen der Vernetzung. Wie eine Kettenreaktion zieht sich der Technologietrend durch alle Bereiche und lässt die Kassen der pfiffigen Lösungsanbieter klingeln. Innovation und Erneuerung bestimmen den täglichen Verkaufsalltag.
Microsoft hat beispielsweise zum aktuellen Launch des Unified Communication Server rund 7500 Systemintegratoren von Lösungsanbietern wie BT und anderen ausgebildet.
Klassisches Zubehör als Sicherheit
Gleichwohl braucht es (zumindest in naher Zukunft) immer eine Tastatur, eine Maus und einen Monitor am Arbeitsplatz. Nutzer von Einzelbüros könnten allerdings schon heute ohne Maus und Tastatur auskommen, per Mikrofon mit Sprachsteuerung und Touchscreen. Schon mal probiert, wie einfach das wäre? Die Technologie ist vorhanden – und nicht erst seit gestern. Dass Millionen Nutzer diese Art der Befehlseingabe nutzen und schätzen, beweist der anfangs auf Skepsis gestossene und nun doch überwältigende Erfolg der Handheld-Spielkonsole
Nintendo DS. Wohl nur als Spielgerät, aber trotzdem als interessantes Testfeld für den Businessmarkt verkaufte Nintendo das Gerät mit Doppelbildschirm, Touchscreen und Mikrofon seit 2004 über 54 Millionen Mal. Dieser Trend hat bereits seinen Einfluss auf die Home- und Business-IT-Hersteller ausgeübt.
Toshiba stellte auf der IFA einen tastaturlosen UMPC-Prototypen vor, der als zuklappbarer mobiler Computer mit zwei 7-Zoll-Bildschirmen einige Aufmerksamkeit erregte.
Woher kommen die Trends?
Wie der renommierte deutsche Games-Publizist Winfried Forster in seinem Gastartikel auf den Seiten 34/35 darlegt, würde ein DS-ähnliches Business-Gerät nicht die erste Evolution aus der Gamebranche ins ernsthaftere Bürogeschäft sein. Aktuellstes Beispiel ist der Grafikkartenmarkt. Mit Microsofts Grafikschnittstelle Direct-X-10 von Windows Vista, derzeit unterstützt von Nvidia- und ATI-Grafikchips, fordert der Markt neue Anwendungen, die momentan mangels Unterstützung erst langsam ins Rollen kommen. Neue Spiele versprechen die Lösung des Problems. Markus Willi vom grössten unabhängigen Schweizer Games-Distributor ABC-Software weiss um den Einfluss solcher Games: «Das Spiel Crysis hat das Potential, den Grafikkarten-Markt zu beleben. Mit dem kommenden PC-Hit wird jeder PC-User mit Interesse an Spielen sich eine neue Investition überlegen.»
Ein Riesen-Run auf Hardware hat jüngst erneut
Nintendo ausgelöst, mit der Kreation einer neuen Schnittstelle zwischen dem Mensch und dem Computer in Form eines bewegungssensitiven Eingabegerätes, inklusive eines Pointing-Devices. Per Infrarot und Bluetooth kommunizieren Sensoren mit dem Computer über eine Fernbedienung, die mit Neigungs- und Bewegungssensoren ausgerüstet ist. Zusätzlich wird per Infrarot eine Art Mauszeiger direkt per Pointing am Bildschirm bewegt. Klingt kompliziert, ist technologisch aber auf Standardkomponenten aufgebaut, die mit einer pfiffigen Software-Lösung zum Leben erweckt werden. Für Business-Zubehör wäre die Technologie etwa für Präsentationen geeignet, um an der Beamer-Leinwand nicht nur wie mit einem Laserpointer zu zeigen, sonder gleich interaktiv zu agieren. (mro)