Der Prophet rief und eine Lawine von mehr als 3500 IT-Profis setzte sich in Bewegung: Der Netzwerkausrüster
Cisco schenkt sich seit nun schon drei Jahren die CeBIT und seinen Kunden und Partnern ersatzweise eine Mischung aus Hausmesse und Fachkongress - zum etwa zehnfachen Preis eines CeBIT-Messetickets. Das spart dem Unternehmen eine Menge Geld, zumal auch die Partner der als Garnierung gebotenen Ausstellung - wie bei einer echten Messe - ganz hübsch zur Kasse gebeten werden.
Das mit weitläufigen Räumlichkeiten gesegnete Hotel Estrel im Osten Berlins bot hierfür zum dritten Mal die glitzernde Kulisse mit erneut gestiegenen Besucherzahlen, diesmal um 13 Prozent. Es schien angesichts dieser Mega-Veranstaltung förmlich aus den Nähten zu platzen.
Papierloser Kongress
Dass Geschäftsleute dank moderner Technik in Zukunft nicht mehr so viel herumreisen müssen (oder dürfen?), war ironischerweise eines der Hauptthemen der Veranstaltung. Vielleicht folgt auf den diesjährig ausgelobten papierlosen Kongress in Bälde der virtuelle Kongress im Zeichen der Telepräsenz? Auf dem kann dann allerdings nicht mehr getanzt werden.
Denn geboten wurde auch diesmal wieder ein intensives zweitägiges Programm mit dicht gedrängten technischen Fachvorträgen plus der obligatorischen Riesenparty und zwei prominenten Gastrednern, die eine Brücke zwischen IT und Gesellschaft schlagen sollten. Der eine war der politische Kabarettist Bruno Jonas. Er assoziierte ein weiteres Schlüsselthema dieser zwei Tage: Kollaboration mit Kollabieren.
«Kollaboration ist der Schlüssel zur erfolgreichen Gestaltung der Globalisierung», meinte hingegen zuvor Cisco-Chairman John Chambers in seiner Keynote. Der andere Gastredner war Ulrich Wickert, ein in Deutschland als besonders geistreich gefeierter, bezeichnenderweise im Ausland geborener (und auch bevorzugt dort lebender) Ex-Nachrichtenmoderator, philosophierte über die Möglichkeit von Nationalstolz - natürlich mit Blick auf die kommende Fussball-EM. Cisco-Europachef und Fussballpatriot Michael Ganser sieht die derart visionär ins gesellschaftliche abschweifende Veranstaltung stolz als einen der bedeutendsten IT- und Kommunikationskongresse in Deutschland. «Entdecken Sie Ihr Business von morgen», hiess das Versprechen an die Besucher. «Alleine indem sie die Möglichkeiten des Social Web für sich entdecken, könnten Unternehmen ihre Produktivität um 30 bis 50 Prozent steigern», sagte Ganser.
ABC der Transformationen
Und immerhin konnte man hier auch das ABC der Transformationen lernen: Architektur-Transformation, Business-Transformation und Country-Transformation hiessen die Schlagworte. Gemeint sind damit neben der Schaffung modernisierter ITK-Plattformen (Architektur) vor allem grösstmögliche Vernetzung, von
Cisco mit dem Begriff Internet Phase 2 versehen (Business), sowie der Standort Deutschland (Country). Nahezu 60 Prozent seines gegenwärtig Jahr für Jahr zweistellig wachsenden Umsatzes gehen immer noch auf das Konto von Hardware-Produkten wie Switches und Router.
Das derzeitige Lieblingsthema des Herstellers ist jedoch die bereits auf der letztjährigen Cisco-Expo präsentierte und nun zum wiederholten Male vorgeführte Telepräsenz: Sie soll - dem Zeitgeist entsprechend als grüne IT verkauft - Geschäftsreisen weitgehend überflüssig machen. Eine leicht kurvige Wand aus drei nebeneinanderstehenden hochauflösenden Displays in einem schlüsselfertig konfektionierten Konferenzraum soll den real Konferierenden die Illusion bieten, mit ihren virtuellen Gesprächspartnern irgendwo auf der Welt am selben Tisch zu sitzen. Vorzeigeanwender wie die deutsche Media-Saturn Holding haben die Reisetätigkeit ihrer Mitarbeiter auf diese Weise bereits um bis zu 40 Prozent reduziert, wie es heisst. Die nicht unbescheidenen Kosten für das aus 16 Installationen bestehende System sollen sich somit bereits nach anderthalb Jahren rechnen.
Konvergenz der Netze entscheidend
Für Thomas Boele, Marketing Manager Field Market Development und zuständig für Unified Communications (UC) und Security, ist die Konvergenz der Netze entscheidend: «Der Markt ist reif. Die Anwender wollen ein Netz für alle Dienste nutzen.» Bereits 2009 erwartet er den Umkehrpunkt von Hybrid- zu reinen IT- bzw. UC-Lösungen. Dabei komme es für
Cisco darauf an, die Reseller mitzunehmen: Noch bis vor kurzem bildeten Telekom- und Netzwerkspezialisten zwei Welten für sich. Beide könnten sich aber durch Qualifizierung zusätzliches Geschäft erschliessen, denn, so Boele: «Dies ist ein Markt für Mehrwertdienste. Natürlich verlangen wir von unseren Partnern das entsprechende Wissen.»