Pixel mit Köpfchen

Das Geschäft mit Displays, Projektoren und Touchscreens wächst nur in Teilbereichen. Während Projektoren sich eher im Heimbereich noch halten können, boomen grosse Monitore, Werbedisplays und Touchscreens. Mit Ausnahme der grossen Monitore haben sich die Wachstumsbereiche in servicelastige Zonen verlagert, die Köpfchen und Kreativität verlangen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/13

     

Die Vielfalt blüht. «Der stupide Monitor wird endlich wieder ein attraktives Produkt, weil es Varianten gibt und nicht nur ein Standard-Display – wie früher», freut sich Hubert Tschernig, Senior Manager Display Solutions von Samsung. Trotzdem stagniert der Markt in vielen Bereichen. Die wohl bewegendste Frage: Welchen Einfluss hat das boomende Notebookgeschäft auf den Monitormarkt? Fachmänner von Distributoren und Herstellern sind unschlüssig und widersprechen sich teilweise.

Die Zahlen lügen nicht. Das Marktforschungsunternehmen IHA-GFK prognostiziert einen weiteren Rückgang des Monitorgeschäfts trotz steigendem Computerverkauf in der Schweiz. Nach dem Fünfjahreshoch (erfasst: 2003 bis 2007) im Jahre 2006 mit 550’000 Stück soll im laufenden Jahr die Anzahl der verkauften Monitore weiter von 517’000 Stück (2007) auf 470’000 zurückgehen. Somit lande der Markt unter dem Tief der letzten fünf Jahre von 2004. Das Umsatzvolumen sinkt laut IHA-GFK seit 2003 mit damals 393 Mio. Franken konstant auf 197 Mio. Franken.


2007 wurde noch ein Umsatz von 230 Mio. Franken im Schweizer Handel registriert. Tschernig teilt die Negativsicht nicht: «Bei allen Vorteilen der Notebooks stechen Nachteile hervor: Sie sind unergonomisch und das kann sich sehr nachteilig auf die Körperhaltung und die Gesundheit auswirken.»

Notebooks benötigen Zweitmonitor


«Einen Einfluss des wachsenden Notebook-Geschäfts auf den Absatz von Monitoren habe ich nicht festgestellt», sagt Daniel Bodmer, Head of Marketing und CE-Distribution bei Also sowie Mitglied des Management Board. Er schätzt, dass die beiden Bereiche parallel aneinander vorbeigehen und sich nicht viel verändern wird. Gleichzeitig ist Bodmer überzeugt, dass Notebooks meist mit dem eingebauten Screen verwendet werden – die Panel-Hersteller also bei Notebooks und Monitoren profitieren.

Glücklicherweise kommen für den Handel die Einbau-Displays von Notebooks bei weitem nicht an die Qualität und den aktuellen Stand der Technik bei Monitoren heran, sind meist aus Platzgründen viel kleiner und auf Stromsparen ausgelegt. Der Trend bei Monitoren zeigt eindeutig die steigende Nachfrage nach möglichst den grössten Displays, die das Kundenbudget hergibt. Grosse Displays können auch als Zweitmonitore für Notebooks eingesetzt werden, um die Produktivität zu erhöhen. «Wir sehen hier immer mehr Nachfrage», bestätigt Tschernig.


Mit mehr Flexibilität durch drehbare und höhenverstellbare Monitore gewinnen Displayhersteller neue Verkaufsargumente. Ergonomie ist für Philipp Fluder, Product Manager Peripherals bei Ingram Micro, die wichtigste Eigenschaft der Business-Displays, speziell die Höhenverstellbarkeit. «Je nach Unternehmen ist auch das Design wichtig - für ein schlichtes, einheitliches Erscheinungsbild», so Fluder.

22 Zoll verdrängt 19 Zoll


«22-Zoll-Widescreen-Monitore sind der grosse Renner und eroberten bereits einen Viertel unserer Monitor-Verkäufe», sagt Fluder, der bei Ingram Micro unter anderem die Marke Benq betreut. «Die zweiterfolgreichste Grösse ist der klassische 19-Zoll-Monitor, der sich nach wie vor konstant gut verkauft», so Fluder. Die Preise sieht er nicht mehr stark purzeln: «Der Preis bei Grössen bis 22 Zoll bleibt eher stabil.» Stabilität beim Preis scheint der Grundtenor zu sein. «Im Einstiegssegment wurde bereits ein so niedriges Preislevel erreicht, dass bei der Qualität Defizite zum Vorschein kommen», sagt Tschernig. Man solle sich wieder dem Mehrwert widmen. «Dies ist auch das Interesse unserer Kunden und Vertriebspartner», so Tschernig. Bei 26 Zoll gäbe es noch Raum, doch die Preise für 24 und 26 Zoll seien in den letzten Jahren schon rapide gesunken, klagt der Samsung-Mann. «Wir sehen eine Überlappung des Preises bei 26-Zoll-Monitoren mit gleich grossen Fernsehern. Der Unterschied ist technisch und qualitativ kaum mehr feststellbar», sagt Bodmer von Also.

«24- und 26-Zoll-Monitore werden langsam erschwinglich und sie erschliessen uns damit eine neue Produktpalette», sagt Fluder von Ingram. Diese grossen Widescreen-Monitore können als Ersatz gesehen werden für die kaum mehr existenten 17-Zoll-Grössen. «Wobei wir von den grösseren Monitoren nie mehr so viel verkaufen wie in den letzten Jahren bei den kleinen Grössen von 15- bis 19-Zoll-Bildschirmen.» Im Vergleich seien die Preise und Margen höher, aber auch die Transportkosten, so Fluder.


