Rund 5500 Personen sowie 65 Aussteller und Sponsoren haben an insgesamt über 250 Fachvorträgen an der diesjährigen Novell-Anwenderkonferenz Brainshare teilgenommen. Die 25. Ausgabe der Novell-Hausmesse fand in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah statt. Die Stadt der olympischen Winterspiele 2002 liegt nur 80 Kilometer vom Novell-Standort Provo entfernt, wo der Software-Hersteller mehrere hundert Personen beschäftigt. Laut Angaben des Veranstalters haben Besucher aus über 50 verschiedenen Ländern über 5 Millionen Dollar in der Stadt ausgegeben. Die Konferenz habe damit eine immense wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt und deren Bewohner.
In letzter Zeit redet
Novell wieder gerne über Zahlen. Ende Februar wurde nämlich bekannt, dass man im ersten Quartal des Geschäftsjahres
2008 wieder Geld verdient hat – acht Millionen Dollar bei einem Umsatz von 231 Millionen Dollar. Allerdings stammen nur 30 Millionen Dollar davon aus dem Open-Source-Geschäft. Hauptanteil am Umsatz hat nach wie vor Netware mit 90 Millionen Dollar.
Der ewige Zwist mit Microsoft
Novell hat in den vergangenen Jahren vergeblich versucht, Linux als Windows-Alternative zu etablieren. Trotz der Akquisition des Linux-Dienstleisters Suse im Jahr 2003 gelang dieses Vorhaben nicht. Patentstreitigkeiten mit
Microsoft trieben das Unternehmen zudem mehrmals an den Rand des Ruins. Seit die beiden Software-Grossgewichte im November 2006 einen Kooperationsvertrag abschlossen, hat sich der Konkurrenzkampf etwas entschärft. Die Kooperation umfasst eine weitgreifende Technik-, Lizenzierungs- und Marketingallianz. Dazu gehört, dass Novell bis ins Jahr 2012 einen bestimmten Prozentsatz aller Open-Source-Einnahmen als Kommission an Microsoft bezahlt. Microsoft wurde durch das Abkommen selbst Wiederverkäufer von Suse Linux und versprach, keine weiteren Klagen gegen Novells Linux-Kundschaft einzuleiten.
Trotzdem flammte der alte Konflikt wieder auf. Grund dafür war eine Gerichtsentscheidung, die am Eröffnungstag bekanntgegeben wurde: Richter haben eine Antitrust-Klage aus dem Jahre 2004 von Novell gegen Microsoft gutgeheissen. Ein Standbetreuer von Microsoft sagte dazu gegenüber dem deutschen Nachrichtendienst Heise online: «Das ist vollkommener Unsinn und geht weit über das hinaus, was unsere Antitrust-Gesetze bezwecken.» Etwas anders sieht dies Ryan Richards, Hausjurist von Novell: «Es ist ein schöner verfahrenstechnischer Gewinn für
Novell. Wir sind mit der Entscheidung der Gerichte sehr zufrieden. Wir sind uns sicher, dass die ordnungsgemässe Aufarbeitung der Vergangenheit nicht die gedeihliche Zusammenarbeit mit Microsoft gefährden wird», sagte er.
Novell hat indessen neue Partnerschaften mit weiteren Herstellern bekanntgegeben. Unter anderem wurde eine Vertiefung der Partnerschaft mit
SAP angekündigt. Man wolle künftig noch enger zusammenarbeiten, damit Kunden, die sich für Open-Source-Software entscheiden, auch die Vorteile der SAP-Unternehmensanwendungen nutzen können.
Neue Namen unter den Partnern
Ein neues Partnerschaftsabkommen wurde auch mit Atos Origin abgeschlossen. Gemeinsam wolle man neue Compliance- und Governance-Lösungen anbieten. Dabei stütze man sich auf die Identitäts-Management-Technologien von
Novell und die Beratungs-, Systemintegrations- und Outsourcing-Leistungen von Atos.
Zudem gab es Einblick in künftige Lösungen für die Verwaltung von Rechenzentren. Kombinierte Angebote von Novell und dem zugekauften Virtualisierungs-Spezialisten Platespin sollen Kunden auch das Management von gemischten IT-Umgebungen ermöglichen. So sei es möglich, Workloads nahtlos zwischen physischen und virtuellen Umgebungen zu verschieben. Zudem wurden die Entwicklungspläne für Suse Linux Enterprise 11 veröffentlicht - virtualisierungsfähig, selbstverständlich. (Claudio De Boni)