Der Mann ist jung, intelligent, zielstrebig, erfolgreich und dabei erst noch bescheiden: Dominik Grolimund, der 27-jährige ETH-Informatiker hat letztes Jahr bereits seine zweite Firma gegründet und hat mit deren Produkt «Wuala», einem Online-Peer-to-Peer-Speicher, auf einschlägigen Technologie-Blogs auf breiter Front für seine ausgeklügelte Technik Lob geerntet.
Grolimund hat die neue Firma zusammen mit seinem Freund Luzius Meisser gegründet, denn die Software entstand aus einem Projekt des Masterstudiums der Informatik an der ETH Zürich. Um die Entwicklung der Software bis zur Marktreife finanzieren zu können, bedient er sich aus der «Kriegskasse», die er mit seiner ersten Firma gefüllt hat. Grolimund hat nämlich bereits 1998 seine erste Firma gegründet, nachdem er aufgrund eines Hinweises seines Vaters von der Programmierung von Computerspielen abgekommen ist und eine «richtige» Anwendung zu entwickeln begann. Der Vater, ein selbständiger Treuhänder, brauchte eine Pendenzenverwaltung. Daraus geworden ist schliesslich Caleido Address-Book, eine Adressverwaltung für Private und Kleinunternehmen.
Ideen verwirklichen
«Wir haben für Wuala zwar einige Anfragen von Venture-Capital-Firmen, doch möchten wir das Projekt wenn möglich selber finanzieren», sagt Grolimund, «denn wir wollen unabhängig bleiben.» Noch heute macht ihn nämlich der Gedanke an die Tatsache, dass er während dem Studium ein Praktikum hatte absolvieren müssen, nervös: «Ich will mein eigener Chef sein und eigene Ideen verwirklichen.»
Die Unabhängigkeit ist bisher möglich, denn die Caleido-Software fand bisher im Schweizer Markt aber auch in Deutschland und Österreich hervorragenden Anklang. Dass sich dadurch in den letzten zehn Jahren eine respektable Summe angehäuft haben muss, kann man erahnen, wenn man bedenkt, dass die Software zwischen 59 und 390 Franken kostet und bisher über 35'000 Lizenzen verkauft wurden, Upgrades nicht eingerechnet. Sein Erfolgsrezept: «Ich habe mir andere CRM-Produkte angeschaut und mich nur für die nötigen Features entschieden mit dem Ziel, dass die Software für möglichst viele Benutzer interessant und erschwinglich sein muss.» Dabei ist die Entwicklung eines Produkts nur ein Teil dessen, was ihn interessiert. Man könne, sagt Grolimund, an der Hochschule schnell mal die Idee für ein Projekt haben und dies auch entwickeln, sich aber auf die Theorie beschränken. «Interessant wird es aber zu sehen, wie man die Idee in die Tat umsetzen kann, damit das Produkt auch zur Anwendung kommt. Und es braucht viel, sehr viel, bis man dies erreicht.»
Hochgesteckte Ziele
Dies zeigt sich auch beim Wuala-Projekt. Mit der Entwicklung haben Grolimund und Meisser 2004 an der ETH begonnen. Nach Abschluss der Masterarbeit haben über 20 Studenten an der ETH im Rahmen von Semester- und Masterarbeiten mitgeholfen. Heute, nach drei Jahren, ist Wuala in einer geschlossenen Alpha-Version verfügbar und in etwa drei Monaten soll die offene Beta-Version lanciert werden. «Ein sicherer, zuverlässiger und einfacher P2P-Online-Speicher ist eine technologische Revolution und die Entwicklung bis zur Marktreife dauert länger, als man das von typischen Web 2.0 Start-ups kennt», sagt Grolimund.
Für die geschlossene Alpha-Version wurden bisher rund 10’000 Benutzer zugelassen und mehrere Tausend warten auf der Warteliste, weshalb Grolimund auch noch keine konkreten Zahlen über die effektive Nutzer-Menge angeben kann. Der Jungunternehmer meint aber: «Ich gehe davon aus, dass das Marktpotential für unser kostenloses Peer-to-Peer-Modell bedeutend höher ist als bei den bisher bekannten Online-Speichern, die Daten üblicherweise kostenpflichtig und zentral in Rechenzentren der Anbieter ablegen. Wuala soll zum Skype der Online-Speicher werden.»
Umsetzung zur Marktreife dauert an
Davon ist der erfolgsverwöhnte Grolimund allerdings noch weit entfernt, weshalb er unermüdlich dabei ist, Meinungsbildner für Wuala zu begeistern: «Der Hauptvorteil eines P2P-Online-Speichers liegt darin, dass die brachliegenden Ressourcen wie Bandbreite und Speicher der Benutzer genutzt werden können, um daraus einen grossen, sicheren und zuverlässigen Speicher zu erstellen.» Bei Wuala seien die Kosten verglichen mit herkömmlichen Anbietern um ein Vielfaches geringer, sodass man einen besseren Service anbieten könne.
Das Produkt, das in der Grundversion gratis ist, soll sich über diverse Einnahmequellen finanzieren. Grolimund denkt z.B. an die Platzierung von Werbeformaten auf der Benutzeroberfläche oder die Zusammenarbeit mit Anbietern aus dem Fotobereich, die Wuala an durch Benutzer getätigte Käufe wie Fotoalben, -bücher oder bedruckte T-Shirts und Tassen beteiligen. Mittelfristig soll man bei Wuala aber auch günstig Speicher einkaufen können, beispielsweise um seine Daten off-site verschlüsselt zu sichern.
Die Vermarktung soll möglichst «viral» erfolgen, d.h. das Produkt soll durch die Begeisterung der Nutzer, die weitere einladen können, zu einer grossen Nutzerzahl kommen. Bleibt zu hoffen, dass die Euphorie, die Grolimund bei der Techgemeinde hervorrief, bald auf die weltweite Internet-Community übergreift.
Dominik Grolimund
Dominik Grolimund wurde 1980 geboren und wuchs im Kanton Basel Landschaft auf. Im Alter von 18 Jahren gründete er Caleido, seine erste Firma. Deren Produkt, eine Adressverwaltung für Private und Kleinfirmen, hat er selbst entwickelt und mittlerweile davon über 35’000 Lizenzen verkauft. Neben kleinen Organisationen und Privatanwendern gehören auch namhafte Organisationen wie KPMG Schweiz oder der Gewerbeverband Basel zu seinen Kunden.
Grolimund studierte an der ETH Zürich Informatik, machte 2003 ein Austauschsemester an der Technischen Universität Delft (Holland) und 2004 ein Praktikum in der Abteilung Intelligent Vision & Reasoning von
Siemens Corporate Research in Princeton, New Jersey.
Wuala, sein neuestes Projekt, entstand aus einem Teil des Masterstudiums an der ETH zusammen mit Luzius Meisser, mit dem er 2007 Caleido gründete.
Grolimund ist seit zehn Jahren in einer glücklichen Beziehung mit einer Psychologiestudentin. In seiner Freizeit treibt er Sport (Squash, Tennis, Ski- und Fahrradfahren, Jogging) und liest Sachbücher zu Forschungsthemen der Informatik. (mh)