Microsoft enthüllt Schweizer ASP-Strategie

«Wir haben sogar die stundenweise Vermietung von Office in Hotels getestet,» meint Microsoft-Mann Thomas Rupp. Doch jetzt ist (vorläufig) fertig getestet. Microsoft hat sein ASP-Angebot formuliert und legt Musterverträge vor.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/16

   

Weit über 100 Firmen hätten sich für Microsofts ASP-Angebot interessiert, 19 Firmen lägen zur Zeit konkrete Vertragsentwürfe vor, so Microsoft-Sprecherin Maja Künzler. Das Interesse ist zweifellos gross und bereits haben einzelne Firmen (Agri) zukünftige ASP-Dienstleistungen mit Microsoft-Produkten angekündigt.
Microsoft-typisch hat man erst ausführlich getestet, bevor man mit grossartigen Ankündigungen an die Öffentlichkeit trat. Weltweit lief 99/2000 ein Testprogramm mit 50 definierten Partnern. 20 ASPs hosten heute Exchange Server 5.5 und mehr als 50 Microsoft-Reseller entwickeln Services für «hosted Exchange 2000 services».
14 Firmen hosten heute in den USA Office und bieten es ihren Kunden auf Mietbasis an. Über 50 ASPs offerieren weltweit «Line of Business»-Applikationen (z.B. ERP-Applikationen auf SQL-Server) auf der Windows Plattform. Microsofts Mann fürs Marketing, Urs Wermelinger, formuliert denn auch kurz und bündig: «Die Pilotphase ist fertig.»

«ASP-Händler werden oft vergessen»

Obwohl sich die Microsoft-Leute im Klaren sind, dass der ASP-Markt erst noch Konturen gewinnen muss, haben sie doch bemerkenswert klare Vorstellungen von den zukünftigen Vertriebswegen.
Es gibt in der ASP-Welt von Microsoft drei mögliche Absatzwege. Zuerst die «ASP-Solution Provider», die eine ASP-fähige Lösung bauen und dem Kunden nahe bringen. Wermelinger: «Es wird eine ganze Reihe von Firmen geben, die solche Services bauen und anbieten.» Als zweites nennt Wermelinger die «ASP-Händler» – Firmen die ihren Kunden die ASP-Lösung verkaufen, selbst aber keine Dienste anbieten.
«ASP Pure-Play»-Anbieter sind gemäss Microsoft die Hoster von Messaging- und «Line-of-Business»-Lösungen, die teilweise über Händler, teilweise direkt ASP-Dienstleistungen anbieten. Im Gegensatz zu vielen anderen, gibt Microsoft den reinen ASP-Händlern einen relativ grossen Stellenwert. Die Einschätzung dürfte richtig sein, denn viele kleinere VARs werden weiterhin beim Kunden die Infrastruktur betreuen und ASP-Dienstleistungen zwar nicht selber anbieten aber vermitteln.

Lizenzen pro User/Zeit oder pro CPU

Ein mittlerer Umsturz bahnt sich beim Lizenzierungsmodell an. Wie schon Oracle, bietet nun auch Microsoft die Lizenzierung pro CPU, auf der eine Software läuft, an. Dieses Verrechnungsmodell wird die «Internet Connector Lizenzen» und die «concurrent use» Lizenzen ersetzen.
ASPs können aber auch Lizenzen pro User/Monat erwerben. Damit erlaube man dem ASP, die Startkosten niedrig zu halten und die Zahl zu bezahlende Lizenzen erst bei steigender Kundenzahl zu erhöhen.
Weiterhin ist es auch möglich, die Software zu «kaufen», das heisst das Nutzungsrecht für unbestimmte Zeit und für einen User zu erwerben und diese Lizenzen zum Beispiel einem Outsourcer weiterzugeben. Sicher kein unwesentlicher Faktor, bedenkt man die Zahl der bereits bezahlten MS-Lizenzen in der Kundenlandschaft.

Hürdenlauf


Es ist den Microsoft-Leuten deutlich anzumerken, dass sie kein «Jekami»-ASP wollen. Die Hürden, um MS-Software «vermieten» zu dürfen, sind nicht ganz tief angesetzt. Man muss MCSP (Microsoft Certified Solution Provider) sein und über mindestens zwei MCSE (Microsoft Certified System Engineer) und einen MCDBA (Microsoft Certified Database Administrator) verfügen. Oder wie es Thomas Rupp, der Microsoft-seitig die ASPs betreut, formuliert: «Zwei Server in einem Keller machen noch keinen ASP.» (hc)


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