«Ich bin eher Techniker denn Verkäufer», sagt Lorenz Weber, Gründer, Inhaber und Geschäftsführer von PCP.ch mit Jahrgang 1980. In Schaffhausen, am Fusse des Munot, ist er aufgewachsen und von dort führt er heute seine Geschäfte. Weber hält eine 8 Zoll grosse Floppydisk in den Händen: «Der Fortschritt ist unglaublich. Für mich ist dies die spannendste Branche», sagt der 28-Jährige. Zuhause habe er noch ein Speichermuseum. Computer- und Elektronikbasteln ist seit jeher die Leidenschaft von Weber, fast vom Start weg macht er auch ein Geschäft daraus: In seiner Kindheit zieht es ihn zu Nachbars Haustür, um mit dem fertigen Radio eines Cosmos-Baukastens sein Taschengeld auszubessern. «Handeln liegt mir im Blut», sagt Weber. Angefangen habe dies schon mit Blumensträussen, die frisch gepflückt aus den Wiesen um Schaffhausen in die Stuben der Nachbarn geliefert wurden. Als Sohn einer Lehrerin und eines Arztes sei er mit Geschäften überhaupt nicht vorbelastet. «Ich weiss nicht, wie ich zu meiner kapitalistischen Ader gekommen bin - sie war immer da.»
Ausgedienter PC als Zünder
Dem Beruf des Vaters hat Weber die ausgeprägte Leidenschaft für die Computertechnik zu verdanken, die 1985 ihren Anfang nahm, als dieser zum ersten Mal einen ausgedienten 286er-PC von der Arbeit nach Hause brachte. «Ich war sofort begeistert, den PC zu bedienen. Später beschäftigte mich das Aufrüsten und das Programmieren. Aber genauso gerne verkaufe ich PCs und deren Teile weiter.»
Ab 1994 beginnt der PC-Handel unter Freunden und Kollegen, in den Weber immer mehr Zeit investiert. Er fällt beim Erzählen in Nostalgie: Als 15-jähriger Bursche fuhr er mit dem Zug von Schaffhausen über die Grenze nach Jestetten, um ein RAM mit 1 MB für 55 D-Mark zu kaufen. Es ist die erste Rechnung in der Buchhaltung.
Noch während der Kantonsschule lässt sich Weber 1998 im Handelsregister eintragen, drei Tage nach seinem 18. Geburtstag. Dem hatte er besonders entgegengefiebert und so ungeduldig erwartet wie andere den Auto-Fahrausweis.
Schule wird zur Last
Bereits im ersten Jahr springt ein Umsatz von 100’000 Franken aus der eigentlichen Nebentätigkeit heraus. «Ich habe dies immer als meine Haupttätigkeit angesehen: Die Schule hat mich nicht gross interessiert und war nur eine Last - alles nur Theorie, Wirtschaftsthemen besonders. Man braucht doch kein Studium, um Einzahlungsscheine auszufüllen?» Eigentlich wollte Weber die Schule schmeissen. Der Vater klärte die Situation mit einem Gespräch. Die fünf Jahre mit Abschluss zog Weber durch. «Damit habe ich meine Eltern erfreut; heute bin ich selbst froh und dem Vater dankbar», sagt Weber. Die Verlockung war gross.
Webdesign eröffnet Möglichkeiten
Mit fünf Kanti-Kollegen tut er sich noch in der Schule zusammen und gründet das Ladengeschäft PC Power, das zusammen mit dem Onlineshop auf 1’000’000 Franken Umsatz wächst. Zusätzlich erlebt Weber die Internet-Boom-Jahre mit zwei Kollegen, die die eigene kleine Webdesign-Firma selbstständig betreiben. Den jungen Erwachsenen, die allesamt noch in die Schule gehen, werden fünfstellige Summen bar auf die Hand plus grosszügige Saläre angeboten. «Ich verdiente gutes Geld als Schüler. Das Geld allein hat mich aber nie interessiert», so Weber. Nach der Matur schreibt er sich sogleich bei der ETH ein. «Ich hatte mich eigentlich nur eingeschrieben, um mal sagen zu können, dass ich an der ETH war. Ich wollte aber selbst etwas auf die Beine stellen. Die Zeit war gekommen, um dies mit Vollgas anzupacken», lächelt Weber.
