Sind Marktforscher falsche Propheten?

13. Juli 2006

     

"Verlässlich wie das Wetter", titelte IT Reseller in der letzten Printausgabe einen Artikel, der den Marktforschern auf die Finger schaut. Die kürzlich von IDC präsentierten Zahlen zum PC-Markt Schweiz beispielsweise lösen Skepsis aus. Gemäss IDC soll im 1. Quartal der Notebookmarkt stückzahlenmässig im Vergleich zum Vorjahresquartal um 10,8 Prozent zugelegt, der Desktopmarkt hingegen um 4,7 Prozent abgegeben haben.

Allen voran Robert Weiss, Autor des jährlichen Weissbuch-Reports, stellt die Richtigkeit der Zahlen in Frage. Ihm zufolge basieren diese nicht auf den effektiven Stück- und Umsatzzahlen der einzelnen Hersteller in der Schweiz, sondern auf den Zahlen des deutschen Marktes. IDC ginge davon aus, dass sich dieser ähnlich wie der Schweizer Markt entwickle und würde die Schweizer Zahlen entsprechend herunterrechnen. Weiss sagt zudem, das zweite Quartal sei schlechter gelaufen als das erste, wobei das erste schon mies gewesen sein soll.


IT Reseller wollte von den Schweizer Broadlinern wissen, wie sie die Angelegenheit einschätzen. Ingram-Chef Joe Feierabend kommt in etwa auf ein gleiches Ergebnis wie das Marktforschungsinstitut: "Soweit wir das beurteilen können, liegt IDC mit seinen Zahlen nicht schlecht", meint Feierabend. "Wir konnten bei den Notebooks im 1. Quartal rund 20 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr zulegen." Das Wachstum bei den PCs liege bei Ingram allerdings im einstelligen Bereich.

Hans-Peter Weiss, Managing Director von Actebis, sagt, dass ihm auch schon zu Ohren gekommen sei, dass die IDC-Zahlen für den Schweizer Markt nicht direkt auf den Angaben der hier ansässigen Hersteller beruhen. "Es hält sich von verschiedenen Seiten hartnäckig dieses Gerücht", sagt Weiss zu IT Reseller. Als zu optimistisch schätzt der Actebis-Chef zudem die von IDC publizierten Zahlen ein. Unumstritten sei aber, dass das Desktop-Geschäft rückläufig sei, dasjenige mit Notebooks weiter zulege, das Wachstum aber von der anhaltenden Preiserosion kompensiert werde. Grundsätzlich pflichtet er Robert Weiss bei und glaubt, dass das zweite Quartal tendenziell für alle Anbieter schlechter ausfalle als das erste.

Für Marc Schnyder, Geschäftsführer von Also Schweiz, ist dies ebenfalls kein Phänomen. Vergleiche man die letzten Jahre, so sei tendenziell das zweite Quartal immer das schlechteste gewesen. Von einem schlechteren Verlauf spricht auch Feierabend und begründet dies durch saisonal kleinere Projekte. Der Ingram-Chef fügt aber hinzu, dass man das Kaufverhalten und die Märkte über die Jahre sehr gut einschätzen gelernt habe und so entsprechend auch die Einkäufe plane. Schnyder setzt ebenfalls auf die langjährigen Erfahrungen seines Unternehmens, unabhängig davon, welche Zahlen von den Auguren publiziert würden. (pbr/map)


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