Zürich auf Schmusekurs mit Microsoft

Einige Schweizer Behörden stellen schrittweise auf Windows Vista um. Die Stadt Zürich stimmt schon von Beginn Lobeshymnen auf Microsoft an.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/02

     

Nach dem Bund führt jetzt auch die Stadt Zürich schrittweise Windows Vista als Standard ein. Exakt 7 Minuten und 5 Sekunden dauert «Zürich goes Vista» das von der Stadt Zürich und Microsoft gemeinsam produzierte Werbevideo. Zum Einstieg sagt der Zürcher Stadtpräsident Elmar Ledergerber: «Kommunikation und Informatik spielen in unserer Tätigkeit eine immer wichtigere Rolle.» Zur Standardisierung der 11’000 PC-Arbeitsplätze stellt die Stadt auf Windows Vista um.
Gemäss Recherchen von IT Reseller wurden bis jetzt 70 Vista-Rechner installiert. Der grösste Teil davon in der Informatik selbst, 20 sind im Polizeidepartement im Einsatz. Man habe erst wenige Vista-Probleme gemeldet bekommen. Daniel Heinzelmann, Direktor Organisation und Informatik der Stadt Zürich, spendet schon nach der kurzen Einführungszeit kräftig Applaus: «Windows Vista erweist sich bereits vor dem Release des Service Pack 1 als leistungsfähiges, sicheres und sehr stabiles Betriebssystem, das sich hervorragend für den professionellen Einsatz in grossen Organisa­tionen eignet.» So zumindest wird er in der Microsoft-Pressemitteilung zum einjährigen Bestehen von Vista zitiert.
Vista kann eine Charmeoffensive gut gebrauchen: Eine aktuelle Umfrage von Computer Business Review unter 300 britischen Unternehmen zeigt, dass erst 2 Prozent aller grossen Firmen auf Vista umgestellt haben. Studien der US-Unternehmen Changewave und CDW Corporation zeichnen ebenfalls ein eher düsteres Bild: Sie zeigen, dass nur wenige Kunden mit Vista «sehr zufrieden» sind. Vista muss sich dabei klar von XP geschlagen geben: In der Changewave-Studie sind über die Hälfte der Befragten Unternehmen mit XP «sehr zufrieden».

Vista-Installation ist kleineres Übel

Wie sieht das Vista-Stimmungsbarometer in der Schweiz aus? Thomas Weber, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Itris in Spreitenbach, spürt bei seinen Kunden vor allem Skepsis. Er führt diese darauf zurück, dass insbesondere eng mit dem Betriebssystem verbundene ERPs noch nicht Vista-kompatibel sind. Itris installiere deshalb noch mehr XP-Clients, doch auch das sei nicht immer einfach: «Die Rechner kommen heute meistens schon mit Vista drauf. Der Downgrade auf XP ist zeitaufwendig», sagt er. Wenn grosse Organisationen schon jetzt auf Vista setzen, kann er das deshalb trotz allem gut verstehen. Ab 500 Rechnern müsse man sich Vista wegen dem Downgrade-Aufwand ernsthaft überlegen.
Spätestens in einem halben Jahr, schätzt Weber, würden die Anreize für Vista aber gross genug sein, dass die Nachfrage diejenige nach XP übersteige. Denn schliesslich kämen alle unter Zugzwang: Einerseits die Dritthersteller, die ihre Produkte Vista-kompatibel machen müssen, und somit andererseits auch die Kunden. Schliesslich nützt vielleicht auch Elmar Ledergerbers üppiger Schlusssatz in «Zurich goes Vista»: «Mit unserer IT-Infrastruktur und mit Microsoft Windows Vista und mit Office 2007 sind unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Lage, für die Bevölkerung, für die Wirtschaft und für unsere Gäste verbesserte Dienstleistungen zu erbringen.» (Claudio De Boni)


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