Der deutsche PC-Direkthändler und Systemintegrator Bechtle hat seine angekündigte Expansionsstrategie in Europa mit der Übernahme der Westschweizer Comsoft Data Direct SA gestartet. Finanziert wurde der Kauf mit Geld aus dem erst vor knapp drei Wochen erfolgen Börsengang am Neuen Markt Frankfurt. Über den Preis wurde nichts bekannt.
Comsoft mit Sitzen in Nyon und Zürich ist ebenso wie Bechtle ausschliesslich im B2B-Bereich tätig und beschäftigt momentan 22 Mitarbeiter. Mit über 17’000 Artikeln verschiedenster Marken aus den Bereichen Hardware, Kommunikation, Software und Verbrauchsgüter nimmt die Comsoft für sich in Anspruch, das grösste Angebot in der Schweiz zu haben. Zudem bietet Comsoft zusammen mit Partnern ein Outsourcing-Programm an.
«Nummer 2 im IT-Direktversand»
Bechtle ist in ähnlichen Segmenten tätig und in der Schweiz bereits mit einer Niederlassung mit rund zehn Beschäftigten etabliert. Nach eigenen Angaben wird das Unternehmen gemeinsam mit Comsoft nun zum Schweizer Marktführer beim E-Commerce und der Nummer 2 beim Direktversand von IT-Produkten. Anton Müller, Verkaufsdirektor bei Comsoft: «Comsoft wird vor allem von der Internet-Präsenz von Bechtle profitieren und natürlich davon, dass wir in Zukunft gemeinsam mit Bechtle Schweiz grössere Mengen einkaufen können. Ansonsten bleiben wir aber auch unter dem Bechtle-Dach eine eigenständige Firma mit eigener Rechnung und eigener Personalpolitik.»
Comsoft ist vor allem in der französischen Schweiz stark, wo rund die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet wird. Bechtle Schweiz ist deutlich kleiner und hat seine Kunden vorwiegend in der deutschen Schweiz. Geplant ist eine Zwei-Marken-Strategie. Doch Bechtle wird, wie Müller sagt, dabei weiterhin vor allem den deutschschweizer Markt beackern: «Die Zwei-Marken-Strategie wird kaum so weit gehen, dass man sich innerhalb des Konzerns gegenseitig Kunden abjagt.»
MS Large Account Reseller
Laut Müller lag bei Bechtle Schweiz das Hauptgewicht bisher auf der Hardware, während bei Comsoft das Software-Lizenzgeschäft im Vordergrund steht. «Wir sind einer der nur gerade zehn bis zwölf Large Account Reseller von
Microsoft in der Schweiz», sagt Müller nicht ohne Stolz.
Nicht zuletzt dies machte Comsoft offensichtlich für Bechtle interessant. In den letzten Jahren hatte Bechtle ihren Umsatz kontinuierlich von 224 Millionen DM 1997 auf im letzten Jahr 773 Millionen DM steigern können. Insgesamt beschäftigt Bechtle rund 1400 Leute. Der grössteTeil des Umsatzes kommt aus der Systemintegration mit SAP-, Navision- und einer eigenen E-Commerce-Lösung. 35% stammen aus dem Verkauf von PC-Produkten. In diesem Jahr soll ein Umsatz von einer Milliarde erreicht werden. Dazu will Bechtle insbesondere auch den Status von Comsoft als «Microsoft Large Account Reseller» innerhalb ihrer konzernweiten Aktivitäten nutzen.
Die Pressemitteilung von Bechtle besagt, der bisherige Inhaber von ComSoft, Mario Lörtscher, werde «weiter im Unternehmen aktiv sein und seine Marktkenntnisse in den Bechtle-Konzern einbringen». Lörtscher war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen, Müller meinte jedoch, nachdem Lörtscher seine Anteile verkauft habe, sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis er sich aus dem Geschäft zurückziehen werde. Einen Zeitpunkt allerdings wollte und konnte er nicht nennen. (fis)