Die Orbit arbeitet mit ihrem Messekonzept offensichtlich an den Bedürfnissen der Aussteller vorbei. Wie Recherchen von IT Reseller zeigen, wurden die grossen Aussteller in das neue Messekonzept "Konvergenz von Technologie und Anwender", mit dem sich die Orbit/Comdex-Geschäftsleitung offenbar mehr Aussteller und Besucher erhofft, gar nicht mit einbezogen. Kein Wunder, tritt beinahe jeden Tag ein Player zurück.
Die Aussteller wünschen sich nämlich keine Messe für Turnschuhpublikum und schon gar nicht einen Messesamstag, an dem das Business-Publikum ganz bestimmt nicht anzutreffen sein wird. Der Branchenverband Swico hatte zwar am 27. März unter Präsident Jürg Stutz zusammen mit einzelnen Anbietern und der Messeleitung versucht, ein Desaster abzuwenden und die Aussteller davon zu überzeugen, dass „der Markt eine Plattform wie die Orbit/Comdex braucht“, wie Stutz sagte (IT Reseller berichtete in der Heftausgabe vom 31. März). Aber schon die Tatsache, dass ein Verband als „Verkäufer“ für die Orbit-Stände notwendig ist, zeigt, wie wenig die grösste Schweizer ICT-Messe auf die Kundenbedürfnisse eingeht.
Zudem: Anlässlich der gestrigen Bekanntgabe von
Sage Sesam, nicht an der Messe präsent zu sein, sagte Sage Sesam-Marketingleiter Marco Caviglia zu IT Reseller, man sei als einer der zehn grössten Aussteller nicht in die Überlegungen zum neuen Messekonzept einbezogen worden. Caviglia würde eine strikte Ausrichtung auf Business-to-Business ohne den wieder eingeführten Messesamstag bevorzugen.
Ausserdem ist Caviglia wie angeblich viele andere Aussteller der Meinung, dass die Orbit im Frühjahr – z.B. zwei Monate nach der Cebit – stattfinden sollte. Da nämlich neue Produkte an der Cebit gezeigt werden und die Innovationszyklen jedes Jahr länger werden, sodass im Herbst eigentlich kaum Neues mehr gezeigt werden kann, mache eine Messe im Herbst immer weniger Sinn. Es gibt auch Aussteller, die sogar eine Fusion mit der im Februar stattfindenden Internet Expo als beste Lösung ansehen.
Wie IT Reseller in Erfahrung brachte hat, soll nun nächsten Mittwoch eine Info-Veranstaltung der Messe stattfinden, zu der die Aussteller eingeladen sind. Fragt sich bloss, was die restlichen Interessenten dann Neues von der Messeleitung erfahren werden. Zu vermuten ist, dass aufgrund der Absagen der grossen Player viele kleinere Aussteller ebenfalls ihren Hut nehmen. Und wenn bis nächsten Mittwoch weitere Publikumsmagnete ihren Austritt bekannt geben sollten, könnte es sein, dass die Messeleitung ganz und gar allein mit sich selbst das Gespräch führt. Aber das wäre auch nichts Neues.
Markus Häfliger, Chefredaktor