Freude herrscht im Middleware-Land

Oracles jüngster Coup scheint bei den Partnern beider Firmen anzukommen. Die Produkte von Bea Systems passen ins Portfolio des Datenbank-Riesen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/03

     

Das Angebot sei zu mager, klagte der Verwaltungsrat von Bea Systems, als Oracle-Chef Larry Ellison den Aktionären der Softwareschmiede ein Kaufangebot in der Höhe von 17 Dollar pro Aktie unterbreitete. Ihre Firma, so die Antwort, sei nicht «nur» 6,7 sondern 8,3 Milliarden Dollar Wert, ein Plus von 4 Dollar je Aktie. Bereits das erste Angebot sei viel zu hoch gewesen, konterte Ellison und zog die Offerte zurück. Das Jahr 2007 ging folglich ohne weitere Oracle-Akquise zu Ende. Neues Jahr, neues Glück schienen sich die Oracle-Strategen zu sagen, erhöhten ihr Angebot auf 8,5 Milliarden Dollar (bzw. 7,5 nach Abzug von Bea Systems' Bargeldbestand).

Sinnvoll aus technischer Sicht

Im Gespräch mit Analysten gab Larry Ellison zu Protokoll, dass Oracle an den Produkten von Bea eigentlich gar nicht interessiert sei. Das Ziel des Kaufes liege vielmehr in der Stärkung der Marktposition gegenüber IBM. Ob das stimmt? «Die meisten unserer Kunden, insbesondere aus der Finanzbranche, haben schon heute Oracle-Datenbanken und die Middleware von Bea Systems im Einsatz», sagt Christoph Kuhn, Senior Vice President und Projektleiter Technology Solutions beim Oracle- und Bea-Partner Crealogix auf Anfrage von IT Reseller. Für Oracle mache der Kauf insofern Sinn, da sich die eigene Middleware nicht in dem Masse durchgesetzt habe, wie man es sich erhoffte.
Als feststand, dass der Kauf doch noch zustande kommt, äusserte sich auch Larry Ellison differenzierter: «Durch die Bea-Produkte wird Oracles Middleware erheblich ausgebaut und erweitert», lässt er sich in einer Mitteilung zitieren. Fusion habe eine offene Architektur, die es den Kunden erlaube, Beas Weblogic-Server mit praktisch allen Komponenten der Fusion-Suite zu verbinden. Dies sei nur ein Beispiel, wie die Kunden zwischen den Middleware-Produkten von Oracle und Bea auswählen können, mit der Gewissheit, dass alle Komponenten problemlos zusammenarbeiten. Diese Auswahlmöglichkeit erachtet auch Adnovum-Chef Ruedi Wipf als wichtig: «Die Produkte von Bea braucht es weiterhin. Insbesondere der Weblogic-Server und Tuxedo stehen in vielen relevanten Bereichen im Einsatz.»

Partner sind zuversichtlich

Welche Auswirkung die Akquisition auf die Zusammenarbeit mit Partnern hat, ist indes noch nicht absehbar. Grundsätzlich erwarten die befragten Unternehmen jedoch keine grösseren Probleme. «Wir arbeiten schon lange sowohl mit Bea Systems als auch mit Oracle zusammen und wurden bisher von beiden Seiten sehr gut betreut», so Christian Hunziker, Marketing & Sales Director bei Elca. Er rechne damit, dass das auch nach der Integra­tion von Bea so bleibe. «Wenn zwei erfolgreiche Unternehmen ihre Kräfte bündeln, kann das für uns als Partner nur von Vorteil sein», gibt sich auch Wipf optimistisch. Positiv für Kunden und Partner ist jedenfalls bereits jetzt, dass sich die beiden Parteien überraschend schnell einig wurden, und Oracle sich nicht wie beim Kauf von Peoplesoft auf eine geschäftsschädigende Übernahmeschlacht einliess.


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