Mit Computern fängt man vielleicht keine Mäuse, macht aber welche und erhält als Nebenprodukt noch Angestellte mit Sitzfleisch. So geschehen bei der Sair-Group, die ihre Mitarbeiter derzeit mit einem Home-PC-Angebot aus dem Hause Compaq nett aber bestimmt ködert.
Ab 1. November können Mitarbeiter der Sair-Group für 28.50 Franken im Monat einen Home-PC «mieten». Dazu gibt’s einen Lexmark-Drucker und einen Internetvertrag für drei Jahre bei
Sunrise. Nach 36 Monaten gehört der Kasten dann samt Peripherie ihnen.
Compaq ihrerseits hofft durch das Projekt getreu nach dem Motto «Kleinvieh macht auch Mist» ihr Umsatzvolumen zu steigern und weitere derartige Deals mit anderen Firmen abschliessen zu können.
Ausgedacht hat sich den Schachzug unter dem Deckmantel «Ausbau des Intranet bei Sair» die Fluggesellschaft. Mit im Boot oder besser Frachtflugzeug sind Compaq und die beiden Mitfischer
Lexmark und Sunrise.
Angeregte Diskussionen
Der Deal bewegt denn auch die Gemüter, was die zahlreichen Kommentare zu unserer Online-Nachricht auf www.itreseller.ch beweisen.
Für Compaq in die Presche springt ein Max Frischknecht (jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen können wir nicht mit Bestimmtheit bestätigen): «An alle schlauen Kommentatoren: Der Deal wurde von Sair initialisiert, um den Mitarbeitern ein attraktives Angebot zu machen, es ist keine Erfindung von Compaq!» Wir sind gerührt.
Tatsächlich ist das Angebot aber gar nicht zu verachten. Wer kann sich schon für weniger als einen Franken pro Tag an die Online-Welt anschliessen. Der Betrag für die Miete wird den Angestellten direkt vom Lohn abgezogen, die «Bestechung» läuft
Also ganz subtil ab.
Das Angebot umfasst alles, was der Home-Surfer braucht: einen Ipaq, einen 17 Zoll-CRT-Bildschirm, den Lexmark-Drucker, Software (MS-Windows, Office Small Business) und der Internet-Zugang von
Sunrise. Die zarteste Versuchung seit es Computer gibt, wer könnte da schon widerstehen?
Pech für den Computer-Retail: Die Kohorten der Sair-Group-Angestellten sind für ihn wohl als Kunden gestorben. Rechnet man die Monatsrate von 28.50 Franken mal die Laufzeit (36 Monate) kommt man auf den Schlagerpreis von 1026 Franken. Wer nicht Economy sondern Business surfen mag, nimmt einen flachen Bildschirm für einen kleinen Aufpreis (Preis noch nicht bekannt). So läuft das im Kapitalismus, das Gesetz des Profites regiert die Cyber-World.
Gilbert Huber, Kaufmann findet: «Schade, schade! Wofür soll denn der Fachhandel noch die Fahne Compaq hochhalten?!» Herr Huber, die steht schon ganz allein im Wind of change, aber wir setzen gern noch den Kommentar von Roger Betschart von C-Connect dazu: «Ja meine Herren, das ist eben der Trend auf dem Compi-Markt. Der Fachhandel wird von den Herstellern in die Ecke getrieben. Solange
Dell nicht mit 6’000’000 PCs gratis in den Markt geht, liegts ja noch drin.»
Erskine – Rotkreuz
Konfiguriert werden die PCs in der Compaq-Fabrik im schottischen Erskine. Überraschend: Der Logistik-Partner für den Mega-Deal ist nicht – wie man erwarten könnte –
Also ABC, sondern
Tech Data (ehemals C2). Subventioniert wird das Ganze zu rund 70 Prozent von der Sair-Group. Wen wundern da noch die Flugpreise. Vom Angebot profitieren können momentan die rund 25’000 Sair-Angestellten der Schweiz, doch bald soll das Programm auf die weltweit 70’000 Mitarbeiter ausgedehnt werden.
Reto Hartinger, Journalist meint dazu: «Ist doch toll. Nach den Gratisflügen gibt’s für Sair-Mitarbeiter jetzt auch noch den PC im Stand-buy-Modus. Ein weiterer Grund, bei Swissair anzuheuern. Hoffentlich stürzen weder Flugi noch PCs ab.»
Und der letzte Kommentar eines Lesers (A.Veuve): «Ich freue mich schon auf des Piloten Sohn, der auf dem neuen PC vom Papi probiert, Quake 3 zu spielen. Die kommen dann gemeinsam und kaufen sich einen «richtigen» PC. Oder sind die Sair Mitarbeiter so motiviert, dass die zu Hause auch nur noch arbeiten wollen?» Wir denken nicht und wünschen Guten Flug. (sk)
