Systems stabilisiert – Schweizer Aussteller kritisch


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/21

     

Die Schweizer Aussteller an der Münchner Systems hatten an der Lage ihres Gemeinschaftsstandes gar keine Freude (siehe Seite 1). Doch scheint sich die Systems — zumindest punkto Aussteller- und Besucheranzahl stabilisiert zu haben. Die Veranstalter der schon mehrmals totgesagten Messe melden jedenfalls Rekordzahlen.
Die Zahl der Aussteller ist in den letzten drei Jahren um 80 Prozent gestiegen, dieses Jahr waren 2749 Aussteller in München präsent. 147’000 Besucher wurden vermeldet, das sind 14’000 oder über zehn Prozent mehr als letztes Jahr. Der Anteil der Fachbesucher (98% nach eigenen Angaben) hätte auf dem Niveau vom Vorjahr gehalten werden können. Die Systems kann immerhin für sich beanspruchen, anderthalb mal soviel Besucher angelockt zu haben als die von den Amerikanern dreist als grösste Computermesse der Welt angeführte Comdex.

Regionalcharakter

Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass die Systems immer noch damit kämpft, sich gegenüber der Cebit und der Orbit / Comdex zu behaupten. Mit einem klaren B2B-Fokus alleine ist es allerdings noch nicht getan. Immerhin haftet der Messe der Ruf an, dass sie weniger mit Neuheiten von sich reden macht und Aussteller die Messe mit Vorliebe nur zur Kontaktpflege mit ihren Kunden nutzen.
Daher kommt es auch, dass die Systems auch dieses Jahr ihr Image als Regionalmesse nicht hat abstreifen können. Wenn die 147’000 Besucher ausser aus Deutschland zwar noch aus 67 anderen Ländern angereist waren, waren dieses Jahr dennoch nur 20’000 Besucher aus West-, Nord- und Ostdeutschland vertreten. Der überwiegende Rest verteilt sich also auf ausländische Besucher und solche aus der Region München, welche wohl den Löwenanteil ausmachten.
In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage des Nutzens eines eben mal nicht billigen Messeauftritts. Gerade für Schweizer Unternehmen macht es nämlich nur beschränkt Sinn, sich auf einer ausländischen Messe zu präsentieren, die nur regionalen Charakter hat. Bei den vergleichsweise hohen Kosten will man schliesslich in ganz Deutschland und nicht bloss in der Region München Bekanntheit erlangen. Dafür dürfte sich wohl eine Cebit besser eignen, auch wenn da der «Turnschuh-Publikum»-Anteil höher ist als bei der Systems. (mh)

Das sagen Schweizer Marketingprofis zu ihrem Auftritt an der Systems 2000

Ernst Sperandio, Vice President, Bison Schweiz: «Wir waren zum ersten Mal mit der OSEC an einem Gemeinschaftsstand. Donnerstag und Freitag waren die besten Tage, da konnten wir interessante Kontakte mit potentiellen Vertriebspartnern und Kunden knüpfen. Der Gemeinschaftsstand war aber leider in Halle 6 und nicht in Halle 3. Da wir im Vorfeld der Messe sehr viel gemacht haben und noch bei IBM in Halle 3 präsent waren, hatten wir dennoch viele Besucher in Halle 6 transferieren können. Wir tragen uns mit dem Gedanken, nächstes Jahr mit einem eigenen Stand in Halle 3 präsent sein. An der Cebit werden wir sicher teilnehmen.»
Nathan Schönbeck, Leiter Marketing E-Business Division, Simultan: «Wir waren überrascht über die hohe Qualifikation der Besucher, hatten fast keine Laufkundschaft aber sehr viel Kundschaft aus der Region. Das ist aber nicht erstaunlich, da es in den Regionen München und Stuttgart sehr viele mittlere und kleine Betriebe gibt. Viele kamen auch aus den neuen Bundesländern. Was die Leads angeht, sind wir nicht sehr zufrieden, da der Osec-Stand nicht am richtigen Ort war. So kamen wir zu sehr wenige Leads. Das muss nächstes Jahr besser gemacht werden. Trotzdem konnten wir interessante Gespräche mit anderen Herstellern führen und via Partner Kontakte im deutschen Markt knüpfen.»
Ralf Korb, Marketing Direktor, Team Brendel: «Die Quantität der Besucher war enttäuschend. Es ist der Messe erneut nicht gelungen, das Zielpublikum, das die Aussteller erwarten, der Messe zuzuführen. Es gibt kaum eine inkompetentere Messeorganisation als die der Messe München. Die Marketingaktivitäten hatten wie immer zu spät begonnen, waren nicht aktuell und es ist nicht gelungen, den Katalogeintrag von Team Brendel richtig zu plazieren. Elektronisch waren wir erst nach dem dritten Messetag eingetragen! Tagesveranstaltungen mit qualifizierten Partnern sind nutzenstiftender und es stellt sich die Frage, ob eine subventionierte Roadshow durch Deutschland nicht mehr bringen würde. Bei einer eintägigen Veranstaltung in der Schweiz hatten wir mehr Leads als in einer Woche Systems. Wären wir nicht als Partner von Toshiba auf deren Stand gewesen, hätten wir auf die Systems verzichtet. Die Systems ist für einen CRM-Anbieter rausgeschmissenes Geld!»
Roland Pulfer, CEO, Pulinco AG: «Bezüglich dem Fachbesucher-Anteil waren wir sehr zufrieden, der Anteil an Besuchern aus Deutschland, verglichen mit der Region München, war ausgewogen. Wir konnten insgesamt ca. 250 gute Leads generieren. Für Pulinco hat sich der Auftritt gelohnt, die Kosten beliefen sich auf 75’000 Franken. Auch mit der Organisation von Swisssoft waren wir sehr zufrieden.»


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