Unternehmen entdecken Drahtlosnetze

Bei immer mehr Unternehmen wird Wireless-Lan zur favorisierten Netzart. Installation und Sicherheit fördern neben der Mobilität und dem Zugang die Drahtlostechnologien. Öffentliche Netze laufen seit Jahren heiss.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/07

     

Drahtlos-Netzwerke (Wireless-Lan, W-Lan) werden in Unternehmen immer häufiger eingesetzt. «Sie sind sehr kostengünstig und einfach zu installieren», sagt Stefan Ringenbach, Leiter System Engineering von Cisco Systems. Deshalb seien immer mehr Firmen bei ihren Netzen ausschliesslich auf W-Lan, beispielsweise für Sicherheitslösungen im Überwachungsbereich. «Die Nachfrage nach W-Lan im Geschäftsbereich ist stark zunehmend; wir haben unsere ­Palette massiv ausgebaut», sagt auch Jürgen Gosch, Product Manager von Studerus Networks. Das Unternehmen ist als Generalimporteur von Zyxel aktiv.


Bereits seit einem drei Vierteljahr sieht Gosch den Markt stark wachsen. «W-Lan setzt sich auch in Unternehmen durch», so Gosch. Jedes zweite Gerät auf dem Markt und fast jedes neue verfüge bereits über die nötige Ausstattung.

Netz überzieht Städte und Hotels

Bei Swisscom haben sich die Minuten und Benutzerzahlen in den letzten Jahren verdreifacht, wie Quellen innerhalb des Unternehmens sagen, die hier aufgrund der Swisscom-Policy aber nicht genannt werden können. Der stark wachsende Trend zu W-Lan halte nach dem Swisscom-Start im Januar 2003 nun schon seit zwei Jahren an. «W-Lan macht heute nur einen kleinen Teil der mobilen Breitbandnutzung aus», sagt Orange-Sprecherin Therese Wenger. Es erfreue sich aber insbesondere im Ausland wachsender Beliebtheit bei Schweizer Orange-Kunden, da die Roaming-Gebühren entfielen.

Swisscom ist im Drahtlos-Markt (wie Orange) hauptsächlich im Public-Wireless-Bereich aktiv. Dieser umfasst 1200 Hotspots in der Schweiz, davon sind 700 in Hotels installiert. Neben Bahnhöfen und Zügen der SBB werden auch Lokale von Starbucks ausgerüstet. 80 Prozent von Swisscoms W-Lan-Nutzern sind reisende Geschäftsleute. «Wir können dies an den genutzten Applikationen sehen: Der grösste Teil der aufgebauten Verbindungen geht über VPN-Verschlüsselung, was mehrheitlich auf Geschäftskunden hinweist, die zu ihrem Firmennetz in Kontakt stehen», sagt die Swisscom-Quelle.


Für Firmensprecher Carsten Krenz wird öffentliches W-Lan von Geschäftskunden vor allem in Verbindung mit Fernzugriffs-Anwendungen eingesetzt: «Überall dort, wo einfache und schnell kabellose Internetverbindungen nötig sind: VPN-Zugang auf Firmennetzwerke, FTP, Integration von spezifischen Anwendungen und Terminals wie Kreditkarten- und Transaktions-Terminals.»
Häufig genutzte Anwendungen bei W-Lan und andere mobile Zugangs-Technologien bei Orange sind Kommunikation (E-Mail, Terminplaner, Kontakte), Verkaufsaussendienst-Unterstützung (Zugriff auf ERP- und andere Business-Systeme) sowie Informationssuche im Internet und Intranet.

Wachsende WLAN-Einsatzbereiche

Gosch (Studerus) sieht den W-Lan-Markt zu 60 Prozent in Firmen, 25 Prozent in Hotels und 15 Prozent bei Logistikfirmen. Ein stark wachsender Anwendungsbereich ist für ihn vor allem in der Logistik mit Strichcode- oder Drahtlos-RFID-Scanner, die der Prozessautomatisierung dienen. Diese Meinung teilt auch Cisco-Mann Ringenbach. Wie Gosch auch sieht er aber auch Hotels und Flughäfen als weiterhin wachsende grosse Abnehmer. «Überall dort, wo reisende Geschäftsleute mobil arbeiten wollen, ist der Markt lukrativ», sagt Ringenbach. Er sieht nun die Phase gekommen, in der volle Rollouts mit kompletter Indoor-Abdeckung stattfinden, nachdem bisher nur Abteilungen und Konferenzräume für Gastzugang mit W-Lan ausgerüstet wurden.

Sicherheit als Hauptargument

«Zu den Vorteilen zählt auch der beste Zugang: Jeder kennt es. Schlussendlich erledigt man die gleiche Arbeit, aber auf eine andere Art», sagt Ringenbach. Er führt auch die erhöhte Sicherheit ins Feld, in Bezug auf die Position von Angreifern oder fremden Eindringlingen im Firmennetz. «Es mag sich als Widerspruch anhören, aber das ist es nicht. Es gibt einige Firmen, die speziell aus diesem Grund W-Lan installieren. Ohne W-Lan wäre es ein grosser Aufwand, Eindringlinge ausfindig zu machen», erklärt Ringenbach.


Voraussetzungen seien die jeweils neuesten Treiber und speziell eine aktuelle Sicherheitszugangssoftware. «Wir empfehlen den Kunden eine Zugangskontrolle, damit man sich im System sicher anmelden und verifizieren muss - die ist bei Windows Vista bereits integriert. Sicherheitsmässig mache es für den Netzzugang heute keinen Unterschied, ob mit Wireless oder ohne.

Wireless-N dauert

«Bis der neue N-Standard kommt, vergehen noch Jahre. Der Markt ist zersplittert von proprietären Einflüssen», kommentiert Ringenbach. Vorteile seien konstante Datenrate, hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit, da mehrere Antennen und Datenkanäle genutzt werden und das System automatisch zur Position des Empfängers den bes­ten Empfang liefert. Bei Swisscom und Orange sind noch keine konkreten Pläne zum Ausbau des Netzes zu vernehmen. Swisscom evaluiert auch Wimax als alternative Option. (Marco Rohner)


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