Nicht nur die grossen Telekommunikationskonzerne und die Netzwerker drängeln sich an der diesjährigen Telenetcom. Auch einige Softwarefirmen und Applikationsentwickler werden versuchen, die begehrten «Entscheidungsträger» an ihre Stände zu locken. IT Reseller hat sich in der Ausstellerszene umgefragt und für Sie die Megatrends der TNC ausfindig gemacht.
Ab auf’s Netz mit der Sprache
Bis dato sind Sprachanwendungen auf dem Internet zwar ein häufig diskutiertes Thema unter Netzwerkern, konkrete und zuverlässige Anwendungen waren aber noch rar. Nun beginnt sich der Trend langsam von den Lüften über den Stammtischen in die Realität der Unternehmen zu bewegen. An der TNC wird man zwischen einigen Ständen übers LAN – oder auch in die Aussenwelt – telefonieren können. «Voice-over-IP» wird, da sind sich viele Aussteller einig, das grosse Ding an der TNC.
Dabei zeichnet sich die grosse Schlacht zwischen den eher IP-orientierten Herstellern wie
Cisco und den grossen Dominatoren der Telefonieszene wie
Nortel Networks ab. Giordano Sticchi von Nortel zum Beispiel erklärt die Sicht seiner Firma so: «Wir glauben nicht an das Konzept, die Telefonie vollständig auf eine neue Infrastruktur zu verlagern. Die Kunden wollen ihre bestehenden, zuverlässigen Anlagen doch nicht rausschmeissen. Wir zeigen die Integration von bestehenden Telekommunikationsanlagen und LANs. Der «Quality of Service» ist auf dem Internet noch zu tief, denn Telefonie verlangt nicht 99,9-prozentige Verfügbarkeit, sondern eine Zuverlässigkeit von 99,99999%!» Cisco seinerseits schlägt zurück und ist an etwa zehn Ständen mit Produkten und viel Werbung zu sehen.
Mit VoIP-Anwendungen beschäftigen sich unter anderen
Anixter, DDS Netcom,
NCR, Alcatel, Azlan und natürlich Nortel Networks,
Ascom und
3Com. 3Com verspricht am Stand ein funktionierendes Beispiel für Telefonie über das Internet aufzubauen, «falls die Geräte beim Zoll rechtzeitig durchkommen», so 3Com-Marketeer Patrick Hofer. Die meisten Aussteller wollen eher mit Lösungen als mit reinen Produkte-Präsentationen aufwarten. Stellvertretend Nicole Kurz von Anixter: «Die TNC ist früher oft in eine Materialschlacht ausgeartet. Das wollen wir dieses Jahr vermeiden und uns auf unsere wichtigsten Hersteller mit je einem zentralen Produkt konzentrieren.» Dass nun gewichtige Hersteller und VARs ganze Lösungen anstatt von Einzelprodukten bringen, zeigt, dass IP-Sprachdienste in die Nähe der Marktreife gerückt sind.
Schlagworte: CRM, CTI und Call-Center
Ein weiterer grosser Trend an der Telenetcom 99 ist die Integration von Telefonie in die Computerei – speziell Datenbanken – in der einen oder anderen Form. Im Gegensatz zu Irland und Grossbritannien steckt in der Schweiz der M arkt für die Verknüpfung von Telefonanlagen und Informationssystemen zu Call-Centern noch eher in den Kinderschuhen. Doch auch hierzulande beschäftigen sich grosse und kleine Anbieter damit und kämpfen um Marktanteile. Darunter sind
Ascom,
Ericsson, ComTelco, Avatech und
Nortel mit dem «Web-enabled Call-Center) zu finden. Andere setzen nicht auf eigene Produkte, sondern bieten potentiellen Kunden die Integration von Drittprodukten zu «CRM-Lösungen» (Customer-Relations-Management) an. Darunter finden sich
Unisys, die SQL AG und
NCR.
Ein Thema wird auch die Integration der verschiedenen Messaging-Formate auf einer Plattform sein. Voice-Mail, Fax, E-Mail und SMS-Nachrichten sollen möglichst gesammelt und auf einen Schlag sichtbar werden. Damit beschäftigen sich zum Beispiel Ascom mit «Call Pilot» und Nortel Networks mit dem «Unified Messaging».
Unter den vielen Netzwerk-Anbietern und Telefonieinstallateuren wird auch die Diskussion um Kabel-Standards und -Technologien weitergehen. Azlan zum Beispiel tendiert auf «Fiber-to-Desk» mit Produkten von 3M. Erik Niklaus von Azlan: «Bisher scheiterte die Verkabelung vom Server zum Switch und zum Arbeitsplatz mit Glasfasern an den hohen Preisen der Verbindungen. Jetzt werden diese Systeme aber viel günstiger und sich durchsetzen.
Cisco und Nortel haben schon Switches mit diesen Steckern.» Matthias Russenberger von DDS Netcom glaubt hingegen, dass sich die – letztes Jahr zum Teil heftig geführten – Diskussionen um «Kategorie 6»-Kupfer-Kabel fortsetzen werden.
TNC: Zielpublikum IT-Verantwortliche
Die Telenetcom ist keine Reseller-Messe. Die meisten der Aussteller hoffen auf möglichst viele und gute Kontakte zu den Anwendern, den IT-Verantwortlichen und Technikern der mittleren und grossen Unternehmen. Unter den potentiellen Wiederverkäufern wird am ehesten noch der Kontakt zu den Telefonieinstallateuren und den Netzwerkspezialisten gesucht. Nortel-Mann Sticchi zum Beispiel meint: «Wir wollen auch Networking-Reseller treffen. Da können wir aufzeigen, wie leicht es ist, Nortel-Partner zu werden. Wir werden auf jeden Fall die Registrierungs-Formulare mitnehmen.» Für Patrick Hofer von
3Com ist die TNC-Teilnahme ein Test. «Wir wollen Leute aus den KMUs antreffen. Fraglich aber ist, ob wirklich die Entscheidungsträger kommen oder ‘nur’ die Netzwerkspezialisten.»
Die Exoten in der Nische
Eher ein exotisches Produkt wird der
Palm Pilot unter all den riesigen Routern, Switches und Verkabelungslösungen sein. Doch auch dieser lässt sich bekanntlich vernetzen. Mit ASL-Connect zeigt
Comlight die Synchronisation von mobilen Geräten mit Datenbanken und Groupware-Servern. Gonca Kuleli von Comlight ist optimistisch: «Die TNC ist eine sehr technologielastige und trockene Angelegenheit. Wir werden mit unseren Palm Pilots sehr viele Leute anziehen, da sie klein und herzig sind. Wir wollen zeigen, dass wir kein 08/15-Disti sind.» Die Schlieremer
Elcoma hingegen will neben einer Router-Lösung (Motto: «Werfen Sie ihren alten Router nicht fort!») vor allem ihre Schulungsangebote in den Vordergrund rücken. Innert 15 Tagen könnten junge Leute ihn ihren Kursen die Grundlagen für die Weiterbildung zum «CNA» oder «MCSE»-Zertifikat erwerben, meint Dietrich Schwarzinger. (hc)