Der SAP-Konkurrent und Datenbank-König
Oracle ist gut in Schuss. Fürs vierte Quartal des letzten Geschäftsjahres, das am 31. Mai zu Ende ging, konnte Larry Elisons Konzern Rekordzahlen vermelden. Der Nettogewinn stieg um satte 27 Prozent auf 2,04 Mrd. Dollar, der Umsatz lag im Vorjahresvergleich um 24 Prozent höher und erreichte 7,24 Mrd. Dollar.
Über das ganze Jahr gesehen verdiente die Firma 5,52 Mrd. Dollar und setzte 22,4 Mrd. um. Insgesamt wurden 7,5 Mrd. Dollar mit neuen Softwarelizenzen umgesetzt. Etwas mehr als 10 Mrd. entfielen auf Lizenzverlängerungen und den Produktesupport, während Services wie Beratungstätigkeiten, On-Demand-Lösungen und Ausbildungsservices rund 4,6 Mrd. Dollar zum Ergebnis beitrugen.
Europageschäft fällt stark aus
Gute Zahlen konnte der zweitgrösste Software-Hersteller der Welt auch betreffend des Geschäftsverlaufs in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) bekanntgeben: Hier belief sich der Umsatz auf 7,9 Mrd. Dollar, was einer Steigerung im Vorjahresvergleich von 32 Prozent entspricht. Der Umsatz mit neuen Lizenzen wuchs um 35 Prozent.
Was
Oracle allerdings verschwieg war das Ausmass, in welchem der übernommene Middleware-Spezialist Bea Systems zur Umsatzsteigerung beigetragen hat. Tatsächlich werden die beiden Bereiche Datenbanken und Middleware unter einem Posten zusammengefasst und konnten bei den Neulizenzen um 24 Prozent, bei Lizenzverlängerungen und Support um 23 Prozent zulegen. Wichtiger ist den Oracle-Oberen offenbar das gute Abschneiden ihrer Firma im Applikationsgeschäft. Der Umsatz mit neuen Lizenzen konnte hier um 38 Prozent auf 2,37 Mrd. Dollar gesteigert werden, wovon rund eine halbe Milliarde entfällt.
Oracle will SAP an den Kragen
Angesichts solcher Wachstumszahlen bleiben die Verbalattacken gegen den deutschstämmigen Erzfeind
SAP natürlich nicht aus: «Wärend wir 2008 das Geschäft mit Neulizenzen im Applikations-Bereich um 38 Prozent steigern konnten, wuchs SAP nur um 13 Prozent», lässt sich Oracle-President Charles
Philips zitieren. Es sei nunmehr das dritte Jahr in Folge, in dem man den Walldorfern Anteile im Applikationsmarkt habe abjagen können. Gleichzeitig treten die beiden Konzerne auch vor Gericht gegeneinander an.
Oracle hatte die Deutschen zu Jahresbeginn wegen «unternehmerischem Diebstahl im grossen Stil» verklagt und fordert rund eine Milliarde Dollar Schadenersatz. Eine aussergerichtliche Einigung will Oracle-Chef Larry Ellison dabei offenbar nicht akzeptieren: «Wir freuen uns auf den Prozess», sagte er im Mai gegenüber den Medien.
Massive Preiserhöhungen
Nicht zuletzt wegen den guten Zahlen erregte
Oracle mit einer unangekündigten Preissteigerung in den USA Aufsehen. Laut Analysten müssen amerikanische Kunden im Schnitt seit Mitte Juni 15 Prozent mehr auf den Tisch legen. So steigt der Preis für eine Datenbank-Lizenz um 7000 Dollar je Prozessor auf 47’500 Dollar. Die Enterprise Edition von Bea Weblogic wird gar um 8000 Dollar je CPU teurer und schlägt so mit 25’000 Dollar zu Buche. Zwar sind die Preislisten in erster Linie als Richtlinien zu betrachten, dennoch dürften die Kunden die Erhöhungen zu spüren bekommen. Wie Oracle-Finanzchefin Safra Cruz denn auch mitteilt, werde der Zuwachs bei den Neulizenzen in diesem Jahr etwas zurückgehen.
«Leider kommentiert Oracle Preisänderungen derzeit nicht», liess die Schweizer Dependance auf Anfrage von IT Reseller ausrichten. Sie dürften jedoch mit dem schwachen Dollar in Zusammenhang stehen, um so die Preisunterschiede zwischen dem Euro- und dem Dollar-Raum auszugleichen. (Markus Gross)