Skalierbarkeit als Grundsatz
Der Entscheid für den PC-Handel und gegen das Webdesign fiel ihm vielleicht schwerer, als er zugeben mag. «Obwohl Webdesign-Stundenansätze von 400 Franken normal waren, ist das Geschäft nicht skalierbar - einer meiner Grundsätze, die für mich erfüllt sein müssen. Ein Zahnarzt kann trotz hohem Stundensatz nur eine bestimmte Anzahl Patienten bedienen, ausser über mehr qualifiziertes Personal. Handel ist skalierbar, scheinbar unbegrenzt: Ich kann von einem Artikel einen oder 1000 verkaufen, mein Zeitaufwand ist fast identisch.» Seinen Anteil am Webdesign übergibt er den beiden Kollegen, die heute noch im Geschäft sind, auch die PC-Power-Kollegen aus der Maturazeit gehen ihre eigenen Wege. Die Erfahrungen aus beiden Gebieten verknüpft Weber zu einem eigenen Onlineshop PCP.ch.
Sprung über die Grenzen
«Einen Laden in der Altstadt bis zum Pensionsalter zu führen, war nie mein Ziel.» Der schnelle Erfolg des Onlineshops gibt ihm die Richtung vor. Er sprengt die Grenzen von Schaffhausen und eröffnet Weber das ganze Land. Die Freiheit. Und Reisen ist sein liebstes Hobby. Ständige Begleiterin ist immer die Arbeit. «Ich habe sie ständig im Kopf, wie bei diesem Händler in Tokio mit genau den Nikon-Objektiven im Schaufenster, die zuhause nicht mehr lieferbar waren. Weber liess sich von ihm über die Nikon-Vertriebsstrategie informieren. «Erfolg stellt sich nur ein durch nackte, harte Arbeit.» Zum Ausgleich geht er drei mal pro Woche joggen. Weber will die Welt kennenlernen und offen sein, um zu lernen von anderen Kulturen, einen anderen Überblick zu gewinnen. Am Ende kommt er immer wieder zurück nach Schaffhausen. Heimat ist, wo das Geschäft läuft. (Marco Rohner)
Lorenz Weber
In einem kleinen Ladenlokal der Altstadt von Schaffhausen begann Lorenz Weber, einen der ersten Schweizer Onlineshops aufzubauen. Damals, als junger Newcomer, der eigentlich gar nie etwas anderes gemacht hat als PCs bauen oder aufrüsten, programmieren und weiterzuverkaufen. 1980 geboren in Schaffhausen legt er mit Widerwillen die Matur ab, ist gleichzeitig doppelter Jungunternehmer mit PC Power im PC-Handel und Futurespace im Webdesign. Danach startet Weber mit PCP.ch durch. Die Domain wurde einem Genfer PC-Händler abgeluchst, der in einem finanziell schwachen Moment den Erneuerungstag verpasste. Weber programmierte eigenhändig ein kleines Tool. Am ersten wieder verfügbaren Tag war die Domain in Webers Besitz. «Eine dreistellige Domain war immer mein Traum. Der Händler wusste nicht, wie ihm geschah und telefonierte, dass es nur ein Versehen gewesen sei», grinst Weber - bei ihm war es Absicht.
Heute, mit 28 Jahren, ist Weber Chef von 25 Mitarbeitern, davon vier in Deutschland bei Comstern.de. Von Frankfurt aus hat er ab 2005 den deutschen Ableger aufgebaut und noch dieses Jahr soll Österreich folgen.