Die Andersens sind geschieden

Nach mehr als zwei Jahren Rechtsstreit wird der Unternehmensberater Andersen Consulting vom Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Arthur Andersen unabhängig.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/14

     

Die internationale Handelskammer in Paris hat die Streitigkeiten zwischen Andersen Consulting und Arthur Andersen beendet, die sich nunmehr über mehr als zwei Jahre hingezogen hatten. In wesentlichen Punkten gab die Handelskammer dem Kläger Andersen Consulting recht. Nach dem Schiedsspruch sind die beiden Unternehmen mit sofortiger Wirkung getrennt.
Der Unternehmensberater Andersen Consulting, der im letzten Jahr einen Jahresumsatz von 8,9 Mrd. Dollar erzielt hatte, kämpfte schon seit längerer Zeit um seine Unabhängigkeit. Die Streitigkeiten zwischen den Schwesterfirmen gehen auf die Gründung von Anderesen Consulting im Jahr 1989 zurück. Damals wurde beschlossen, dass Arthur Andersen und Andersen Consulting in getrennten, sich ergänzenden Bereichen operieren. Andersen Consulting sollte Beratungsdienstleistungen für Strategie, Geschäftsprozesse und Technologie anbieten, Arthur Andersen in der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung tätig sein. Die Vereinbarung hielt fest, dass die profitablere Firma bis zu 15 Prozent des jährlichen Reingewinns an die weniger gewinnträchtige Einheit abliefern sollte.
Bald fühlte sich Andersen Consuting übervorteilt. Die Auseinandersetzungen verschärften sich noch, als Arthur Andersen ihre Dienstleistungspalette in die Bereiche Technologieberatung, Business-Transformation und strategische Planung ausdehnte.

Glücklich geschieden

Nach dem Schiedspruch äusserten sich beide Kontrahenten zufrieden. Andersen Consulting CEO, Joe Forehand, meinte: «Das ist ein Sieg auf der ganzen Linie. Jetzt können wir uns unabhängig entwickeln und an unseren Plänen zur Neudefinition des Unternehmens weiterarbeiten.»
Arthur Andersen teilte ihrerseits mit, sie nehme mit Genugtuung zur Kenntnis, dass sie keine Pflichten gegenüber Andersen Consulting verletzt habe. Folgerichtig schulde sie keinen Schadenersatz. Demgegenüber müsse Andersen Consulting zurückbehaltene Transferzahlungen im Umfang von einer Mrd. Dollar leisten und bis Ende Jahr ihren Namen ändern.
Beide Unternehmen fühlen sich offensichtlich «glücklich geschieden». Für Andersen Consulting gibt es eine Reihe von Optionen, darunter den Börsengang. Über die strategische Neuausrichtung der Firma soll im Oktober von den stimmberechtigten Partnern entschieden werden. (fis)


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