Sie wollen nicht nur das Eine


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/05

     

Was haben Google, Microsoft, Yahoo, Cisco Systems und IBM gemeinsam? Sie alle sind in der IT-Branche tätig und haben seit kurzem einen Hauptsitz oder einen wichtigen Forschungsstützpunkt in der Schweiz. Flugs nach der Eröffnung von Googles Forschungs- und Entwicklungslabor mit 300 Mitarbeitern in Zürich hat auch Microsoft angekündigt, bis 2009 ein Entwicklungszentrum mit 200 Angestellten eröffnen zu wollen.
Andere namhafte IT-Unternehmen gehen noch einen Schritt weiter und verlegen - Fachkräftemangel zum Trotz - ihren Europahauptsitz ins Land der Uhren und der Schokolade. Steuerliche Anreize spielen dabei zweifelsohne eine Rolle. «Die Schweiz ist ein steuerfreundliches Land», sagte mir Jan Valcke, Geschäftsleitungsmitglied des Security-Spezialisten Vasco, anlässlich des Umzugs seiner Firma von Brüssel nach Zürich.
Vor kurzem sorgte eine andere Meldung für Aufsehen: Der Internetkonzern Yahoo zieht von der Megametropole London in die 5000-Seelen-Gemeinde Rolle im Kanton Waadt. Der Netzwerkprofi Cisco ist bereits dort und beide Firmen profitieren laut Wirtschaftsförderer Jean Frédéric Berthoud von Steuererleichterungen. Trotz der in Deutschland von neuem losgetretenen Steueroasen-Diskussion greift die günstige Steuerlage der Schweiz als Begründung für die «Immigrationswelle» zu kurz. Die Schweiz hat weit mehr zu bieten als einen zurückhaltenden Fiskus: Wie internationale Bewertungen immer wieder zeigen, ist die Lebensqualität hierzulande höher als anderswo, was die Rekrutierung internationaler Spezialisten erleichtert. Hinzu kommen hervorragende Hochschulen und Universitäten, die sich zur Mitarbeiter­rekrutierung und zwecks Forschungszusammenarbeit anbieten.
Das «Steueroasen-Bashing» seitens der EU ist mitunter auch ein Versuch, eigene Verfehlungen in der Steuer- und Bildungspolitik zu kaschieren, denn auch in Europa werden Firmen mit Dumping-Steuern angelockt. Bleibt zu hoffen, dass sich Yahoo und Co. nicht als Wirtschaftsförderungs-Schmarotzer entpuppen.


Markus Gross, Redaktor


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