Die Angebotspalette von
IBM ist gigantisch. Allein 10'500 Software-Produkte bietet der IT-Konzern an. Das grosse Problem dabei: Nirgends gibt es für potenzielle Kunden eine komplette, verständliche Übersicht. Das heisst: Bis vor kurzem gab es sie nicht. Im Oktober 2007 machte sich Daniel Altmann, 34, ehemaliger Verkaufsprofi bei Belsoft und WP Experts diese Lücke zum Geschäft. Eigentlich naheliegend, wie er sagt: «Ich wollte Produkt- und Preisinformationen 24x7 immer topaktuell online haben. So seltsam sich das anhören mag, aber das gab es bisher tatsächlich nicht.»
Also holte er sich bei IBM die Produkt-Stammdaten, schaute sich deren Struktur genauer an und entwickelte zusammen mit einem ungenannt sein wollenden Entwickler eine Datenbank, die automatisiert Ordnung in die Sache bringt. «Das war eine Riesenarbeit, wir haben gut 10’000 Artikel in einer Excel-Datei erfasst und uns zu jedem einzelnen Posten einiges überlegt. Das macht uns so schnell keiner nach.» Die Früchte der Fleissarbeit: Der weltweit erste Online-Shop für IBM-Lizenzen. Alle Lizenzen können unter www.software-lizenz-shop.ch abgerufen werden. Zielgruppen sind vor allem KMU, die nach Lösungen suchen und noch keinen direkten IBM-Partner haben. Ab dem zweiten Halbjahr 2008 soll das Angebot auch als Service verfügbar sein. Am Shop angehängt sind 300 IBM-Partner.
Das heisst, Altmanns Seite dient auch als Vermittler von Leads und als Zusammensteller von Softwarepaketen. Bisher vor allem in der Schweiz, doch Ableger in den grössten potentiellen Märkten USA, England, Frankreich und Österreich sind gerade am Entstehen. Sein grösster Kunde kommt denn auch bereits aus Übersee: Die Defense Information Systems Agency des amerikanischen Department of Defense hat für 3,5 Millionen US-Dollar Lizenzen bestellt. Und auch eine Strassenbaufirma aus Dubai hat für eine grössere Bestellung angefragt.
Ein Ding der Unmöglichkeit
Es besteht also offensichtlich reges Interesse an Altmanns Dienstleistung. Wieso also hat das niemand vorher schon gemacht? Vor allem von IBM selbst hätte man so etwas doch erwarten können. Altmann lächelt verschmitzt und zuckt mit den Achseln: «Ich habe diese Frage schon etliche Male gehört. IBM hat es wohl einfach nicht geschafft, diese Aufgabe selber zu erledigen. Die sind mit ihrem ständigen Umbau offenbar zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie eine solche Plattform selber hätten aufziehen können.»
Heute hat Altmann mit seiner Firma ein Abkommen mit
IBM, um in Deutschland und in den USA die Software-Lizenzen über eine solche öffentliche Web-Plattform zu verkaufen, und damit eine einmalige Marktposition: «Das ist natürlich komfortabel», sagt er, «und auch befriedigend. Denn bevor ich das Projekt realisierte meinten alle, ich versuche ein Ding der Unmöglichkeit.» Die Massenentlassungen bei IBM und die damit zusammenhängenden ständigen Umstrukturierungen sind für ihn ein zusätzlicher Segen: «Deshalb können wir uns mit unserer Übersichtlichkeit und Vollständigkeit erst recht auf dem Markt behaupten.»
Noch grosse Pläne
Doch trotz der einmaligen Marktposition will sich Altmann nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Zusammen mit je einem Entwickler aus der Schweiz und aus Österreich will er nächstens neue Kategorisierungen einführen, noch übersichtlicher werden sowie ein sogenanntes «Forecast-Tool» und einen «Software-Advisor» entwerfen, mit denen Endnutzer ihre Lizenzen selbst verwalten können.
Der Blick in die USA zeige einen klaren Trend: «Es wird eine Aufteilung in Software-Entwickler und -Implementierer einerseits und Software-Händler andererseits geben, das ist nur logisch.» Logisch ist denn auch das zweite Portal «Enterprise-Collaboration.de», das Altmann betreibt. Das Portal sei die umfassendste Community für auf Lotus Notes basierende Produkte. Rund 450 IBM-Partner bieten darauf ihre Software an. Das Geschäftsmodell ist dabei ähnlich wie beim ersten Portal: Die Leads gehen direkt an die Partner, die Registrierung der Produkte ist kostenlos.
Spürt Altmann angesichts des Potentials seiner Firma keinen Neid in der Branche? «Nein, uns spüren höchstens ein paar Software-Reseller, anderen tun wir nichts.»
Daniel Altmann
Daniel Altmann, 34, kam in Luxembourg zur Welt und zügelte kurz darauf als Adoptivkind in die Schweiz. Mit 22 Jahren lernte er seine leibliche Mutter kennen. «Heute habe ich zwei Familien», sagt er. Die in der Schweiz sei wie eine normale Familie, jene in Luxembourg sei sein engster Freundeskreis. Aufgewachsen ist er in Burglen, einer ländlichen Gemeinde nahe dem Greifensee. Nach seiner Ausbildung als Verkäufer von Unterhaltungselektronik bei Fust suchte er eine neue Herausforderung, arbeitete für einige Jahre für Belsoft und WP Expert. Sein angefangenes Betriebswirtschaftsstudium führte er nie zu Ende: «Zu wenig marktorientiert», sagt er dazu. Dasselbe gelte für das abgebrochene Wirtschaftsinformatik-Studium. «Trotzdem habe ich da einige wichtige Lektionen gelernt», gibt er zu.
Im Herbst 2007 machte sich Altmann mit der eigenen Firma Ancron selbstständig. Momentan wohnt er in Burglen (Familie 1), Luxembourg (Familie 2), Stuttgart (Freundin) und Horgen (Verkäufer und Freund). Er verbringt viel Zeit in seinem Audi RS 4 und sucht gerade einen neuen Boxklub, in dem er regelmässig trainieren kann. Sein grosses Ziel ist eine Familie mit drei bis vier Kindern sowie ein eigenes Haus.