Deutsche Kabel New Media übernimmt Digivision

Die Konsolidierung im helvetischen Markt der Web-Agenturen schreitet munter voran. Angeagt ist Internationalisierung: Kabel will mit Digivision auf südliche Märkte.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/17

     

Überraschung am ersten Orbit-Tag: Die Zürcher Digivision – eine der grössten Webagenturen der Schweiz – gab in Basel ihre hundertprozentige Übernahme durch die Hamburger Kabel New Media bekannt, die mit Pixelpark und GFT zu den grössten deutschen Web-Dienstleistern zählt.
Der Digivision-Geschäftsleiter und bisherige Alleinaktionär Robert Hess soll künftig in der Kabel-Gruppe die Schweizer Aktivitäten und die Expansion nach Italien und Spanien vorantreiben. Hess erhält für seine Firma Kabel-Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Die Firma soll baldmöglichst in Kabel New Media Schweiz umbenannt werden.

Verkauf statt IPO

Digivision ist laut Robert Hess heute nach Pixelpark, Namics und Crealogix die viertgrösste Schweizer Webagentur. Die nach eigener Aussage «hochprofitable» Firma erzielte zuletzt 12 Mio. Franken Umsatz, für das neue Geschäftsjahr bis 30. Juni 2001 werden über 10 Mio. Euro angepeilt.
Die Mitarbeiterzahl soll von derzeit 70 bis Ende Jahr auf 110 steigen, bis Mitte 2001 will Digivision 160 Leute beschäftigen.
Eigentlich hatte Hess, wie im Frühjahr angekündigt, mit seiner Firma in diesem Herbst an den SWX New Market gehen wollen. Die wenig attraktiven IPO-Aussichten liessen ihn dann aber mit Hilfe von PriceWaterhouse-Coopers einen Käufer unter den weltweit grössten Webagenturen suchen – die auch prompt alle Interesse gezeigt hätten.
Den Ausschlag für Kabel habe deren «Speed» gegeben, zudem seien die Geschäftsbereiche der Digivision praktisch identisch mit den vier Units von Kabel, und beide Firmen seien vor allem im Grosskunden-Business aktiv.

Vorstoss nach Süden

Hess nennt drei Gründe für den Anschluss an Kabel: 1. Internationalisierung, 2. Know-how-Transfer und 3. mehr Attraktivität im knochentrockenen Arbeitsmarkt. Hess: «Wir wachsen um hundert bis zweihundert Prozent pro Jahr, da ist die Schweizer Personalsituation eine Katastrophe.»
Eine internationale Gruppe sei für gute Leute jedoch interessanter, das habe man auch bereits direkt nach der Ankündigung am Orbit-Stand bemerkt.
Die Kabel-Gruppe ist in Schweden, England und Österreich vertreten, dazu kommen drei US-Standorte. Das Digivision-Netz mit Niederlassungen in Zürich, Bern, Basel, Mannheim, Lugano und neu Mailand soll nun vor allem für den Vorstoss nach Südeuropa genutzt werden.
Zudem verhehlt Peter Kabel, CEO der Kabel New Media AG, nicht sein Interesse an den attraktiven Digivision-Accounts wie ABB, Unilever, Calida, Visana und Banken wie Rothschild, Leu, Hofmann oder Aargauische KB. Hier könne die Kabel-Gruppe ihr Fullservice-Angebot ausspielen, das von der Strategieberatung über IT-Lösungen und Design/Branding bis zu E-Services wie CRM und Call-Center reiche.
Die Kabel New Media AG ist seit Juni 1999 am Neuen Markt Frankfurt notiert und zählt sich «zu den grossen Playern in Europa». Die Gruppe setzte mit ihren 17 Niederlassungen im Geschäftsjahr 99/2000 40 Mio. Euro um und beschäftigte rund 900 Mitarbeiter. I
Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende März 2001 sind – inklusive Digivision – über 100 Mio. Euro angepeilt.
Ein Gewinn fiel aufgrund des grossen Overheads für die vielen Akquisitionen noch keiner an, operativ sei man aber schon heute profitabel, so Peter Kabel. (mvb)


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