Gemäss der Schweizerischen Depeschenagentur wird das St. Galler Telekommunikationsunternehmen Comtelco etwa 100 seiner weltweit 126 Angestellten entlassen. Allein in St. Gallen erhalten rund 60 Angestellte den blauen Brief. Damit kann die Strategie der weltweiten Expansion, die man nach dem Gang an den geregelten Markt Frankfurter Börse verfolgte, als gescheitert betrachtet werden. Das neue Management (CEO Ullrich Beckmann und COO Karl Eibel) will die Tätigkeit der Firma in Zukunft auf Telekommunikationslösungen, insbesondere für Hotels, beschränken.
Imposante Ziele hatte man bei Comtelco, als es im Februar an den geregelten Markt der Frankfurter Börse ging. Nichts weniger als "die globale Marktführerschaft im Bereich Telemanagement und eine führende Position im Markt für Desktop-CTI-Systeme" wurde da noch angestrebt – ein Markt, den man auf rund 5,5 Mrd. Dollar für das Jahr 2000 einschätzte. "Comtelco ist bereit, die sich bietenden Chancen in Shareholder-Value umzusetzen - wir würden uns freuen, wenn Sie uns als neue Aktionäre dabei begleiten", hiess es in der IPO-Broschüre.
Die Shareholder dürften sich dann aber wenig gefreut haben, als der Kurs im Laufe des Jahres von 22 bis auf 3,60 Euro sank. Offensichtlich goutierten die Anleger den rasenden Expansionskurs der Firma nicht. Zur Illustration ein kurzer Abriss der Ereignisse:
-Februar 2000: Übernahme der TMS (GB), Pläne für China und Russland.
-März 2000: Gründung einer Niederlassung in Prag.
-Mai 2000: Ankündigung einer strategischen Beteiligung an Hotpalm.com (USA). Kooperation mit Team s.r.l. (Italien), Übernahme von Telecape (Südafrika).
-Juni 2000 Übernahme von Innovation, USA.
-5. Juli 2000: Vertriebspartnerschaft mit ATL (Spanien).
-10. Juli 2000: CEO Roland Steiner und COO Ramon Inauen müssen zurücktreten. (hjm)