Unified Communications, Security, Mobile Solutions und Konvergenz heissen die zum Teil schon sehr weit gediehenen Baustellen in Alcatel-Lucents Enterprise-Sparte. Von der soliden und bewährten technologischen Basis und einer, besonders in Europa ansehnlichen Marktposition ausgehend, will
Alcatel-Lucent seine Position im Wirkungskreis vom KMU bis zum Grosskonzern mit entsprechenden Lösungen stärken. Der vor allem durch die Konvergenz von Voice- und Datennetzen entstehende Added Value wird von den Vertriebspartnern, deren Wurzeln praktisch ausschliesslich im Telecom-Bereich zu suchen sind, mit offenen Armen in Empfang genommen. Für Partner aus dem IT-Bereich dürfte sich ein Eintritt in die Kommunikationswelt von Alcatel-Lucent aufgrund umfangreicher Zertifizierungen eher schwierig gestalten.
Oberflächlicher Lobgesang
Anlässlich des diesjährigen Alcatel-Lucent-Enterprise-Forums in Paris wurden VIP-Gäste nach amerikanischer Manier mit einer multimedialen und inhaltlich eher dürftigen Keynote begrüsst. Verwundern tut dies nicht, zumal bei näherer Betrachtung auffällt, dass mit Ausnahme von CFO Hubert de Pesquidoux das gesamte Management des jungen Konglomerats aus der Lucent-Ecke kommt. Die Franzosen, so sagt man, durften sich dafür im Verwaltungsrat etwas breiter machen. In gut verdaubare Anekdoten verpackte Geschichten hatten die Verkündung der «Dynamic Enterprise» zum Ziel. Dynamisch sollten demnach Unternehmen auf die sich ständig verändernden Anforderungen des Geschäftsalltags reagieren. Hierzu bietet
Alcatel-Lucent ein Portfolio, das sich von konvergenten Kommunikationsinfrastrukturen und Kollaborationslösungen bis hin zu Contact Centers und die Integration von Enterprise Services und Kontext getriebener Kommunikation erstreckt. Für Alcatel-Lucent-CEO Pat Russo ist der Enterprise-Markt einer der Schlüsselbereiche für die Entwicklung ihres Konzerns, während COO Tom Burns dem Enterprise-Bereich auch gleich ein gutes Zeugnis ausstellt. Gemäss Burns konnte dieser Geschäftsbereich 2007 rund das Doppelte an Wachstum zulegen als dies bei der Konkurrenz der Fall war. Die in anderen Geschäftsbereichen eingefahrenen und vor allem auch auf den Zusammenschluss von Alcatel und Lucent zurückzuführenden Verluste wurden allerdings mit keinem Wort erwähnt.
Bewährtes Vertriebsmodell
Alcatel-Lucents Vertriebsnetz läuft im Wesentlichen auf den drei Kanälen Business-Partner, Direct Reseller und Master-Distributoren, die über indirekte Wiederverkäufer an die Kunden gelangen. Alle Partner durchlaufen Zertifizierungsprogramme, die sie zur Partnerschaft mit
Alcatel-Lucent im Bereich der entsprechenden Produkte berechtigen. Den Status eines direkten Händlers können sich allerdings nur Partner in der Grössenordnung von Atel oder Burkhalter leisten, die nebst dem entsprechenden Volumen auch über Know-how im Voice-Bereich verfügen. Master-Distributoren gibt es in der Schweiz gerade mal zwei. Peter Keller vom Distributor Egtel sieht sich dank der konvergenten Strategie von Alcatel-Lucent je länger desto mehr auch als Distributor von Datenlösungen. Die jeweils erforderlichen Zertifizierungen sind für ihn auch immer mit dem Aufbau von Wissen verbunden und in keiner Hinsicht negativ. Was den Alcatel-Lucent Merger angeht, will das zuvor bereits als Alcatel-Distributor tätige Unternehmen Egtel nicht viel gespürt haben: «Mit Ausnahme einer breiteren Produktpalette haben wir nicht viel davon gemerkt», meint Keller.
Vielversprechende Zukunft mit neuen Produkten
Eines der Aushängeschilder im Kampf um Marktanteile ist die Unified-Collaboration (UC)-Lösung «My Instant Communicator», die Alcatel-Lucents bisheriges Softphone um Presence-, Daten- und Videofunktionen erweitert und sich mit IP-Telefonen, PCs und Windows-Mobile-Geräten nutzen lässt. Dank offenen Schnittstellen lässt sich die UC-Lösung auch in Microsofts Sharepoint oder IBMs Lotus Notes integrieren. Durch Benutzerprofile können Alcatel-Lucent-Kommunikationslösungen genau den Bedürfnissen der Benutzer angepasst werden, was die Produktivität der Mitarbeiter zusätzlich erhöhen soll. Für mobile Benutzer wird noch dieses Frühjahr der Nonstop Laptop Guardian erhältlich sein. Die auf einer 3G-PCMCIA-Karte basierende Sicherheitslösung erlaubt die Überwachung und die Lokalisation mobiler Rechner. Das Always-on-System macht darüberhinaus das Löschen von Daten im Falle eines Diebstahls und den automatischen Aufbau eines VPN-Tunnels ins Unternehmensnetzwerk möglich. Für Unternehmen im Bereich von 100 bis 500 Mitarbeitern wurde die All-in-One-Lösung BiCS (Businessintegrated Communication Server) entwickelt. Dabei handelt es sich um einen auf einer OmniPCX Enterprise basierenden und vorkonfigurierten Server. Der BiCS umfasst nebst IBM-Hardware ein Omnitouch Contact Center, den My Instant Communicator, eine XML-Anbindungsoberfläche und das Omnivista 4760 Management-System. (Fabian Bumbak, Paris)