Die Übernahme von Furrer & Partner durch Pixelpark zeigt, dass bei den Webagenturen der Kampf unter den Unternehmen mit internationaler Ausrichtung entschieden wird. Gustav Furrer, einer der Schweizer Pioniere im Bereich Multimedia und Internet stellt sich durch den Verkauf seines Unternehmens bei Pixelpark unter – notabene kurz vor dem Beginn des Zivilprozesses um die «Diamant-Feier»-Affäre des Oberst Friedrich Nyffenegger. Furrer allerdings sieht den Merger im Sinne einer Vorwärtsstrategie und rechnet im Prozess mit Freisprüchen.
Die zum Bertelsmann-Konzern gehörende Pixelpark hatte erst vor einem Jahr durch den Kauf der Basler MMK ein Bein in den Schweizer Internetmarkt gesetzt. Durch die neuerliche Übernahme entsteht aus den ehemaligen Konkurrenten der grösste Schweizer Internet- und Multimediadienstleister, die Pixelpark (Schweiz) AG mit Sitz in Basel, ca. 70 Mitarbeitern und einem geschätzten Umsatz von 20 Millionen Franken.
Wie Gustav Furrer dem IT Reseller gegenüber erklärte, werden die beiden Niederlassungen in Zürich und Biel beibehalten. Des weiteren ist geplant, in der Romandie eine weitere Filiale zu eröffnen. Die Furrer-Produkte «Easydriver» und Paymaker» werden voraussichtlich in einer eigenen Unit (Furrer & Partner Products AG) weitergeführt, um das Dienstleistungsgeschäft innerhalb von Pixelpark klar vom Produktwesen zu trennen. Furrer selbst wird für mindestens drei Jahre Einsitz in die Geschäftsleitung nehmen.
Die Tore zum Cyberspace
Partnerschaften und Agenturgründungen im Ausland sind mutige Versuche der Schweizer Internet-Branche, am internationalen Geschäft teilzuhaben. Bidule zum Beispiel richtet sich auf die globalen Bedürfnisse aus und tritt ab sofort unter dem neuen Namen «Day Interactive» auf . Die Ländergesellschaften in der Schweiz, Deutschland, Singapur und den USA werden in der Day-Holding mit Sitz in der Schweiz zusammengefasst.
Bidule mit Vorwärtsstrategie
Bidule verfügt bereits jetzt über Tochterfirmen in Los Angeles, München, und Singapur. Wie Roger Zbinden dem IT Reseller gegenüber erklärte, sollen noch dieses Jahr in London, nächstes Jahr in Hamburg, Berlin und New York Niederlassungen gegründet werden. Zbinden, der Geschäftsführer von Day Switzerland, erkärt die Vorwärtsstrategie: «Wenn uns ein Markt zuwenig bekannt ist, suchen wir zunächst nach einem kompetenten Partner, mit dem wir später eine Ländergesellschaft gründen, die eine 100-Prozent-Tochter der Holding wird.»
Andreas Bernet, Pressesprecher von Delta Consulting, möchte zur Internationalisierung vorerst nur soviel sagen: «Unsere Niederlassung in Konstanz war ein erster Schritt in diese Richtung. Jedes Unternehmen muss sich dazu Überlegungen machen, wenn es weiterhin zu den Keyplayern gehören will. Unsere Ideen sind aber noch nicht spruchreif. Wir möchten auch den Schweizer Markt noch besser abdecken. In der Schweiz haben viele multinationale Konzerne und Banken ihre Headquarters.» Delta konnte bisher das Wachstum durch eigene Mittel finanzieren. Aber: «Wenn es um Internationalisierung geht, muss man wohl andere Lösungen finden.»
Gian Franco Salvato, Mitinhaber und Managing Director der Aseantic bläst ins gleiche Horn: «Ich glaube, dass es für ein Schweizer Untenehmen schwer ist, aus eigener Kraft ganz vorne mitzumischen.» Salvato hat erst kürzlich in San Francisco mit grossen amerikanischen Agenturen Gespräche geführt, denkt aber nicht daran, seine Firma zu verkaufen. Vielmehr sucht er Anschluss an ein internationales Netzwerk, um an Aufträge von internationalen Firmen heranzukommen. Salvato begeistert: «Was zum Beispiel die Jungs von Organic machen, ist nicht damit zu vergleichen, was in der Schweiz läuft. Die Amis haben einfach die grösseren Firmen, mit bis zu 300 bis 400 Mitarbeitern pro Standort und denken deshalb auch immer eine Nummer grösser, wo wir in der Schweiz eher zwei Nummern zu klein denken.»
Tatsächlich liegt dies auch daran, dass es - anders als hierzulande - in den USA Firmen gibt, die – wie beispielsweise
Ebay – aus einem Internet-Modell heraus entstehen und E-Commerce voll in die warenwirtschaftlichen Lösungen integriert ist.Dennoch versuchen es auch die kleineren im Ausland. Smartmedia hat eine Niederlassung in Berlin gegründet und bei
Crealogix macht man sich auch Überlegungen für Agenturgründungen im Ausland. Salvato bleibt pragmatisch: «Es ist eine absolute Illusion, zu glauben, dass auch nur irgend jemand an der amerikanischen Westküste auf eine Schweizer Agentur wartet!» (mh)