In den letzten Monaten hat sich einiges getan im Bereich General Purpose GPU, oder kurz GPGPU - der englischen Abkürzung für grafikchip-gestütztes Berechnen. Der Einbezug von Grafikchips (GPU) zum Beschleunigen von Berechnungen eröffnet theoretisch eine fast hundertfache Beschleunigung der Rechengeschwindigkeit im Vergleich mit den stärksten x86-Prozessoren (CPU). Dies hat den neuen Gerätetyp der Desktop-Supercomputer geschaffen: Kleine, kompakte Gehäuse mit mehreren Teraflops theoretischer Rechenleistung. Der maximale Ausbau eines Desktop-Mainboards mit vier der stärksten Grafikkarten hätte 1998 einen Platz an der Spitze der Top-500-Rangliste der Supercomputer eingenommen. Die Effizienz ist allerdings weit geringer als bei x86-CPUs, wie Tests beweisen.
Nvidia zieht den GPGPU-Karren an
Nvidia hat sich mit der GPGPU-Programmier-Schnittstelle Cuda ein kleines Standbein im Supercomputerbereich geschaffen. Mit Cuda erhofft sich Nivida auch, den Verkauf der eigenen Grafikchips und -karten zu erhöhen. Das Unternehmen hat speziell für GPGPU-Anwedungen die Tesla-Serie veröffentlicht. Jetzt sind erste Hersteller von Workstations aufgesprungen, so
Cray,
Fujitsu und das Schweizer Unternehmen
Littlebit, das damit in den Bereich Hochschulen und Desktop-Supercomputer einsteigen kann. Erste Projekte sind wie Firmenchef Patrick Mazinger gegenüber IT Reseller sagt, bereits am laufen. Auch eine Finanzanalyse-Abteilung der französischen Grossbank BNP Paribas hat sich zu Cuda bekannt. Die National Taiwan University hat Asiens erstes Cuda Center of Excellence eröffnet, um die Integration zu fördern und in den Lehrplan aufzunehmen.
Mainstream-Software ohne Biss
Auch
AMD hat mit den ATI-Chips Radeon und Firepro ein Eisen im Feuer des Marketinghypes. Mitte März wurde das Framework
ATI Stream SDK 1.4 veröffentlicht, das die Interoperabilität mit der DirectX-API und Unterstützung für Visual Studio 2008 verbessert. Doch an der massiven parallelen Berechnung auf hunderten von Rechnereinheiten, aus denen Grafikchips bestehen, scheitern die meisten Programmierer von Software bereits im Ansatz.
Fortschritte macht dem Marketing-Getöse nach vor allem
Nvidia, der beim näheren hinsehen auch einige nahmhafte Hersteller wie
Adobe und
Apple einspannen konnte. Adobe mit weiteren Plugins für Photoshop CS4, Apple mit dem Grand-Central-Framework im nächsten Mac-Betriebssystem OS-X-Snow-Leopard, das automatisch Prozesse zwischen CPU und GPU optimal verteilt. Auch Microsofts Direct-X11 wird laut Hersteller GPGPU besser unterstützen
Open-CL-Standard als Durchbruch
Eine grosse und entscheidende Rolle für die weitere Verbreitung innerhalb und ausserhalb der Rechenzentren, Labors und Forschungs- sowie Finanz-Zentren kommt dem Standard Open-CL zu, dieser wurde im vergangenen Dezember verabschiedet und stellt die GPGPU-Entwicklung auf eine interoperable Basis, von der die Software-Industrie profitieren kann: Direct-X11 und Grand Central allen voran. (Marco Rohner)