An seiner traditionellen Keynote-Rede zu Beginn der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco enthüllte Apple-CEO Steve Jobs die bisher mit Erfolg geheimgehaltenen Features des kommenden Mac-Betriebssystems OS X 10.5 "Leopard". Am augenfälligsten ist der neu gestaltete Desktop mit halbtransparentem Menübalken und dreidimensional aufgepepptem Dock, das zudem mit dem neuen Feature "Stacks" angereichert wurde: Dokumente und Applikationen lassen sich zusammengefasst im Dock ablegen und bei Bedarf in Stapel- oder Matrixdarstellung wieder aufrufen.
Der Finder, im Mac-OS analog zum Windows-Explorer für die Dateiverwaltung zuständig, glänzt mit einer verbesserten Sidebar im iTunes-Stil. Diese zeigt nun unter anderem alle im Netz erreichbaren Computer sowie fix vordefinierte und vom Anwender konfigurierte Suchabrfragen an - so lässt sich zum Beispiel mit einem einzigen Mausklick alles finden, was man am gleichen Tag bereits erstellt hat, und zwar sowohl auf der lokalen Harddisk als auch auf sämtlichen verbundenen Netzwerk-Volumes und -Shares.
Neu bietet der Finder, ebenfalls ganz à la iTunes, neben der Icon-, Listen- und File-Browser-Darstellung die Ansicht "Cover Flow": Man blättert damit anhand einer Vorschau visuell durch die Dokumente in einem Verzeichnis. Zusammen mit der ebenfalls neuen Funktion "Quickview", mit der sich Dokumente in diversen Formaten betrachten lassen, ohne sie in der ursprünglichen Anwendung zu öffnen, erlaubt Cover Flow sogar das Blättern innerhalb von mehrseitigen Dokumenten. Cover Flow macht, wie viele andere Features der Leopard-Oberfläche, ausgiebig Gebrauch von der neuen Grundlagentechnologie Core Animation.
Verschiedene der zehn Leopard-Neuerungen, die Jobs gestern präsentierte, wurden bereits letztes Jahr angekündigt, darunter die Backup-Engine Time Machine, die Multi-Desktop-Umgebung Places sowie eine neue Version des mitgelieferten Instant-Messaging-Clients iChat.
Keine Rede war von einer Umstellung des Filesystems von Apples HFS+ nach Suns ZFS, wie sie Sun-CEO Jonathan Schwartz kürzlich in Aussicht stellte. Dafür gab Jobs bekannt, man habe "einen süssen Weg" gefunden, um Drittherstellern die Entwicklung von Anwendungen fürs iPhone zu ermöglichen, ohne die Sicherheit des Geräts zu kompromittieren: Da das iPhone mit einer vollständigen Safari-Browser-Engine ausgerüstet ist, lassen sich darauf Web-2.0-Anwendungen mit AJAX-Elementen betreiben. Diese können so gestaltet werden, dass sie wie Apples eigene iPhone-Programme daherkommen und dabei auf einige Services des Geräts wie das Absetzen eines Anrufs zurückgreifen.
Zum Schluss seiner anderthalbstündigen Rede konnte sich Jobs einen Seitenhieb auf
Microsoft nicht verkneifen. Leopard sei ab Oktober erhältlich, die Basic-Version koste 129 Dollar. Auch die Premium-Version sei für 129 Dollar zu haben, und das gleiche gelte für die Business-, die Enterprise- und die Ultimate-Variante... (IW)