Ein Trend und zugleich eine schwierige Angelegenheit: Von Wide-Area-Netzwerken (Wan) wird zusehends dieselbe Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit erwartet, wie von Local-Area-Netzwerken (Lan), denn viele Unternehmen wollen von weltweiten Zweigstellen schnell und sicher auf zentralisierte Server und Dienste zugreifen. Prominente Extrembeispiele für diese Entwicklung sind
Hewlett-Packard und
IBM. Laut Analysten der Experton Group hat HP seine 85 Rechenzentren in den USA auf sechs reduziert. IBM hat noch stärker konsolidiert, von weltweit 155 Rechenzentren auf sieben, je zwei davon stehen in Europa, Asien und Nordamerika, eines in Südamerika. Die beiden weltweit tätigen Grossunternehmen mit Jahresumsätzen von über 100 Milliarden Dollar bewältigen ihren immensen Datenverkehr mit lediglich einer Handvoll Rechenzentren.
Wan-Optimierung allerorten
Nicht nur Grossunternehmen zentralisieren ihre IT-Infrastruktur. Mehrere aktuelle Studien verweisen bei Unternehmen unterschiedlicher Grössen auf diese Tendenz: Eine vom Wan-Optimierer Riverbed in Auftrag gegebene Studie von Forrester kommt zum Schluss, dass weniger als 30 Prozent aller Mitarbeiter der untersuchten Unternehmen in den Hauptsitzen beschäftigt sind. Alle anderen greifen von externen Arbeitsplätzen auf das Unternehmensnetzwerk zu. Dabei handelt es sich längst nicht mehr nur um den klassischen Aussendienst. Mobile Nutzer lassen sich in drei Gruppen unterscheiden: 45 Prozent arbeiten ständig von zu Hause aus und 28 Prozent sind freie Mitarbeitende, die ebenfalls von aussen auf das Firmennetz zugreifen. Das Swisscom-Whitepaper «Application Performance Management (APM)» kommt zum Schluss, dass je nach Unternehmensgrösse 40 bis 60 Prozent der Mitarbeiter eines Betriebs in Filialen arbeiten, die mit dem Hauptsitz über ein Wan verbunden sind. Dabei kann es schnell einmal zu Leistungsproblemen kommen.
Der Wan-Verkehr steigt jährlich um insgesamt 25 Prozent, die zunehmende Verbreitung von Voip-Telefonie lässt eher noch Steigerungen erwarten. Rund 40 bis 45 Prozent des Datenvolumens geht auf das Konto von Websurfern, 35 bis 40 Prozent verursachen E-Mails, geschäftskritische Anwendungen sind hingegen lediglich für einen Verkehr von 10 bis 15 Prozent verantwortlich. Reicht die Bandbreite nicht, kaufen viele Unternehmen schlicht mehr dazu. Allerdings hilft das nicht unbedingt, denn TCP/IP erhöht automatisch bei einem Mehr an Bandbreite auch das Verkehrsaufkommen. Mit Wan-Optimierung hingegen kann ein Unternehmen laut Gartner-Analyst Martin Gutberlet eine Bandbreitenerweiterung um Jahre aufschieben.
Lösungen und Entwicklungen
Die Wahl der richtigen Lösung ist dabei allerdings keineswegs einfach. Die Gartner-Studie «Magischer Quadrant für Wan-Optimierungs-Controller» (siehe Grafik) listet eine Vielzahl von Herstellern auf, die mit unterschiedlichen Technologien Engpässe bekämpfen. Als Sieger geht in der Studie der US-Hersteller Riverbed hervor. Riverbed kann mit seinen Appliances und Virtualisierungslösungen unter anderem Systeme von
SAP,
Oracle, JD Edwards, Peoplesoft und
Microsoft massiv beschleunigen. Vor einer Woche hat Riverbed zudem die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Netzwerklösungshersteller Infoblox bekannt gegeben. Die Kooperation ermöglicht die Zentralisierung von DNS-, DHCP und anderen Schlüsselnetzwerk-Hosts – ein weiterer Schritt Richtung Lan also, doch die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen.
Analysten sehen den Zukunftsmarkt im sogenannten Application Performance Management (APM), wie es zum Beispiel
Swisscom derzeit in der Schweiz anbietet. APM ist ein Managed Service, der Kunden und Internetprovidern gleichermassen hilft: Der Wan-Verkehr des Kunden wird vom Provider genau vermessen, die Netzverbindungen pro Standort dimensioniert. Der Kunde lagert so die Optimierung an den Dienstleister aus, dieser wiederum gewinnt selbst an Bandbreite. Der Provider verdient Geld, der Kunde spart, beide gewinnen Bandbreite. (Claudio De Boni)