Qualcomm, US-Hersteller von Kommunikationsprodukten, bricht einen Rechtsstreit gegen Nokia vom Zaun: Die Finnen verstossen laut der Klageschrift gegen insgesamt zwölf Patente von Qualcomm und der Qualcomm-Tochter Snaptrack. Die patentierten Technologien seien "essentiell für die Herstellung und den Gebrauch von Geräten, die nach den Mobilfunkstandards GSM, GPRS und EDGE arbeiten." Qualcomm will nun erreichen, dass Nokia erstens Schadenersatz zahlen muss und zweitens in den USA kein GSM-Equipment mehr verkaufen darf.
Der Hintergrund: Qualcomm war massgeblich an der Entwicklung des in Nordamerika vorherrschenden Code-Multiplex-Standards CDMA beteiligt und streicht dafür ordentlich Lizenzgebühren ein. In GSM-Netzen dagegen wird zwar die Sprache nicht per CDMA, sondern mit einer Kombination aus Zeit- und Frequenzmultiplexing (TDMA, FDMA) übertragen, bei den für die Datenübertragung genutzten Protokollen GPRS und EDGE greifen aber auch GSM-Hersteller auf das CDMA-Verfahren zurück - und genau dafür habe Nokia keine Lizenz bei Qualcomm gelöst.
Laut Chefanwalt Louis M. Lupin hat Qualcomm zwar einige Zeit nach einer einvernehmlichen Lösung mit Nokia gesucht, inzwischen sieht Lupin dafür nur noch geringe Chancen und hat deshalb geklagt. Die am vierten November eingereichte Klage ist der neueste Schritt in einer langen Reihe vom Zwistigkeiten – erst Ende Oktober hatten
Nokia, Texas Instruments und Broadcom ihrerseits bei der EU-Kommission eine Beschwerde gegen Qualcomm eingereicht: Das Unternehmen verhalte sich wettbewerbswidrig, indem es anderen Herstellern die Lizenzierung seiner Technologien verweigere, um so ungeliebten Konkurrenten den Zugang zum Handy-Chipset-Markt zu verwehren. (IW/map)