Ein ESD-Imperium entsteht

ESD (Electronic Software Distribution) ist zweifellos einer der wichtigen zukünftigen Vertriebswege für Software. In der Schweiz entsteht rund um die Baarer Key Technology GmbH eine ESD-Firmengruppe. Neu mit dabei: Der SW-Disti Sotec.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/18

     

Im Februar berichteten wir erstmals über den Baarer Start-Up Key Technology GmbH des USA-Rückkehrers Andreas Joder. Der Artikel machte Dominik Zingg vom Nyoner Software-Disti Sotec neugierig.
Zingg nahm Kontakt mit Joder auf, ein halbes Jahr wurde diskutiert und vorbereitet: Nun ist das gemeinsame Kind geboren: Sotec ASP. Rund um Key Technology gruppieren sich also in Bälde zwei weitere Firmen. Spipe als europaweiter Marktplatz für die Distribution von Business Software an KMU und Sotec ASP, die ESD-Dienstleistungen für grosse Retailer und Fachretailer in ganz Europa anbietet.

Key Technology

Joders Key Technology GmbH vertreibt und implementiert im wesentlichen den ESD-Server «Ziplock» der amerikanischen Preview Systems. Die Beziehung zu Preview stammen aus den US-Zeiten Joders, als er gemeinsam mit dem jetzigen CEO von Preview eine amerikanische Firma leitete.
Ziplock ist ein Software-System, das den Vertrieb von Software und ähnlichen digitalen Gütern, zum Beispiel Bildern oder Sound ermöglicht. Es erlaubt Software-typische Transaktionen wie «Try-before-buy» und «Trial only» und unterstützt Software-Hersteller oder -Verkäufer bei der Lizenzverwaltung.
In der Schweiz hat Key Technology bisher noch keine externen Ziplock-Installationen, doch bestünden mehrere Projekte zum Beispiel mit Versandhäusern oder E-Tailern, so Joder. Hingegen werden die Ziplock-Dienste von mehreren deutschen Kunden angewendet. Key Technology vertreibt das Ziplock-System und unterstützt Kunden beim Aufbau und bei der Anbindung an die bestehende Datenbank-, ERP und Web-Infrastruktur. Ausserdem können Kunden ihre Webapplikationen auf dem Ziplock-System von Key Technology hosten lassen. Gemäss Joder haben sich sieben von 10 der grössten Software-Hersteller für Ziplock entschieden, als Paradebeispiel wird Symantec genannt.

Sotec ASP: ESD-Shop-in-Shop für Retailer

Key Technology hat die Software und das technische Know-How, Sotec als spezialisierter Software-Distributor die Beziehungen zum Retail und zu den Software-Herstellern. Sehr lange sei es nicht gegangen, bis man sich nach den ersten Kontakten zwischen Sotec und Key Technology einig geworden ist, erzählt Sotec-Chef Dominik Zingg. Das Konzept des Joint-Ventures Sotec ASP leuchtet ein.
Die Firma wird Retailern, in der Schweiz aber auch – zusammen mit Partnern – in ganz Europa, einen Software-Webshop anbieten. Als Basistechnologie wird – wie nicht anders zu erwarten – Ziplock eingesetzt.
Sotec ASP wird einige zusätzliche Dienstleistungen anbieten. Dazu gehört die Aufbereitung der Produkte-Informationen, ein Job, den Retailer meist weder selbst erledigen können noch wollen und weitere Marketing-Dienstleistungen.
Die physische Infrastruktur steht heute noch bei Key Technology in Baar, doch ist sich Joder im Klaren, dass dies nicht so bleiben kann. Man wird also die Server hosten lassen und für grosse Bandbreiten auf den Auffahrtsrampen zu den ESD-Servern sorgen. Man sei unter anderen im Gespräch mit Akamai, der Firma, die weltweit Internet-Server-Farmen betreibt und die ihrerseits mit Mount10 (ehemals Cope) kooperiert.
Ob Zingg mit dem Modell die Ausweitung der Geschäftstätigkeit nach Europa gelingt, wird sich zeigen müssen. Ihm schwebt die Kooperation mit Partnern in anderen Ländern vor. Ausserdem ist Sotec ASP durchaus auch an weiteren hiesigen Allianz-Partnern interessiert.

Spipe: ESD-Marktplatz für Software-Hersteller und KMU-Kunden

Auch das Projekt «Spipe» (Sprich: «Speip») entstammt aus Kooperationen Joders. Partner sind einerseits Swisssoft, der Verband von unabhängigen Schweizer Softwareherstellern und andererseits die Zuger Alabus. Spipe soll lokalen ISVs (Independent Software Vendors) mit beschränktem Marketing-Power helfen, ihre Software weltweit zu vertreiben.
Ziel ist ein Marktplatz für typische «High Margin, Low Volume»-Produkte, wie Finanz-Software für KMUs. Spipe will europaweit operieren. Wichtig ist für Joder, dass Spipe nicht primär Software-Lizenzen vertreiben wird (wer will schon ein Sesam-Paket so mir nichts dir nichts bezahlen und herunterladen?), sondern vor allem auch eine ganze Reihe von IT-Dienstleistungen vermitteln wird. Spipe-Mitglieder werden Projekte auf dem Marktplatz ausschreiben können. Spipe-Anbieter können ihr Interessenprofil hinterlegen und werden automatisch benachrichtigt, wenn beispielsweise ein Projekt in ihr Profil passt. In einer weiteren Phase soll es auch ein neuartiges Bewertungssystem für Software geben.
Andreas Joder ist es klar, dass solche Marktplätze zum einen ziemlich grosse Kapitaleinsätze benötigen und zum anderen die Anbindung an grosse, KMU-orientierte Portale ebenfalls ein Muss ist. Was die Zusammenarbeit mit einem Portal betrifft, so sei man in Verhandlungen. Und ausserdem befindet sich Joder in Kontakt mit Investoren. (hc)


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