«Der Preis wird bis Ende Jahr und darüber hinaus stabil bleiben, bei den Grösseren wie 24 Zoll wird es zu Anpassungen kommen», erklärt Bodmer von Also. Die 19-Zoll-Monitore seien weiterhin als Ablösung von älteren Monitoren ein gutes Geschäft. «Wir erleben einen deutlichen Anstieg der grossen Zollgrössen von 20 bis 24 Zoll. Die 19-Zoll-Monitore sind aber noch immer die Meistverkauften und machen trotz günstigerem Preis auch im Umsatz den grössten Anteil aus.»

Beamer werden leiser


«Home Cinema spielt eine grössere Rolle im Beamer-Markt; der Business-Beamer-Markt stagniert», sagt Fluder von Ingram. Der Kaufentscheid richte sich nach der Lichtstärke, speziell für Sitzungszimmer, die nicht abgedunkelt werden. «Immer mehr Beamer eignen sich dank der Linsentechnik für kurze Distanzen und sind flexi­bler einsetzbar.» Verkauft würden aber mehr DLP als LCD, da sie meist billiger seien, so Fluder.

Auch bei Also ist der Beamer-Markt stabil. «Nachdem der Absatz vorher ständig zurückging», konkretisiert Bodmer. «HD-Auflösung ist klarer Treiber im Beamermarkt. Zudem haben günstige Beamer Einzug gehalten, mit Preisen ab 600 Franken. Diese machen den Lampenkauf hinfällig. Die teuren Lampen seien bisher die Bremse beim Kauf gewesen; heute könne man beim Lampen-Ende mit einem neuen Gerät aufrüsten.


«Dank neuer Technologien werden die Beamer im Laufe des Jahres nochmals deutlich günstiger - mit durchschnittlich unter 1000 Franken für einen guten Beamer.» Bodmer erwartet deshalb aber keinen Mehrabsatz: «Im Business-Bereich sind Beamer ein reines Ersatzgeschäft.»

Wichtigste Business-Eigenschaften sind laut Bodmer Kontrast und Lichtstärke (Lumen). Der Heimmarkt treibt auch die Entwicklung von Business-Beamern weiter, etwa bei der Lautstärke des Lüfters nach immer leiseren Geräten, um die Lampe zu kühlen. «Die geringeren Dezibel an Lärm werden von jenen Business-Kunden geschätzt, die in kleinen Räumen präsentieren», begründet der Also-Mann.

Ein signifikanter Fortschritt könnten hier die LED- und Laser-Technologien als Lampenersatz einnehmen, die lüfterlose Designs möglich machen. Doch auf diesem Gebiet sieht Bodmer noch keine Nachfrage sowie auch für interaktive Wandtafeln. «Interaktive Projektion ist eine gute Sache, hat sich aber nie durchgesetzt. Die Anwender sind es wohl nicht gewohnt. Ausserdem sind sie zu teuer und die Hauptzielgruppen wie Schulen haben kein Geld dafür.»

Werbedisplays als Boomgeschäft


Der Markt für grosse Präsentationsdisplays für Werbung, Informationssysteme und öffentliche Plätze ist laut Bodmer wachsend, aber sei weiterhin eine Nische. «Grosse Displays sind jetzt finanzierbar, auch Fernseher werden teilweise eingesetzt und verbilligen die Anschaffung von Werbebildschirmen noch weiter - trotz eingebautem und nutzlosem Tuner», so Bodmer. Die Fernseher seien aber nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt. «Werbe-Displays ab 40 Zoll sind vermehrt gefragt», sagt er.


Samsung hat sich schon voll darauf eingeschossen: «Large Format Displays sind Könige! Wir bieten LCDs von 32 bis 82 Zoll. Der nächste Schritt werden intelligente, handgesteuerte Displays sein, die auf Gesten, Geschlecht des Betrachters und Handbewegungen reagieren. Diese sind in den USA bereits in Shopping Malls und Hilton-Hotels im Einsatz und kommen im Herbst auch in die Schweiz», sagt Tschernig von Samsung.

Touchscreens auf dem Vormarsch

Der Bereich Touchscreens wächst schnell. Das Geschäft mit sensorgesteuerten Bildschirmen ist aber ein beratungsintensives Gebiet, um aus einem grossen Angebot geeignete Technologien zu finden. Lars Preising, Produkt-Manager von Imputech, sieht die Trends vor allem bei Steuerungen. Die Schweizer Vertretung von Elo Touchsystems wächst vor allem mit Gebäudesteuerungen und weiteren Kontrollsystemen wie bei Radiosta­tionen und der Industrie sowie bei Informationsterminals. Letztere sind eher im Bereich Werbedisplays angesiedelt und ermöglichen die Interaktion mit Passanten.


Als Beispiel hat das Inselspital Bern 52-Zoll-Touchscreens als Besucherleitsysteme installieren lassen. «Solche Grössen sind Spezialanfertigungen; unsere Standardgrössen beginnen bei 15 Zoll und erstrecken sich bis 32 Zoll», so Preising. Ein 32-Zoll-Touchscreen kostet derzeit rund 2500 Franken. Die Preise seien schon sehr tief. «Vor fünf Jahren kostete ein Touchscreen noch ab 3000 Franken. Heute sind die 15-Zöller bei knapp 900 Franken», so Preising. 15 Zoll verkaufe sich sehr gut, mit steigenden Präferenzen zu 17 Zoll. (Marco Rohner)


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