Der Zürcher Banken-Softwarehersteller Avaloq und der Westschweizer IT-Dienstleister Unicible verfolgen partnerschaftliche Absichten. Man ziehe eine mögliche Zusammenarbeit in Betracht, um den Westschweizer Banken Informatikdienstleistungen zu verkaufen, heisst es etwas sehr offensichtlich unverbindlich in einem Communiqué von heute.
Die beiden Firmen wollen den Westschweizer Kunden die Integration von Avaloq-Applikationen wie auch Drittapplikationen, Benutzersupport, Hosting und Betrieb anbieten sowie als Application Service Provider auftreten. In welchem Zeitraum die blosse Absicht in einen rechtskräftigen Partnerschaftsvertrag umgemünzt wird, ist nicht klar. "Wir werden in den nächsten Monaten genauer darüber informieren, wie das Offering aussehen wird", sagt Avaloq-Marketing-Mann Uwe Krakau.
Tatsache ist, dass Unicible, eine hundertprozentige Tochterfirma der Waadtländer Kantonalbank, bis jetzt einer düsteren Zukunft entgegenblickt: Wie seit letztem April bekannt ist, sind die drei Kantonalbanken von Genf, Neuenburg und dem Wallis sowie die Anker Bank auf der Suche nach einer neuen Plattform. Bei diesen Finanzinstituten ist die altgediente Osiris-Software von Unicible im Einsatz. Dass deren Tage gezählt sind, wird immer deutlicher.
Deshalb kann die Absichtserklärung von Avaloq und Unicible folgendermassen interpretiert werden: Unicible wird die Osiris-Plattform einschlafen lassen und statt dessen künftig als Integrator und Betreiber für Avaloq am Westschweizer Markt auftreten. Damit kann Unicible künftig auch den dort zahlreich vorhandenen Private-Banking-Kunden ein Angebot unterbreiten - eine Kundengruppe, die das Unternehmen bislang nur stiefmütterlich bedienen konnte.
Es ist ferner anzunehmen, dass Unicible den Kantonalbanken, die einen Ersatz oder zumindest einen Pfad in die Zukunft für ihre Osiris-Lösung suchen, diese neuen Perspektiven mit Avaloq unterbreitet hat. Ob Unicible deshalb zum Handkuss kommt, bleibt abzuwarten. Auf der Shortlist der Banken sind gemäss einem Bericht von Ende August in der Zeitung "Le Temps" offenbar zur Zeit die aargauische
Finnova und der belgische Hersteller Callataÿ&Wouters.
Der Entscheid der Kantonalbanken und der Anker Bank wird jedenfalls nicht mehr lange auf sich warten lassen. Als im Mai die Ausschreibung publik wurde, hiess es, im Sommer werde entschieden.
Nicht realistisch ist, dass sich an den Besitzverhältnissen von Unicible im Zusammenhang mit den Avaloq-Plänen etwas ändert. Erstens wäre das entgegen dem Trend und zweitens, wie Avaloq-CEO Francisco Fernandez auf Anfrage von IT Reseller sagt: "Avaloq sucht keine Beteiligung." (map)