Die meisten Schweizer Unternehmen fürchten sich noch nicht vor einer möglichen konjunkturellen Abkühlung. Auch in der IT-Branche scheint weiterhin Zuversicht zu herrschen, die Auftragsbücher sind voll, an Arbeit mangelt es nicht. Im Gegenteil, wird doch allerorten der vielzitierte Fachkräftemangel zum Thema gemacht und männiglich befürchtet, dass die Bestrebungen zur Aufpolierung des Rufs der IT-Branche mit dem Jahr der Informatik wenig dazu betragen werde, dass genügend viel IT-Nachwuchs an Schulen und in Unternehmen herangezüchtet wird.
Auch die Finanzkrise macht, ausser im Bezug auf die enorme Empörung wegen der fahrlässigen «Verbrennung» von Anlegervermögen bei gleichzeitiger Ausschüttung enormer Boni, gemäss meiner Erfahrung erstaunlich wenig Eindruck auf die IT-Branche. Die meisten IT-Firmen scheinen tatsächlich noch mit Aufträgen und Budgets von Unternehmen zu operieren, die mittelfristig eine angenehme Sattheit versprechen. Es wird gar da und dort gesagt, die Finanzkrise werde sich wegen dem Abbau tausender Stellen in der Finanzbranche positiv auf den IT-Dienstleistungsmarkt auswirken, weil vermehrt IT-Dienste aus Kostengründen ausgelagert werden.
Doch vergessen wir zwei Dinge nicht: Jede Auslagerung von IT-Dienstleistungen hat vor allem eins im Sinn: Die Kosten müssen runter, sonst kann man’s auch gleich selbst besorgen.
Also werden Outsourcer trotz der vielbeschworenen Skalierungseffekte anfangen, einander zu unterbieten und dies nicht zuletzt auf Kosten der Mitarbeiter, die mit weniger Lohn mehr leisten werden müssen. Und auch die kleineren IT-Dienstleister werden ihr Fett weg bekommen. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass die Banken künftig mit der Vergabe von Krediten an mittelständische Unternehmen wieder weniger grosszügig umgehen werden. Und genau diesen Umstand werden die Lieferanten, also auch die IT-Branche, zu spüren bekommen.
Markus Häfliger, Chefredaktor