Siemens-Skandal: Gefährdetes Joint Venture und neue Vorwürfe

15. Dezember 2006

     

Aufgrund des Siemens-Korruptionsskandals soll das Joint Venture des Münchner Konzerns mit dem Handy-Hersteller Nokia nicht wie geplant am 1. Januar 2007 starten. Das Unternehmen wird gemäss berichten der Financial Times Deutschland (FTD) auf unbestimmte Zeit verschoben. Die im Juni vereinbarte Zusammenarbeit gehöre zu den wichtigsten Entscheidungen von Siemens-Chef Klaus Kleinfeld im laufenden Jahr. Wenn sich das Projekt aufgrund des Skandals bei Siemens noch weiter verzögern sollte oder gar scheitern würde, wäre Kleinfelds Position gefährdet, so FTD weiter.

Die Tatsache, dass sich die Finnen an der Überprüfung der Siemensinternen Kontrollsystemen beteiligen will, zeigt die Angst von Nokia, in den lange zurückreichenden Korruptionsskandal verwickelt zu werden. Schliesslich steht die Kommunikationssparte, deren grösster Teil in das Joint Venture übergehen soll, im Zentrum der Ermittlungen. Die FTD berichtet, dass sich Siemens-Manager schon vor mehreren Tagen besorgt über die Auswirkungen des Skandals auf die Zusammenarbeit mit Nokia geäussert hätten. Bei internen Prüfungen habe sich ergeben, dass die Finnen den Vertrag unter bestimmten Umständen anfechten könnten. Dieser sieht vor, die Netzwerkaktivitäten der beiden Konzerne zusammenzulegen.


Weitere schlechte Nachrichten kommen aus Wien: Wie die österreichische Beteiligungsfirma und Siemensaktionärin PI Power in einer Mitteilung schreibt, habe sie der Staatsanwaltschaft I in München eine Sachverhaltsdarstellung betreffend "zweifelhafter Vorkommnisse" um die Übernahme des Konkurrenten VA Tech durch Siemens Österreich übermittelt. Die Münchner hatten die Firma übernommen, ohne sie vertieft geprüft zu haben, wie Siemens Österreich-Chef Albert Hochleitner im September 2005 gegenüber der Handelszeitung zugab.

Laut Mitteilung habe am 27. Januar 2005 der damalige Vorstandsvorsitzende Heinrich von Pierer in der Hauptversammlung eine Untersuchung durch die interne Kontrolle abgelehnt, obwohl „im Protokoll dieser Versammlung ein vermuteter Schaden von 500 Millionen Euro für Siemens festgehalten worden sei. Auch bei anderen Gelegenheiten hätte von Pierer nicht auf "dringende Verdachtsmomente" im Zusammenhang mit strafbaren Handlungen rund um die VA Tech Übernahme reagiert, so die Mitteilung weiter. (mag)


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