Nach turbulenten Wochen, Abgängen in der Geschäftsleitung und einem Sinkflug des Aktienkurses ins Bodenlose, versucht die krisengeschüttelte Dübendorfer Softwarschmiede Esmertec, wieder Boden und vor allem das Vertrauen seiner Aktionäre zu gewinnen.
Neben der Ernennung eines neuen CEOs und einer neuen Geschäftsleitung, wurde auch der Bereich für den weltweiten Vertrieb und Service neu organisiert. Kosteneinsparungen erhofft sich das Unternehmen zudem durch die Schliessung einer Länderniederlassung sowie massiven Personalabbau.
Zum neuen Esmertec-CEO wurde Jean-Claude Martinez (Bild) ernannt. Martinez hat den Posten ad interim von Alain Blancquart übernommen, der im Mai das Unternehmen verlassen hat. Martinez stieg 2002 als Vertriebsleiter bei Esmertec ein und wurde im März 2004 zum COO ernannt. Von Ende 2005 bis Mai 2006 widmete er sich dem Aufbau des Bereichs für das weltweite Mobile Operator-Geschäft. Die Geschäftsleitung von Esmertec setzt sich neu wie folgt zusammen: Georges Boulloy, Vorstand für Produkte, Deborah Choate, Finanzvorstand, Sylvie Vollet, Leiterin der Rechtsabteilung und des Personalwesens, und Jean-Luc Gianduzzo, Bereichsleiter Global Services.
Nicht mehr im Esmertec-Boot sitzt Billy Crotty, bisheriger Vorstand für Vertrieb und weltweite Operations. Er habe aufgrund enttäuschender Vertriebsergebnisse und der Neuorganisation das Unternehmen per 30. Juni verlassen schreibt Esmertec. Bis ein neuer Bereichsleiter für den Vertrieb gefunden ist, übernimmt Martinez diesen Posten ad interim.
Um eine Führungsebene einzusparen wurde der Bereich des weltweiten Vertriebs und Services in die Bereiche Vertrieb und Global Services integriert. Der Bereich Global Services verantwortet weltweit die Kundenprojekte zur Software-Entwicklung und Integration, den Kunden-Support, die Dienstleistungen für Mobile Operators, sowie spezialisierte Outsourcing-Dienste für die Mobilfunk-Industrie.
Kosteneinsparpotential von 15 bis 20 Prozent erhofft sich das Esmertec-Management durch die Schliessung der Tochtergesellschaft in Dänemark, einem "signifikanten" Personalabbau in der japanischen Niederlassung sowie weiteren nicht genannten Sparmassnahmen. Zur Weiterführung der Kundenprojekte und der Produktentwicklung für die betroffenen Regionen will Esmertec Ressourcen aus anderen Niederlassungen hinzuziehen, heisst es.
Die Auswirkungen dieser Massnahmen sollen sich im letzten Quartal 2006 in den Büchern bemerkbar machen. Ohne Berücksichtigung von Sonderabschreibungen auf immaterielle Anlagewerte werden die Vorsteuer-Restrukturierungsauslagen auf 2 bis 2,5 Mio. Dollar veranschlagt. (pbr)