Telco ahoi, Stromer adieu!

Sie wurden vor zehn Jahren hoch­gejubelt, dann nach dem Platzen der Internet-Blase verspottet und nun werden sie wieder ernst genommen: die Telekom- und Internetanbieter. ­Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, als es hiess, Bandbreiten würden das grosse Geschäft der Zukunft sein? Aktien von Netzbetreibern wurden hoch gehandelt, ebenso die ihrer Zulieferer. Dann erinnern Sie sich sicher auch an die Zeiten, als man verächtlich auf Telekom-Firmen blickte, man spottete, mit Traffic ­liesse sich eh kein Geld verdienen, die von Gebühren abhängigen Telcos hätten keine Zukunft und würden es eh nicht schaffen, den Wechsel in die IT-Welt zu vollziehen.

Voll daneben, typischer Fall von «denkste»! Wenn es in den vergangenen Jahren eine Branche ­geschafft hat, sich neu zu erfinden, dann ist es die Telekom-Industrie. Diese Firmen haben es, wenn auch zugegebenermassen mit Vor-, Rück- und Seitwärtsschritten, geschafft, ihre Angebote den Bedürfnissen des Marktes anzupassen, ihre Produkte zu standardisieren und zu industrialisieren und haben so manch gestandene IT-Firma in den Schatten gestellt.


Telcos bieten mit dem Kontakt zu ­ihren Unternehmenskunden über die reine Bereitstellung der «Schläuche» und das Hosting hinaus IT-Dienst­leistungen an, die sich auszahlen: Sicherheitsdienstleistungen Desktop- und Server-Management, Applika­tions-Entwicklung und -Betrieb, ­Support und selbstverständlich IP-Telefonie. Wenn es Swisscom, Sunrise, Orange und Co. nun noch schaffen sollten, neben dem Direktverkauf auch die IT-Dienstleister in genügendem Umfang an sich zu binden - und zwar so, dass sich der zusätzliche Verkaufskanal nicht nur für sie selbst, sondern auch für die IT-Firmen rentiert, dann haben sie es in ein paar Jahren auch nicht mehr nötig, sich auf die bestehenden KMU-Kanäle, die trägen Telefon- und Elektro-Firmen zu verlassen, die ihr Schicksal durch ihre fehlende Motivation, sich der IT-Welt anzupassen, selbst besiegelt haben.

Markus Häfliger
Chefredaktor