Heute Morgen hat die Swisscom-Spitze erstmals öffentlich zur Debatte mit dem Bundesrat Stellung genommen. Swisscom-Verwaltungsratspräsident Markus Rauh und Konzernchef Jens Alder (Bild) zeigten sich enttäuscht über das Vorgehen des Bundesrates und kritisierten den Mehrheitsaktionärs scharf.
"Ich bin erstaunt und konsterniert, dass der Bundesrat, dem die
Swisscom in den vergangenen Jahren mehr als zehn Milliarden Franken in die Kasse geschwemmt hat, die Swisscom über Nacht als bedrohliche Altlast behandelt, die man lieber heute als morgen los ist", sagte Rauh in Zürich vor den versammelten Journalisten.
Jens Alder blies ins selbe Horn und sagte, dass es ihn persönlich treffe, wenn die Swisscom "mit pauschalen Vorwürfen" in der Öffentlichkeit schlecht gemacht würde.
Alder betonte, dass das Schweizer Geschäft langfristig nur durch Auslandinvestitionen gesichert werden könne. Schon heute sei Swisscom international vernetzt und werde die Strategie im Kerngeschäft weiterführen.
Trotz scharfer Kritik beugt sich die Swisscom den Forderungen des Bundesrates, sich nicht an ausländischen Firmen zu beteiligen. Swisscom hat die Gespräche mit der irischen Eircom über eine möglich Transaktion abgebrochen. "Hier handelt es sich um ein "Niet zu Eircom", sagte Rauh. Die Argumente gegen die Beteiligung an der irischen Gesellschaft von Seiten des Bundesrates wurden zudem als "unqualifiziert" betitelt. Im Gegensatz zur bundesrätlichen Entscheidungsfindung sei das Dossier Eircom bereits seit einem Jahr auf dem Tisch. Dem Übernahmeversuch sei eine sorgfältige Prüfung vorangegangen. Der Bundesrat sei über sämtliche Schritte informiert gewesen, sagte Rauh.
Swisscom wird bis Ende Jahr eine neue Strategie für das Unternehmen für die Jahre 2006 bis 2009 vorlegen. Bis zur endgültigen Vorlage dieser Strategie wird es keine personellen Entscheidungen geben. Das bedeutet, dass Konzernchef Jens Alder und die Mitglieder des Verwaltungsrats mindestens bis zum kommenden 21. Dezember im Amt bleiben werden. Dann will der Bundesrat die überarbeiteten strategischen Ziele für die Swisscom verabschieden.
Nach Ansicht der Swisscom müssen die strategischen Ziele zwingend präzise Aussagen machen zur Konformität mit dem Telekommunikations-Unternehmungs-Gesetz, zur Auslandstrategie, zur Ausschüttungsstrategie, zum Privatisierungsprozess und zu den Konsequenzen einer Instruktion des Staatsvertreters. Auch zur Kommunikation zwischen Bundesrat und Swisscom und zur unveränderbaren Gültigkeit der strategischen Ziele während der vierjährigen Dauer will die Swisscom Informationen. (pbr)