Modern, grün, leistungsstark und kosteneffizient sind die zentralen Worte, mit denen CA an einem Kundenevent im Zürcher Zoo den vor wenigen Jahren noch todgeweihten Mainframes huldigt. «Noch heute laufen weltweit rund 70 Prozent der geschäftskritischen Daten auf Mainframes», hält David Browne, Vice President Mainframe Business Unit bei
CA, den Kritikern der «Datenkühlschränke» entgegen. Die Wiedergeburt des Mainframe scheinen auch die Wachstumszahlen des Mainframe-Marktführers
IBM zu bestätigen: Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres nahm der Umsatz in diesem Segment um 32 Prozent im Vorjahresvergleich zu.
Weniger Platz, weniger Strom
Der Vorteile, die Browne den Grossrechnern zuschreibt, gibt es offenbar viele. Sie seien schneller amortisiert als Serverfarmen mit vergleichbarer Leistung, seien in Tat und Wahrheit die geeignetste Plattform für virtuelle Umgebungen und brauchen obendrein noch weniger Platz und weniger Strom. Das Zahlenmaterial, das er zum Beweis vorlegt, ist tatsächlich beeindruckend: Der Platzbedarf eines Mainframe liege um 80 Prozent tiefer als der bei Servern, der Strombedarf ebenfalls, bei der Kühlung kann 60 Prozent der Leistung eingespart werden. «In London, wo ich herkomme, müssen die Betreiber mit der Energie auskommen, die sie haben», so Browne. Mehr Strom stehe schlicht nicht zur Verfügung und auch der Platz sei begrenzt. «Die einzigen Möglichkeiten zu wachsen liegen darum in einem Wegzug in die Provinz oder der Effizienzsteigerung.» Ein weiterer Vorteil liege in der Senkung der Lizenzkosten: Da ein Z10-Mainframe-CPU von
IBM die Rechenleistung von 30x86-Prozessoren aufweise, könnten nach den heutigen Lizenzmodellen, die sich an der Anzahl Prozessoren orientieren, 29 Lizenzen eingespart werden. «Zumindest so lange, bis beispielsweise
Oracle sein Lizenzmodell anpasst», so Browne.
Besser für Virtualisierung
Für
CA sind Mainframes aber auch deshalb aktueller denn je, weil sie sich für Virtualisierungs-Technologien besser eignen sollen als das Segment der Unix-, Linux- und Windows-Server. «Bei Mainframes ist die Virtualisierung schon seit Jahren Realität», sagt Browne. Seine Architektur und die Softwareausstattung sei darauf ausgerichtet und die Standard-Server werde noch Jahre benötigen, um funktionell aufzuschliessen. «VMware hat ein nettes Produkt am Start», so Browne. «Nur leider läuft es auf der falschen Plattform.» Um dem erwarteten neuen Mainframe-Boom Rechnung zu tragen, will CA noch in diesem Jahr diverse Produkte, unter anderem für das Lizenz- und Performance-Management von Mainframes lancieren. Bis zum geplanten «Big-Bang» im November will CA diese jedoch noch unter dem Deckel halten.
Expertensterben
Ganz sorgenfrei ist das Leben der Mainframe-Fanatiker allerdings auch nicht, drohen doch die entsprechenden Experten auszusterben. In den USA beispielsweise sind rund 52 Prozent der Spezialisten 55 bis 64 Jahre alt und Nachwuchs lässt sich nur schwer rekrutieren.
CA versucht diesem Problem einerseits mit Vereinheitlichung und Vereinfachung der Produkte, als auch mit verstärkten Aktivitäten auf der Schulungsseite zu begegnen. Ein verbesserter Support seitens CA soll die aufgrund des Personalmangels verunsicherten Kunden zu neuen Investitionen in gute alte Mainframes bewegen. (Markus Gross)