Was erwartet Microsoft nach dem wahrscheinlichen Schuldspruch Ende Woche? Eine Aufteilung in eine Firma für Betriebssysteme und eine für Applikationen gilt als durchaus möglich, auch wenn sogar viele der hitzigsten Microsoft-Gegner in der Softwarebranche vor diesem Mass politischer Einmischung zurückschrecken.
Die Ökonomen sind da krasser: Vor gut einer Woche hat eine Panel von US-Spezialisten sogar eine Aufteilung in vier Unternehmen gefordert. Nur dies könne optimalen Wettbewerb bei minimaler Staatsaufsicht sicherstellen. Eine der Firmen bekäme das Applikationsbusiness, die anderen drei jeweils Teile des Systemgeschäfts. Andere Überlegungen gehen von drei "Baby Bills" aus: Eine für das System, eine für Apps und eine für Internet-Geschäft.
Grund für die Bevorzugung derartiger strukturellen Massnahmen: Sie erfordern laut den Experten weniger Aufsicht als die blosse Änderung von Geschäftspraktiken durch
Microsoft.
Andere Ökonomen warnen jedoch, dass Microsoft nicht geeignet ist für einen Breakup, da hier im Gegensatz zu früheren Aufteilungen von Monopolen kein physisches Kapital vorhanden sei. Tatsächlich geht es hier vor allem um die Verteilung von Aktien, Patenten, Angestellten, Verträgen und Investitionen, und dies dürfte einiges komplexer sein als Aufteilung von Telefonzentralen wie AT&T oder Ölfeldern.
Zudem würden auch die Konsumenten unter einer Zerschlagung Microsofts leiden: Der Windows-Standard wäre dahin, und das Entwickeln von Software für verschiedenen Betriebssysteme würde unweigerlich teurer. (mvb)