Wstore: Start mit angezogener Handbremse

Bereits im August 99 wurde bekannt, dass sich Hugo Wyrsch der Wstore-Gruppe angeschlossen hat und einen Schweizer Ableger aufbauen will. Danach wurde es lange ruhig um das Projekt Wstore.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/21

     

Die Wstore-Gruppe ist ein typischer Internet-Startup. Ausgestattet mit Risikokapital, einem Geschäftskonzept und einer Reihe von Entwicklern soll die Art und Weise, wie KMUs in Europa Computer beschaffen, verändert werden.
In der Schweiz haben sich Hugo Wyrsch (Also, Wyrsch Trading, CHS) und René Gilli von Microware entschlossen, das Konzept von Wstore zu übernehmen und eine hiesige Niederlassung aufzubauen.

Konzept: Marketing-Frontend

Das Konzept von Wstore steht heute im Bereich der E-Tailer, die sich auf Firmen konzentrieren, einzig da. Wstore selbst konzentriert sich auf Marketing im weitesten Sinne. Dazu gehört eine E-Commerce-Software samt Such- und Katalogfunktionen.
Angezeigt werden Verfügbarkeit und zu den einzelnen Produkten sind Dokumentationen hinterlegt. Ausserdem übernimmt Wstore Verrechnung und Inkasso und trägt das Delcredere-Risiko. Damit hat es sich dann auch schon.
Die gesamte Logistik ist zum multinationalen Distributor Ingram Macrotron ausgelagert. Ingram liefert die Daten (Preise, Verfügbarkeit, etc.) an Wstore, der sie ins eigene E-Commerce-System integriert. Wird eine Ware bestellt, so verpackt und liefert Ingram die Produkte direkt zum Kunden.
Das Interface zwischen Wstore und Ingram befinde sich direkt bei Ingram in Kalifornien, so Hugo Wyrsch. Wstore verlässt sich aber nicht ausschliesslich auf Ingram, sondern arbeitet für Produkte, die Ingram nicht führt, auch mit anderen Lieferanten zusammen. Ausserdem wird den Kunden Beschaffung von Nicht-Katalog-Artikeln angeboten.

Partner liefern Service

Auch Dell kommt nicht ohne Partner aus, die beim Kunden für die nötigen Dienstleistungen besorgt sind. Um ein Komplettangebot zu liefern, hat sich Wstore mit der Berner Turnkey, der Sarner Network Factory und der Bison-Gruppe zusammengetan.
Bedingung für eine Partnerschaft ist, dass der VAR nicht mit Wstore konkurriert (die Bison-Gruppe wolle sich zum Beispiel vollständig auf Corporate-Kunden konzentrieren, meint Wyrsch). Zur Zeit teilt sich Wstore die Marge mit den Partnern je hälftig, ab nächstes Jahr, soll das Verhältnis 66:33 lauten. Auf Kundenbestellungen, die der VAR zu Wstore bringt, bezahlt der E-Tailer eine Provision.

IT- und Kapitalprobleme

Der Start der Firma mit dem für die Schweiz neuartigen Konzept hat sich nun aber massiv verzögert – ursprünglich war ein breiter Auftritt für den Herbst 99 geplant. Laut Hugo Wyrsch hat die Verzögerung mehrere Gründe. Zum einen kämpfte die Zentrale in Paris mit dem E-Commerce-Auftritt. Dazu kam, dass nach dem CHS-Crash ein neuer, europaweit kooperierender Distributor gesucht werden musste. Zu guterletzt kam der Crash der «New Economy»-Aktienkurse hinzu, was die Kapitalbeschaffung auch für die ausgebufften Branchenprofis von Wstore schwierig machte.
Zwar konnte sich Wstore nun in einer zweiten Runde mit frischem Geld versorgen, doch müssen die einzelnen Länder viel schneller als ursprünglich geplant selbsttragend werden. Für Wyrsch und seine Leute in Stans bedeutet dies den weitgehenden Verzicht auf grossangelegte Marketingkampagnen. Er hofft auf einen Umsatz von 200’000 Franken im November, ab dann soll es stetig aufwärts gehen. Anstatt eines gross angelegten Starts wird sich Wstore also Schritt für Schritt bekannt machen müssen. (hc)

Web-Callcenter für Hersteller

Die meisten Partner der Hersteller und Generalvertretungen würden aus verschiedenen Gründen auf eine wirksame und durchgehende Bearbeitung von Leads verzichten, heisst es in der Wstore-Eingenwerbung. Und: «Ein konsequentes Reporting von Seiten der Partner fehlt», so der gleiche Flyer.
Wstore will sich ein weiteres Marktsegment mit Marketing-Dienstleistungen für Hersteller aufbauen. Dazu sollen dedizierte Telesales-Leute auf die Leads der Hersteller angesetzt werden. Wstore wirbt damit, dass «100% der Leads umgehend» bearbeitet würden und 20% der angegangenen potentiellen Kunden tatsächlich gewonnen werden. So heiss, wie es in der Werbung tönt, wird die Suppe aber nicht gegessen. Denn vorläufig beschäftigt Wstore gerade mal einen Telesales-Mann, der von einer Temporärkraft unterstützt wird.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wie hiess im Märchen die Schwester von Hänsel?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER