Dieter Steiger hatte eigentlich immer in irgendeiner Form mit Technik zu tun. Man kann getrost sagen, dass Technik in irgendeiner Form seit jeher sein Leben bestimmt hat. Es fing bereits damit an, als er noch ein kleiner Junge war. Steiger wuchs als Sohn eines Garagisten auf und war mit seinen zwei Brüdern in seiner Freizeit fast jede Minute bei seinem Vater in der Werkstatt, um irgendwas an alten Autos herumzubasteln. Die drei Jungen mussten auch im elterlichen Betrieb mitarbeiten, an der Tankstelle bedienen oder im Restaurant der Mutter am Buffet aushelfen.
«Mit 16 Jahren besass ich bereits mein erstes Auto», sagt er «und das technische Wissen aus dem Geschäft meines Vaters hat mir auch bei meiner Ausbildung Vorteile verschafft.» Steiger machte nämlich eine kaufmännische Ausbildung bei der kantonalen Verwaltung, genauer gesagt beim Strassenverkehrsamt. Er hatte den Wunsch, später mit seinen beiden Brüdern, die beide in die Fussstapfen des Vaters traten und Automechaniker wurden, das elterliche Geschäft zu übernehmen. Als sein Vater überraschend früh starb - Steiger war gerade mal 20 Jahre alt -, fiel der Traum des Familienunternehmens ins Wasser. «Für mich ist eine Welt zusammengebrochen», sagt er heute.
Erste Kontakte mit der Informatik
Steiger entschloss sich für ein Betriebsökonomie-Studium an einer Abendschule. Sein Lehrer erkannte das Potential für Informatik, das in dem jungen Mann steckte und besorgte ihm eine Stelle im internen Support an der Schule. Danach wurde er Systemadministrator und Junior-Entwickler bei der Informatikfirma Pit, die auf AS400 erste Standard-Software fürs Rechnungswesen von KMU-Kunden erstellte. Diesen Schritt sieht Steiger heute sozusagen seinen Einstieg in die IT-Welt. Bei Pit blieb er vier Jahre. Es folgte eine weitere Ausbildung zum Analytiker und Programmierer und erste Kontakte mit der objektorientierten Programmiersprache «Alice». Seine Kontaktperson stellte für die damaligen Plattformen Office-Produkte her, wie man sie heute in Windows-Umgebungen kennt.
Als junger Mann war er damit als Berater bei Kunden unterwegs und lernte so Client-Server-Umgebungen auf Unix-Basis und mit C-Programmen kennen. «Ich konnte viel Technologie-Wissen aufbauen, war aber dann irgendwann mit meiner Karriere doch nicht zufrieden», resümiert er. So entschloss er sich zu einem Wechsel: Bei Fey Consulting, einer Firma, die damals von ehemaligen Bull-Managern geführt wurde, blieb er drei Jahre. «Wir veruchten Buchhaltungs-Software auf Uniface zu entwickeln, aber es war noch zu früh, um solche Anwendungen ab Boden zu bringen.»
Zeit der Richtungssuche
Steiger brauchte etwas Abstand von der Informatik. Er kündigte seine Stelle und machte sich in die Vereinigten Staaten auf, um mal so richtig die Seele baumeln zu lassen. Er wählte den klassischen Weg, die USA zu erkunden. Er kaufte einen Kleinbus und zog der Ostküste entlang - teils alleine, teils in Begleitung von Freunden - und quer über den Kontinent bis hinunter nach Kalifornien. Nach einem Dreivierteljahr war er wieder zurück in der Schweiz, nahm aber keine Stelle an: «Ich ging einfach stempeln», sagt Steiger, der offenbar auch nach seiner Rückkehr aus den USA noch keine Klarheit über den weiteren Verlauf seiner beruflichen Laufbahn hatte. Er rätselte, ob er zu
SAP Stäfa gehen sollte («doch die glaubten damals nicht, dass Client-Server-Architekturen Erfolg haben können»); dann arbeitete er für bloss drei Monate bei Georg Fischer Logismatik, bis er schliesslich 1993 zu Comsoft gelangte, wo er als Berater für SAP R/3 anheuerte. «Dort lernte ich die Komplexität von SAP-Umgebungen kennen», erzählt er. Er war Teamleiter für Change- und Konfigurations-Management, ein Thema, das ihn von da an bis heute begleiten sollte. Bei Comsoft baute er die SAP-Architektur-Beratung auf.
Selbständig und unabhängig
1996 machte sich Steiger zum ersten Mal selbständig. Er übernahm Cirrus und baute das Unternehmen zu einem SAP-Technologie-Berater mit über 70 Mitarbeitenden aus. Während seiner Militärdienstzeit konnte er in der Bundesverwaltung schon früher SAP-Projekte begleiten - eine Zeit, aus der er bis heute gute Beziehungen unterhält. Damals migrierte er beim Bund sechs SAP-Systeme auf ein zentrales und baute die Architektur, auf der heute 80 Ämter arbeiten. Cirrus verkaufte er 2007, weil er sich beruflich nochmals neu verwirklichen wollte. Mit der Firma Beteo, die heute 15 Mitarbeiter beschäftigt, kümmert er sich vor allem um Lebenszyklen und Veränderungsprozesse von komplexen Software- und speziell SAP-Umgebungen. Er selbst ist deshalb 70 bis 80 Prozent im Ausland tätig, oft auch im Auftrag von
HP, um Verkaufsteams von HPs BTO-Software zu unterstützen oder in Beratungsprojekten von HP als Lead-Architekt mitzuwirken.
In seiner Freizeit, die er heute mehr geniesst als früher («bis 35 war ich auch in jeder freien Minute noch am Arbeiten»), ist der heute 44-Jährige gern am Gleitschirmfliegen, Tauchen oder Golfspielen.
Dieter Steiger
Dieter Steiger wurde 1964 in Stäfa ZH geboren. Sein Vater war Garagist, seine Mutter hatte ein Restaurant. Nach einer kaufmännischen Lehre wollte Steiger zusammen mit seinen zwei Brüdern das Geschäft seines Vaters übernehmen. Da der Vater viel zu früh verstarb (Steiger war erst 20 Jahre alt), fiel das Projekt ins Wasser.
Nach einem Betriebsökonomie-Studium folgte der Einstieg in die Informatik. Zunächst als Supporter und Systemadministrator, dann als Junior-Entwickler bei einem IBM-Partner. Danach liess er sich als Programmierer / Analytiker ausbilden und war bei verschiedenen IT-Firmen (Pit, Fey Consulting, Georg Fischer Logismatic, Comsoft) als Ausbilder, Entwickler und System-Architekt beschäftigt.
1996 übernahm er die Firma Cirrus, die er aufbaute und die zeitweise über 70 Mitarbeitende beschäftigte. 2007 entschied er sich, mit Beteo nochmals eigene Wege zu gehen und verkaufte Cirrus seinem Partner. Beteo beschäftigt derzeit 15 Festangestellte und 5 freie Mitarbeitende.
1998 baute Steiger in Stäfa ein ehemaliges Altersheim an atemberaubender Lage um, in dem er drei Jahre lang wohnte und es dann an den Autorennfahrer Nick Heidfeld verkaufte. Steiger lebt mit seiner Lebenspartnerin, seiner dreijährigen Tochter und seinem einjährigen Sohn in einem frisch umgebauten Heim in Stäfa. (Markus Häfliger)